Man kann Dinge, die man nicht wahrhaben will, aus dem Bewußtsein verdrängen, indem man dafür sorgt, daß immer etwas los oder zu tun ist.
Beispiele hierfür sind Menschen, die nie allein sein können, weil sie sich sonst so schlecht fühlen. Solche Menschen benutzen ihre Mitmenschen als Ablenkung von sich selbst.
Auch wenn jemand meint, immer etwas tun zu müssen, damit er sich nie "langweilt", und wenn für diese Person eine schreckliche Vorstellung ist, mal fünf Minuten ruhig dazusitzen und seine Gedanken wandern zu lassen, liegt es daran, daß er damit unangenehmen Gedanken und Erinnerungen ausweichen will. Wenn man nämlich wirklich einmal nichts denkt, ist das eine angenehme, friedliche Erfahrung.1.
Wenn ich etwas verdrängen will, lese ich häufig Fantasyromane. Andere Leute spielen stattdessen vielleicht Computerspiele oder sehen Filme.
Als Projektion bezeichnet man es in der Psychologie, wenn man die Fehler, die man an sich selbst nicht mag in anderen oder als ein Problem, das außerhalb von einem selbst liegt sieht. Das kann in mehreren Varianten auftreten.
Eine Person hat von ihrem Vater eine Verhaltensweise übernommen, die sie an ihm haßt. Als sie eine Therapie macht, wirft sie dem Therapeuten vor, er würde
diese Verhaltensweise ebenfalls haben. - Wobei diese Behauptung zutreffen kann,
weil sich der Betroffene den Therapeuten vielleicht unbewußt gerade wegen dieser
störenden Verhaltensweise ausgesucht hat.
Wenn es Zeit ist, ein Problem aufzuarbeiten, entdeckt man plötzlich überall
in der eigenen Umgebung Menschen, die dieses Problem haben.
In einem Therapiegespräch beschäftigt man sich mit den echten oder
eingebildeten Fehlern des Therapeuten, statt sein eigenes Problem zu durchdenken.
Wenn man etwas erlebt hat, das so schrecklich ist, daß man sich am Liebsten nie wieder daran erinnern würde, kommt es vor, daß man sich an eine weniger unangenehme Erfahrung erinnert, um der Erinnerung an eine schreckliche Erfahrung auszuweichen.
Diese Deckerinnerungen können aus verschiedenen Quellen stammen.
aus früheren Leben
aus der geistigen Welt
ein erinnertes Leben wird aus mehreren verschiedenen Leben zusammengebastelt, um
den unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen
Man deutet etwas um: so habe ich mich an Gedanken aus früheren Leben, die
ich gerne ausgesprochen hätte, wo ich das aber nicht gewagt habe, so
erinnert, als hätte ich meine Gedanken tatsächlich ausgesprochen.
Eine Variante hiervon ist die Projektion, wo das Problem zu einer anderen Person verschoben wird, um es mit etwas Abstand zu betrachten.
Daneben können aber auch frei erfundene Geschichten oder symbolische traumähnliche Scenen als Deckerinnerungen benutzt werden.
Eine verdrängte Wahrheit wird immer als irgendwie schlimmer empfunden als die Deckerinnerung, hinter der man sie versteckt. Das kann auf unterschiedlichen Gründen beruhen - wenn man sich erinnert, daß eine eigene Erfahrung jemandem anders passiert ist oder vor diesem Leben, dann erscheint die harmloser, als wenn sie einem selbst im hier und jetzt passiert ist. Wenn man eine schwere Verletzung durch eine harmlosere ersetzt, verharmlost man das Problem. Wenn man eine Erinnerung durch Elemente aus einem Fantasyroman verkleidet, erscheint sie irrealer.
VA47.
Die verdrängte Wahrheit ist immer schlimmer als die
Deckerinnerung, hinter der wir sie verstecken
Manchmal wird der Kopf völlig leer, wenn man versucht, sich an eine verdrängte Erfahrung zu erinnern. Alternativ kann man sich auch sehr abwesend fühlen, sich verwirrt fühlen oder Ähnliches, jedenfalls ist die gesuchte Erinnerung nicht greifbar.
Manche Menschen die in ihrem Leben viele traumatische Erfahrungen gemacht haben, sind in diverse Persönlichkeitsanteile aufgespalten, von denen jeder für bestimmte Aufgaben oder bestimmte Typen von traumatischen Erfahrungen zuständig ist.1.
VA218.1
Die Multiple Persönlichkeit
1.6 Für irreal erklären als Verdrängungsmechanismus
Wenn ein Mensch einerseits an einem Thema arbeiten will, es andererseits aber nicht als real wahrnehmen will, wendet er oft verschiedene Methoden des für irreal erklärens an.
