Beispielgeschichte, Kersti:
Eine Kritik für die faszinierenste Geschichte des Fancines
Der neue Sternenkristall ist gekommen. Es ist ein Heft mit
Geschichten über die von Marion Zimmer Bradley (MZB) erfundene
Welt Darkover, mit von deutschen Fans geschriebenen Geschichten.
Ich lese mir die Geschichten durch, die formal von sehr
unterschiedlicher Qualität sind - teilweise sehr gut
formuliert, technisch perfekt, teilweise die erste Geschichte eines
blutigen Anfängers. Wie es halt kommt. Auch ich habe meine
Anfängerfehler im Sternenkristall veröffentlicht.
Ebenso unterschiedlich sind die Geschichten. Viele sind nicht
besonders origineller Abklatsch anderer Geschichten, die von MZB
in ihren Darkover-Anthologien veröffentlicht wurden. Einer,
dessen gesamtes Geschreibe - auch die inhaltlichen Artikel die er
immer im Relays schreibt - zeigt, daß er wohl mit dem Leben nicht
zurechtkommt, schreibt regelmäßig Geschichten, die absolut
nicht auf den Punkt kommen. Hier ist auch wieder eine.
Eine jedoch fasziniert mich. Sie läßt mich nicht wieder
los. Eine Geschichte von einem Menschenkind, das ein Katzenwesen findet.
Sie geht mir einfach nicht aus dem Kopf.
Sie fasziniert mich, ich lese sie wieder und wieder, weil sie so
schön ist. Leider würde so etwas in keinem Buch
veröffentlicht. Es ist eine Geschichte voller Anfängerfehler.
Ich frage die Autorin, ob sie gerne eine Kritik für ihre
Geschichte haben will.
Ich kritisiere nichts, was ich schlecht finde. Ich kritisiere nichts,
was ich unwesentlich finde. Ich schreibe nur solchen Autoren eine Kritik,
die mir etwas vorgelegt haben, was ich wirklich faszinierend und gut
finde. Es kommt halt nur nicht richtig rüber.
Bei Sachtexten ist die Frage, welcher Text eine Kritik verdient oder erfordert komplexer. Einen Sachtext, der durch und durch schlecht ist, läßt man sang und klanglos unter den Tisch fallen. Es gibt jedoch verschiedene Gründe, warum ein Text eine Kritik wert sein könnten.
- Der Text ist ein idealtypisches Beispiel für einen weit verbreiteten Gedankenfehler und kann deshalb gut als Aufhänger für die Korrektur dieses Fehlers dienen.
- Eine Person, ein Verein oder die Vertreter einer Meinung haben eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit und eine Widerlegung der Fehler in ihrer Meinung ist deshalb notwendig
- Der Text hat ein hohes inhaltliches Niveau und erfüllt die Ansprüche die an wissenschaftliche Texte gestellt werden müssen, ungewöhnlich perfekt
- Der Text behandelt ein Thema, das wichtig ist, um unsere Weltprobleme zu lösen
- Der Text hat für mich eine hohe persönliche Relevanz
Wenn ich mehrere Texte zur Auswahl habe, die ich kritisieren könnte, um einen bestimmten Fehler zu illustrieren, ist es immer am klügsten, entweder den hochwertigsten verfügbaren Text auszuwählen, oder aber alles, was an diesen Texten gut ist, zusammenzufassen, um darauf eine Kritik aufzubauen. Ich will schließlich nicht diejenigen Leser überzeugen, die sowieso mit mir einer Meinung sind, sondern die, die bis jetzt noch anderer Meinung sind. Das wird mir nie gelingen, wenn ich die besten Argumente für deren eigene Meinung nicht zur Kenntnis nehme.
Daher brauche ich möglichst jedes gute Argument und jeden guten Beleg, den es für die fremde Meinung gibt, und alle diese Belege muß ich in mein eigenes Modell so einordnen, daß sie damit mindestens so gut erklärt sind wie durch das Modell, das hinter der Gegenmeinung steht. Wenn ich eine schlechte und unvollständige Vorlage benutze, kann ich daher nicht wirksam kritisieren.
Genau aus diesem Grund ist jede Kritik an fremden Texten, wenn sie von mir kommt, auch ein implizites Kompliment an den Autor des kritisierten Textes.

| |
V17.
Brief über angemessenen Umgang mit Verleumdungen
V58.
Absolute Wahrheit?
V108.
Kritik: Was betreffen mich die Fehler anderer Leute?
V115.
Was mich an Darkover am Meisten faszinierte
V140.
Die zerstörerische Arroganz der herrschenden Meinung
V150.
Den Fachleuten vertrauen?
V165.
Meinungsfreiheit - ein Luxus ?
V168.
Meckerrunde
V172.
Ein echt guter Rat
V173.
Was ist Gewissen?
V176. Standpunkte
V194.
Was unterscheidet eine Gehirnwäsche von einem Dazulernen?
V224.
Warum gerade diese Links?
V243.
Ist die Schulmedizin wirklich so schlecht, wie das hier auf
meiner Internetseite erscheint?
V244.
Warum Vertreter von Außenseitermeinungen besser informiert
sind, als Vertreter weit verbreiteter Meinungen
V248.
Spielverderber - oder - Wer sind die Guten?
V277.
Das Prinzip der Narrenfreiheit
V285.
Keine Liebe ohne "Nein"
V294.
Warum Außenseitermeinungen für Fachleute
schwerer zu verstehen sind als für Laien
|