Erste Version: 1/2009
letzte Überarbeitung: 2/2009
Nach der Adrenalin-Spritze, wahrscheinlich in dem Augenblick, als mein Herz zum ersten Schlag angeregt wurde, geschah das Schreckliche mit mir: ich fiel in eine schwarze Tiefe hinunter. Mit einem unheimlichen "Ruck" und "Schock" schlüpfte ich in meinen schwerverletzten Körper zurück. Alles Schöne war plötzlich weg. Ich spürte: ich muss zurück. Ich kam wieder zum Wachbewusstsein und spürte unbeschreibliche Schmerzen. Sofort danach fiel ich wieder in Ohnmacht vor Schmerz, jedoch als wiederbelebter Mensch. Durch die Kunst eines guten Arztes wurde ich also gewaltsam wieder zurückgeholt, weil er "per Zufall" im richtigen Moment bei der Unfallstelle war und "per Zufall" die richtige Spritze bei sich hatte. Die Wiederbelebung war damit "zufällig" gelungen. Die Sanitäter wurden gerufen und ICH wurde wieder als lebender Mensch mit integriertem Geist/Seele/Körper mit Sirenen und Blaulicht ins Ospedale San Giovanni in Bellinzona gefahren. "Per Zufall" war dort der brillante Chirurg Primarius Clemente Mob gerade anwesend, weil er kurz aus seinen Ferien zurückgekommen war, um seine Abteilung zu besuchen. Er begann sofort zu operieren und rettete damit zum zweiten Mal mein Leben. Dadurch aber hatte meine Leidensgeschichte wieder begonnen. Seit dieser Zeit pflege ich zu sagen: "Das schönste Erlebnis meines Lebens war mein Tod." Ich war wirklich im Leben nie so glücklich wie im Tod, wobei das Wort "Tod" in Anführungszeichen stehen muss, denn, wie ich heute weiß, war das nur ein klinisch toter Zustand. Aber damals habe ich alles als richtiges Todeserlebnis wahrgenommen und registriert.
Einige Tage später kam ein Herr in mein Spitalzimmer in Bellinzona. Er trug einen normalen Straßenanzug.
Ich erkannte das Gesicht aber sofort wieder und begrüßte ihn mühsam mit:
"Guten Tag Herr Doktor, warum haben Sie mir diese teuflische Spritze gegeben?" Ich konnte mich auch sehr gut an seine klare, deutliche Stimme erinnern. Er war verblüfft und fragte, wieso ich ihn kenne. Ich erzählte es ihm. Wir wurden später gute Freunde. Er wurde zum "Ritter der Straße" dekoriert, weil er mich - ich sage leider - auf diese Welt zurückgeholt hat.
5.3.1
(Inhalte von mir (Kersti) zeitlich geordnet)
Ina Rippl-Rohmann hatte als 16-jährige beim ersten Ausritt nach einer Gehirnerschütterung einen Unfall, dessen genauer Ablauf unbekannt ist, da das Pferd alleine vom Ausritt zurückkehrte und sie bewusstlos auf einem unbeleuchteten Feldweg vor dem Stall lag und keine Erinnerungen an den Sturz behielt. Sie hatte eine Gehirnblutung wegen der sie 13 Tage im Koma lag. Es war nicht sicher, in wie weit sie danach wieder selbständig leben könnte. 5.3.5Am Anfang der Nahtodeserfahrung war sie im Jenseits, das sie als etwas wahrnahm, wo nichts von nichts getrennt ist. Danach hatte sie ein Außerkörperliches Erlebnis, von dem aus sie in den Körper zurückkehrte. 5.3.5
Der Weg zurück in den Körper
Ich erlebte das Krankenzimmer wie meinen eigenen ?Körper?. Und als ich den Schmerz einer anderen weinenden Mutter wahrnahm, die als Begleitung bei ihrem todkranken Kind übernachtete, tat es mir überall weh.Diese Schilderung lässt deutlich werden, in welcher Welt ich am Ende des Komas lebte: In einer Welt, wo es keine verfälschten, unwahren Haltungen gab, wo man ohne sich abgrenzen zu müssen mit dem Ganzen im Einklang war und wo die Kommunikation telepathisch übertragen wurde. Ich befand mich also weiterhin in dem ewigen Jetzt, ohne jegliche zeitliche und räumliche Einbindung.
IRGENDWANN gab es den Bewusstseinsschritt vom "Über-mir- Schweben" zum "Durch-die-Augen-von-Innen-Herausgucken". Es war schon ein Willensakt; wunderbar und schmerzlich zugleich: Gewünscht, ersehnt und doch sehr schwierig.
Ich fühlte mich schlagartig winzig klein. Meine Seele, mein weit ausgebreitetes Bewusstsein musste sich den irdischen Verhältnissen anpassen. Das Raumbewusstsein, die empfindungsmäßige Wahrnehmung des ganzen Raumes, musste ich sozusagen in zwei winzige Kanäle bündeln, um wieder konkret durch meine Augen ?sehen? zu können.