Symbolische Verkleidung: Statt das Thema was ihn beschäftigt in direkt zu bearbeiten übersetzt er das in symbolische Bilder, wie das beispielsweise im Traum geschieht. Dann bearbeitet er es in dieser symbolischen Verkleidung, bis er eine praktikabel erscheinende Lösung findet. Die Lösung wird dann zurückübersetzt und im Leben angewendet.
In die Vergangenheit oder weit weg schieben: Wenn ein Erlebnis im Hier und Jetzt zu bedrohlich erscheint wird es möglicherweise in die Vergangenheit oder weit weg geschoben.
O11.4
Teil 4: Könnte es auch etwas vor meiner Geburt sein?
Ein häufiges Zeichen, daß man gerade auf einen Verdrängungsmechanismus gestoßen ist, ist, daß man immer wieder auf dieselben Fragen zurückkommt. Der Therapierte diskutiert also offensichtlich immer und immer wieder im Kreis, weil er sich nicht an das Problem im Zentrum des Kreises herantraut. Der Therapeut darf seine Fragen dann zwar ein bißchen variieren, in der Hoffnung, daß sich dadurch ein besserer Blick auf das Problem ergibt, doch letztendlich muß man in so einer Situation geduldig und gelassen immer wieder dieselben Fragen stellen, bis der Patient endlich Mut faßt und sich dem Zentrum des Problems zuwendet.
1.8 Sich für Problemfrei erklären als Verdrängungsmechanismus
Ich hatte mal eine Zeit in diesem Leben, da glaubte ich ernsthaft, ich hätte als meine Probleme aufgearbeitet.
E19:
Eine traumhafte Zeit
Mir sind auch andere Menschen begegnet, die glaubten, sie hätten all ihre Probleme aufgearbeitet. Und ich habe erzählt bekommen, daß einige meiner Patienten früher erzählt bekamen, sie wären schon sehr weit und hätten fast alle ihre Probleme aufgearbeitet und as hier wäre deshalb ihr letztes Leben auf der Erde.
Dummerweise geht meine Geschichte weiter und ich weiß jetzt, daß diese Hochphase, in der ich glaubte, keine Probleme mehr zu haben, tatsächlich nur eine Phase war, in der ich mich noch nicht wagte den nächsten großen Schritt zu machen und mich an die Themen heranzuwagen, die unter einer umfassenden Verdrängung, die ich als persönlichen Grundfluch bezeichne, lagen.
VA222.3.1.5
Grundflüche
Danach stellte ich fest, daß ich die Probleme die ich meinte nicht mehr zu haben, tatsächlich zu enem Gutteil nur verdrängt hatte. Die Leute, die mir erzählten, ihnen wäre früher von einigen Menschen gesagt worden, sie wären schon sehr weit und hätten fast alles aufgearbeitet, rufen mich jetzt an, weil sie an sehr gravierenden Problemen arbeiten, die danach hochgekommen sind und wegen denen sie sich schlechter fühlen als je zuvor in ihrem Leben.
1.9 Andere für minderbemittelt oder verrückt erklären als Verdrängungsmechanismus
Einen weiteren Verdrängungsmechanismus habe ich sowohl in mehreren Artikeln als auch in meinem artikel über Therapeutenfehler behandelt.
Therapeuten, die an ihre Grenzen stoßen machen häufig den Fehler, daß sie ihre Patienten abwerten. Ein verunsicherter Therapeut könnte also so reagieren.
Er betont plötzlich ständig, daß er ja der Therapeut und der Patient krank sei (Auch wenn sich der Patient in der geschlossenen Psychiatrie befinden sollte, damit er sich nicht selbst in Gefahr bringt, sollte ein Therapeut ihn so weit wie möglich behandeln, als wäre er gesund, weil der Patient nur so gesundes gleichberechtigtes Verhalten einüben kann.)
Er verlangt, daß der Patient ihm jetzt vertrauen und glauben müsse (Vertrauen kommt von allein, wenn der Therapeut sich richtig verhält - auch wenn es lange dauert, wenn der Patient viel Schlimmes erlebt hat. Vertrauen zu fordern, unterdrückt die Fähigkeit des Patienten, Fehler von Autoritäten kritisch wahrzunehmen und eine gesunde Vorsicht beim Umgang mit ihnen walten zu lassen.)
Er verletzt die Privatsphäre des Patienten und mischt sich in Entscheidungen
ein, die der Patient selbst treffen sollte.
Der Therapeut reagiert gekränkt, wenn Lösungsvorschläge für Probleme
des Patienten abgelehnt werden. (Wenn man genau nachfragt, zeigt sich in so einem Fall normalerweise, daß der der den Ratschlag gegeben hatte, etwas nicht wußte, das bewirkt, daß der Ratschlag nicht umsetzbar ist oder daß der geringe Erfolg den Aufwand nicht rechtfertigen würde.)
