erste Version vor: 26.02.01
letzte Überarbeitung: 3/07
Thema: V26.1 Wenn mir jemand die Frage stellt, warum ich so begeistert von der Option-Methode bin, kann ich eigentlich nur mit einem Teil meiner eigenen Lebensgeschichte antworten. Nach der zweiten Klasse wechselte ich die Schule und wurde in der neuen Klasse ausgegrenzt und zum Opfer jede Bosheit, die sich meine Mitschüler so einfallen ließen. Falls es eine Möglichkeit gab, etwas Wirkungsvolles dagegen zu unternehmen, konnte mir die zumindest niemand verraten. Zuhause wurde in der Zeit Karola, eine ehemalige Schulfreundin von mir, die von ihrer damaligen Pflegemutter ins Heim gesteckt worden war, unter anderen auf meinen Wunsch in unsere Familie aufgenommen. - Wer weiß, was so etwas in einem Menschen anrichtet, der kann sich vielleicht vorstellen, was dann nachher bei uns zuhause los war. Wer es nicht weiß, der kann es sich nicht einmal vorstellen, wenn ich es ihm in allen Einzelheiten erzähle. Nur - hätten wir sie nocheinmal zurück ins Heim gesteckt - das hätte sie nicht verkraftet. Also haben wir die Zeit durchgestanden, bis sie erwachsen wurde. Jedenfalls war das zusammengenommen dann doch ein wenig zu viel für mich. Da ich Probleme schon immer sehr mit mir selbst ausgemacht hatte, merkte meine Mutter zuerst nur, daß ich mir von mir aus keine Freunde mehr suchte und schleppte mich zu vielen Psychologen und Familientherapeuten und was es sonst noch so alles gibt. Die allerdings fielen alle durch meine "Aufnahmeprüfung für die Liste vertrauenswürdiger Therapeuten". Ich stellte ihnen nur eine Frage: "Was sind Deine Grundsätze bei der Arbeit und welche Methoden wendest du dabei an?" (Ich wählte zweifellos jedesmal andere Worte.) Ich habe diese Frage in keinem Fall beantwortet bekommen. Damit waren sie schon durchgefallen. Denn so viel Achtung für ihre Patienten, daß sie diese Frage - wenn sie denn kommt - beantworten, zählt nun einmal zu meinen Mindestanforderungen an Therapeuten gleich welcher Art. Ich spürte, daß sie das, was sie in ihrer Arbeit gewöhnlich taten, gut MEINTEN. Aber das ist nun einmal keine Garantie, daß es auch gut IST. Und ich hatte immer wieder die Erfahrung gemacht daß meine Herangehensweisen an Probleme zwar auf die meisten Menschen eine ziemlich naiven Eindruck machten, aber dennoch besser funktionierten, alles alles, was sie für vernünftig hielten (V17, V111, V159, V114). Am Ende meiner Schulzeit war ich schließlich praktisch unfähig Briefe an jemand anderen als meine Schwester zu schreiben, weil ich dabei nicht bei jedem Wort überprüfen konnte, wie sie es aufnahmen und deshalb einfach zu viel Angst hatte, mit meinen Ansichten ins Fettnäpfchen zu treten, ohne es zu merken. Außerdem verhinderten Panikanfälle, daß ich jemanden, der mir sympathisch war, ansprach um seine Freundschaft zu gewinnen. Wegen Karola stufte ich Freundschaften mit ihren Verpflichtungen nämlich als potentielle Gefahr für die geistige Gesundheit ein - die ich mir nach diesen Angriffen einfach nicht mehr hätte leisten können, denn ich war einfach am Rande meiner Kräfte, auch wenn ich doch ohne allzugroßen Zwischenfälle durchs Gymnasium kam. Eines Tages kam meine Tante zu Besuch und erzählte, sie hätte ein Option-Wochenendseminar besucht und sie suchte nun "Opfer" für ihre ersten Experimente mit dieser Methode. Ich stellte ihr die übliche Frage und sie erläuterte mir die Option-Haltung und die Fragen. Daraufhin ließ ich mich auf einen Option-Dialog mit ihr ein. Der Erfolg ließ mir diese Methode als brauchbar erscheinen. Etwas später kam die Frage auf, ob ich es als lohnend betrachten würde, in die USA zu fliegen, um selber das Option-Institut zu besuchen. Das tat ich und verband diesen Aufenthalt mit einem Workkamp und drei Wochen Urlaub zusammen