Ich war "unten" angekommen und im Geiste war mir klar: Hier bin ich ein Säugling, ein Baby. Meine Umgebung passte zu dieser Empfindung: Ich lag in einem Gitterbett, wurde gewickelt, gefüttert und gepflegt, da meine Bewegungsmöglichkeit sehr eingeschränkt war. Als Folge der Gehirnblutung war meine ganze rechte Seite taub, bzw. gefühllos, was jede koordinierte Bewegung erschwerte und mich vorübergehend zu einem Linkshänder machte und mich sehr verunsicherte.
Mein Bewusstsein unterschied weder zwischen Tag und Nacht noch zwischen der inneren und äußeren Welt. Diese gingen ohne Trennung ineinander über. Ich handelte im tiefen Vertrauen auf die telepathische Verständigung, die ich nun gewohnt war, sprach nicht und wunderte mich, wenn meine Verwandten und das Pflegepersonal meinen Gedanken nicht entsprachen.
Dann fand ich meine Sprache wieder. Ein Kinderlied, das meine Schwester sang und in das ich freudig einstimmte, brachte mich wieder in Kontakt mit meiner Stimme.
Wir alle haben diese Erfahrung als Kinder gemacht: Dadurch, dass wir uns äußern, können wir erst eine Reaktion auf unsere Gedanken bekommen. Erst durch die Sprache können wir an der Gedankenwelt des anderen teilhaben.
Ganz allmählich lernte ich die täglichen Notwendigkeiten wie waschen, anziehen, Zähne putzen sowie die üblichen Verständigungen wieder. Meine rechtsseitige Gefühllosigkeit blieb jedoch erhalten, so dass ich bis zu meiner Verlegung in die Filderklinik erst wenige Schritte ohne Hilfe gehen konnte. Auch meine Stimme war zu der Zeit noch nicht altersentsprechend entwickelt sondern erinnerte an frühkindliche Zeiten.
Ein Zeichen dafür, dass ich ein völlig neues Leben begonnen hatte war z. B., dass ich übermäßige Angst vor dieser unbekannten Situation hatte. "Verlegung" bedeutete für mich das Ende meiner gewohnten Welt und war deshalb ungeheuerlich für mich. Ich hatte panische Angst davor, obwohl meine Mutter sich darauf freute.
Ein großer Bewusstseinsschritt vollzog sich, als ich dann in dem anderen Krankenhaus war, dessen Räumlichkeiten mir schon vor dem Unfall bekannt waren. Nun konnte ich langsam an die vorangegangenen Erfahrungen anknüpfen - sehr langsam. 5.3.5
Es dauerte ein Jahr, bis auch mein kleiner Zeh wieder "fühlte". Ebenso war es mit meinem Bewusstsein, das sich innerhalb von Monaten wieder vom Kleinkind- bis zum Teeny-Zustand und dann zur jungen Erwachsenen entwickelte. Es gab Phasen, in denen ich nicht glücklich darüber war, wieder "hier" zu leben, besonders am Anfang. Es gab auch Zeiten, da wollte ich etwas anderes für wichtiger halten, als ?das Licht?. Zeiten der Auflehnung, Zeiten der Verzweiflung und der flammenden Sehnsucht wechselten mit Momenten voll Frieden und Vertrauen, mit reflektierendem Verstehen. 5.3.5
Bei der Rückkehr in den Körper waren die Zahlenverhältnisse ähnlich: 59% waren einfach plötzlich innerhalb des Körpers, 10% verschmolzen allmählich wieder, 18% flutschten schnell zurück in den Körper, 8% betraten den Körper durch einen Tunnel oder eine Tür und 3% kehrten auf andere Weise in ihn zurück. 16.3
Seltener soll man im Leben noch etwas erledigen oder etwas besser machen als bisher. Einige kehren zurück, ohne den Grund für die Rückkehr zu wissen. Darüber hinaus kommt es auch vor, daß eine erfolgreiche Wiederbelebung der einzige Grund für die Rückkehr in den Körper zu sein scheint.
In 72% der von Fenwick untersuchten amerikanischen Nahtodeserfahrungen wurde eine definitive Rückkehrentscheidung getroffen. Etwa die Hälfte der Beroffenen traf die Entscheidung selbst, für die andere Hälfte wurde sie getroffen. Rückkehrentscheidungen sind bei Kindern seltener (52%) und bei Jugendlichen (70%) und Erwachsenen (75%) zunehmend häufiger. Wobei Kinder und Erwachsene die Entscheidungen in der Hälfte der Fälle selber trafen, während das bei Jugendlichen nur in einem Drittel der Fälle vorkam. 3.10 S.97
In den von Pasricha untersuchten 28 Nahtodeserfahrungen aus indischen Dörfern wurden die Betroffenen in 83% der Fälle durch Boten zurückgebracht. In 62% der Nahtodeserfahrungen geschah das, da die Person noch nicht sterben sollte, bei 38%, da eine andere Person mit dem Sterben dran war und in einem Fall (4%) nicht aufgrund eines Fehlers. Nur einer wurde von Freunden zurückgeschickt (4%). Eine freie eigene Entscheidung kam nur in einem Fall (4%) vor. 1.24
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
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