erste Version zwischen: 16.5.01 und 29.08.01
letzte Überarbeitung: 4/07

V298.

Was ist ein Ritual?

Manchmal bekommt man merkwürdige Dinge zu lesen. So las ich beispielsweise in einem Artikel über Rituale in der Jugendbewegung, daß ein Ritual dazu da wäre irgendetwas oder -jemanden anzubeten. Und es war der Betreffenden dann unbegreiflich, warum niemand in den Ritualen der Jugendbewegung so ganz klar sagte, was denn nun angebetet werden soll. Und dann wunderte sie sich auch noch, warum ständig von Ergriffenheit die Rede war. Man merkt, daß sie noch nie wirklich an Ritualen teilgenommen hat...

Die Antwort auf die erste Frage ist ganz einfach: es wird nichts angebetet. Es wird etwas erlebt.

Die auf die zweite:
Ein Theaterstück ist dazu da, den Zuschauern eine Erfahrung zu vermitteln. Wenn das gelingt, sind sie davon "ergriffen". Ein Ritual ist dazu da, den Teilnehmern eine Erfahrung zu vermitteln. Wenn das gelingt, sind sie "ergriffen". Ansonsten haben Theaterstück und Ritual noch eine weitere Gemeinsamkeit: Beide haben eine vorgegebene Handlung mit einem vorgegebenen Text. Man könnte also sagen, ein Ritual ist eine Theaterstück, was die Schauspieler sich selbst vorspielen.

Beispielgeschichte, Kersti:

Ich war tief beeindruckt von dem Gefühl einer Urmacht gegenüberzustehen

Ich habe Rituale zunächtst nicht in einem religiösen Kontext kennengelernt, sondern in der Jugendbewegung. Dort haben Rituale keine allgemein anerkannten religiösen Ziele oder spirituellen Hintergründe, sondern sie haben hauptsächlich den Sinn die Gemeinschaft und die Natur tiefgreifend zu erleben. Wenn beispielsweise ein 14-jähriger Gruppenführer eigenverantwortlich ein Osterfeuer mit ein paar zwölfjährigen vorbereitet, stehen da wenige grundsätzliche Überlegungen hinter sondern er will vor allem den Jüngeren die Art von beeindruckenden Erfahrungen verschaffen, an denen er selber als er noch jünger war solche Freude hatte. Später wird er sich dann sicherlich auch andere Gedanken machen, die sind aber schon in ein und dem selben Bund oft so unterschiedlich, daß ich gerne halb scherzhaft sage: Zwei Bündische, drei Meinungen!

Wenn man beispielsweise einenn Schweigemarsch zum Osterfeuer gemacht hat, war das Ergebnis, daß ich dadurch daß ich keine Worte mit meinen Freunden neben mir gewechselt habe gefühlsmäßig aufgemacht habe und daß ich dadurch Gemeinschaft auf einer gefühlsmäßigen Ebene gespürt habe, die man sonst wegen der ablenkende Worte nicht so deutlich mitbekommt. Man fühlt sich danach tiefer verbunden.

In diesem emotional offenen Zustand war dann das Osterfeuer auch wesentlich beeindruckender, man hat es einfach mehr an sich herangelassen und ich war tief beeindruckt von dem Gefühl einer Urmacht gegenüberzustehen. Ich war tief ergriffen von dem, was Feuer eigentlich ist.

Ich selber habe ein Lied geschrieben, das diesen emotionalen Eindruck wiedergeben sollte.
S9. Flackernd leuchtender Brand, MP3

Ich denke, daß keine zwei Leute exakt dasselbe erleben, wenn sie ein solches Ritual mitmachen, schließlich weiß ich, aus meiner Arbeit, wie unterschiedlich Menschen erleben, wenn sie in derselben äußeren Situation sind. Aber Lieder von Bündischen, die ähnlich tiefe Gefühle ausdrücken, wenn sie von typisch jugendbewegten Erfahrungen sprechen, kenne ich viele.

Manche Rituale haben darüberhinaus selbstverständlich noch ganz andere Aufgaben, ebenso wie es Theaterstücke gab und gibt, die vielleicht einen bestimmten Staat verherrlichen sollen, oder irgendwelche Götter ehren sollen - aber es gibt auch diverse Rituale die ausschließlich dem Zweck dienen, den Teilnehmern Erfahrungen zu vermitteln. - Und in der Jugendbewegung sind das 99%.

Es gibt auch Rituale, die augeführt werden, um eine magische Wirkung zu erziehlen. Wie bei den magischen Symbolen gilt auch hier, daß ein Ritual an sich keine Macht hat, sondern seine Bedeutung erhielt, indem jemand die entsprechende magische Wirkung ohne die Hilfe eine Rituals aufrief und dann die Verbindung zum Ritual hergestellt hat.
V288. Kersti: Wie funktionieren magische Symbole
VA243.2 Kersti: Rituale dienen dazu das magisch handelnde Unterbewußtsein auf die bewußten Ziele auszurichten

Kersti

V44. Kersti: Dimensionen der Wirklichkeit
V58. Kersti: Absolute Wahrheit?
V59. Kersti: Die Rettung der Welt?
V78. Kersti: Druiden
V79. Kersti: Ehre und Treue
V86. Kersti: Lerne die Regeln
V93. Kersti: Fantasyersatz und die Scheißwahrheit...
V105. Kersti: Das Gute wirkt nach anderen Gesetzen
V145. Kersti: ... eine in den Raum gesprochene Bitte
V176. Kersti: Standpunkte
V194. Kersti: Was unterscheidet eine Gehirnwäsche von einem Dazulernen?
V220. Kersti: Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Methoden, Karten zu legen
V221. Kersti: Abschirmen - das wichtigste, was jeder lernen muß, der auf die höheren Sinne zurückgreift
V234. Kersti: Fantasy und Wahrheit
V236. Kersti: Der Gedankenkristall und die Zeitenwende
V253. Kersti: Manchmal frage ich mich: "Leben wir überhaupt in derselben Welt?"
V271. Kersti: Was ist Zufall?
V277. Kersti: Das Prinzip der Narrenfreiheit
V278. Kersti: Die kleinen grauen in den UFO's lügen
V288. Kersti: Wie funktionieren magische Symbole
V295. Kersti: Magie ist so natürlich wie atmen
V320. Kersti: Im oberen Teil der Brücke wird man verrückt!

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.