Der Therapeut unterstellt seinem Patienten, er wolle nicht gesund werden. (Tatsächlich kommt es vor, daß Patienten, so etwas über sich selbst sagen - doch wenn jemand beispielsweise sagt, daß er lieber sterben wolle als sich mit seinem psychischen Problem zu befassen, um gesund zu werden, ist das vor allem eine Aussage, darüber, wie sehr er sich vor diesem Problem fürchtet. Er braucht dann Ermutigung, nicht Vorwürfe, um den Mut zu finden, sich dem Problem zu stellen.)
VA148.1.5 Unangenehme Patienten - und die Schuldzuweisung an dem Patient
Der Therapeut betont ständig daß er es doch gut meine. (Wie er es meint, ist
in der Therapie irrelevant, wesentlich ist, ob es jetzt gerade weiterhilft.)
Vergleiche hierzu auch:
VA98.
Tonstufe Mitleid
VA145.
Überforderte Therapeuten und ihre Fehler
Hier werden die privaten Verdrängungsmechanismen - der Therapeut versucht seine Unsicherheit zu überspielen und möglichst zu verdrängen - in dem persönlichen Bereich des Patienten ausgetragen, indem er abgewertet wird - und ein solches Verhalten ist ein schwerer therapeutischer Fehler!
3. Verdrängungsmechanismen als Hilfmittel der therapeutischen Aufarbeitens
Wenn wir Erfahrungen verdrängen, tun wir das, weil wir sie zu überwältigend fanden, als sie uns das erste mal begegneten. Da es beim aufarbeiten nicht dienlich ist, wenn einem selbst die Erinnernung an eine Erfahrung zu überwältigend erscheint, kann es hilfreich sein, beim Aufarbeiten eines Problems ein gewisses Maß an Verdrängung beizubehalten, während man sich einen Teil des Problems bewußt macht, so daß man das Problem in so kleinen Portionen aufgeteilt aufarbeiten kann, daß es sich bewältigbar anfühlt3..
Ich habe - zunächst unbewußt - öfter den Verdrängungsmechanismus der Projektion benutzt, um meine eigenen Probleme zu lösen, indem ich in jedem Menschen, der mir ein ähnliches Problem schilderte wie mein eigenes anhörte, über dessen Prroblem nachdachte und nach sorgfältiger Überlegung dann jeweils mehrfach denselben Ratschlag an unterschiedliche Leute verteilte. Manche nahmen ihn als passend an, andere hatten gute Gründe, warum er bei ihnen nicht anwendbar war. Irgendwann fiel mir dann jeweils auf, daß es der perfekte Ratschlag für eines meiner Probleme war.
V172.
Ein echt guter Rat
In Familienaufstellungen und anderen Aufstellungstechniken wird Projektion verwendet, um das Problem in die Stellvertreter zu verschieben. Dadurch kann man es während der Aufstellung von außen betrachten, während man eine Lösung sucht. Interessanterweise scheinen die Stellvertreter auch telepathisch Informationen über das aufgestellte System abgreifen zu können und geben deshalb hilfreiche Informationen zum System.
VA99.
Wann man keine Familienaufstellung machen sollte
Für irreal Erklären wird therapeutisch an diversen Stellen verwendet. In einer Spieltherapie kann man Gefahren und Alternativen zu gefährlichem Handeln durchspielen, ohne dazusagen zu müssen, daß es um reale Probleme geht. Träume sind oft eine symbolische Verkleidung unserer Alltagsprobleme. Wenn man das symbolische Traumproblem löst, führt das oft automatisch dazu, daß die Lösung auf das Originalproblem im Alltag übertragen wird und man automatisch anders reagiert. Dasselbe kamm man auch in einer Maltherapie anwenden oder ein erfundenes Beispiel verwenden, um ein Problem und eine mögliche Lösung dazu zu erklären.
Dissoziation kann man in der Therapie verwenden, um ein Problem in kleine Portionen aufzuteilen. Entweder indem man bei ersten mal nur wenige Prozent des Gesanmtproblems bearbeitet oder indem man die Gefühle getrennt von den Bildern und den Gedanken bearbeitet. Wenn man diese Technik anwendet, ohne sich das bewußt zu machen, kann das allerdings entmutigend wirken: Man hat das Gefühl ein und dasselbe Problem hundert mal bearbeitet zu haben und trotzdem noch nicht damit fertig zu sein. Daher befürchtet man etwas falsch gemacht zu haben.
1. Abspalten von Persönlichskeitsanteilen, um Erinnerungen zu verdrängen, ist ein zentrales Thema der Forschung zu multiplen Persönlichkeiten, Dissoziation und zur Verarbeitung der Traumata. Dabei gibt es Einzelfallstudien die vor Allem das subjektive erleben der betroffenen Menschen nachvollziehbar machen.
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
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