mit meiner Tante Brigitte und Mecki, einer gemeinsamen Freundin von uns, die seit Jahren dort als Volonteer arbeitete. Ich machte dort fünf zweistündige Optiondialoge und ein Wochenendseminar mit. Zur Optionhaltung muß ich noch eines sagen: Ich habe während dieser Dialoge wirklich alles gemacht, womit man einen Mentor hätte verunsichern können, außer körperlichen Angriffen. Ich habe sie persönlich angegriffen, ihre Dialogtechnik kritisiert, bin wütend geworden, habe "verrückte" Ansichten vertreten. Dennoch ist keiner von ihnen jemals nur einen Deut von der Optionhaltung abgewichen. Als ich zu meinen Eltern nach Hause zurückkehrte, hatte ich zum ersten mal in meinem Leben Heimweh - nach dem Option-Institut. Danach traf ich mich mit meiner Tante und einigen anderen in der Wohnung meiner Tante und wir machten dort Option-Dialoge miteinander. Zuerst konnte ich diejenigen, die zu so etwas tollem nicht regelmäßig kamen, überhaupt nicht verstehen. Doch nach etwas mehr als einem Jahr, stellte ich fest, daß ich eigentlich keinen Partner mehr für Option-Dialoge brauchte. Die Fragen kennt man sowieso nach den ersten drei Dialogen schon selbst auswendig. Die psychologische Unterstützung, daß da jemand neben einem steht, der darauf vertraut, daß man die Probleme schon selber gelöst bekommt, war aber erst nach eben diesem Jahr nicht mehr nötig. Mir wurde jedoch bewußt, daß ich in diesem Jahr nicht nur einige ganz konkrete Probleme gelöst hatte, sondern daß sich auch mein Lebensgefühl verändert hatte. Ich fühlte viel mehr Freude und Leichtigkeit, als früher. Nennenswerte Probleme hatte ich nicht mehr - aber ich war überzeugt, daß noch weitaus mehr Lebensfreude möglich sein müßte, daß man dazu nur in seinem Unterbewußtsein graben müßte, um die verborgenen Überzeugungen zu finden, die den Fluß der Lebensfreude blockierten. Also beschäftigete ich mich mit Traumdeutung, Kartenlegen und ähnlichen esoterische Methoden um Dinge aus meinem Unterbewußtsein auszugraben, die ich dann mit Option-Dialogen ordnen konnte. Die Mühe hat sich gelohnt, doch nach und nach wurde auch das langweilig, weil sich auf diese Weise nicht mehr viel finden ließ. Und dann begann ich richtig intensiv in meinen früheren Leben zu graben. Da bin ich bis heute noch nicht zum Ende gekommen - aber irgendein Hobby braucht man ja... Da ich Option als eine so wunderbare Methode kennengelernt hatte, nutzte ich sie auch, um Freunden zu helfen. Mit wunderbaren Erfolgen.
Die Wirkung, die Option auf mein Leben gehabt hat beschreibe ich hier: Wenn ich heute an die Zeit im Option-Institut zurückdenke, habe ich es vor allem als einen wunderschönen Urlaub in Erinnerung. Prospekte, die ich von dort immer noch zugeschickt bekomme, benutze ich als Photoalben von Urlaubserinnerungen und sehe sie mir mit Begeisterung an. Aber ich habe kein Bedürfnis, dort unbedingt noch einmal hinzumüssen. Ich spiele manchmal mit dem Gedanken, aber ich finde immer wieder andere noch interessantere und nebenher wesentlich billigere Beschäftigungen. Und dennoch hat mir kein anderer Urlaub so viel fürs Leben gebracht. Und das ist eben der Grund, warum ich nicht dorthin zurückkehre. - Außer vielleicht, wenn es sich zufälligerweise mal ergibt, daß ich aus einem ganz anderen Grund zurückkomme. Jede gute Therapiemethode macht sich auf Dauer selbst unnötig. |
O2: O3: O4: O6: V4. V13. V15. V23. V74. V111. V144. V150. V159. V168. V172. V173. V240. V242. V257. V285. V318. V319. V320. VA47. VA50. VA61. VA70. VA98. VA107. VA108. VA109. VA112. VA114. VA116. VA122. VA163. VA175. VA181. VA182. VA189. VA190. VA211. VA220. VA221. VA222. VA241. VA248. VB62. VA256. VA263. VA274. VA279. VA283. VA296. VA297. VB12. VB14. VB15. VB16. VB29. |
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.