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Das Wichtigste für Schüler ist, daß sich nicht alle Lehrer
gemeinsam auf ein Weltbild eingeschworen haben, das zu ihrer
eigenen Weltwahrnehmung in schreiendem Widerspruch steht. Ich fand mal eine Internetseite von einem ehemaligen Waldorfschüler, dessen Eltern völlig von Steiners Weltbild überzeugt waren. Er hat sich dort ausführlichst darüber ausgelassen, wie schrecklich es sei, einen Schüler mit einem derart "unrealistischen" Weltbild zu belasten. Andererseits kenne ich aber auch sehr positive Aussagen von und über ehemalige Waldorfschüler, die belegen, daß es für einige Schüler wohl auch eine sehr gute Entscheidung war, sie dorthinzuschicken. Ich selber stimme in meinem Weltbild heute sicherlich weitaus mehr mit Steiner als mit diesem ehemaligen Waldorfschüler überein. Doch ich hatte beinahe dasselbe Problem nur mit umgekehrten Vorzeichen. Ich habe ein normales Gymnasium besucht und für mein gesamtes persönliches Umfeld existierten Dinge wie Telepathie, Magie, Lichtheilung, Hellsichtigkeit nur im Märchen und jeder, der behauptete, eine solche Fähigkeit zu besitzen, war in ihren Augen entweder verrückt oder ein Lügner. Da ich nun mal jede dieser Fähigkeiten habe und deshalb gar nicht umhin kam, sie anzuwenden, machte die Welt auf mich einen sehr verrückten Eindruck. Ich begriff nicht, warum die Menschen anderen Menschen Gefühle oder Absichten unterstellten, die sie "offensichtlich" nicht hatten. Offensichtlich erschien es mir, denn Gefühle nahm ich telepathisch wahr und ich hatte immer auch einen Eindruck von der Richtung ihrer Absichten - das ergibt sich aus dem, was sie mit ihrer Aura (Dem Energiefeld des menschlichen Körpers) machen. Ich fand es unglaublich, wie rücksichtslos sie die Gefühle ihrer Mitmenschen übergingen - ohne zu begreifen, daß sie diese Gefühle eben nicht spürten und deshalb keine Rücksicht nehmen konnten. Es war mir nicht nachvollziehbar, warum sie Streits begannen, deren Ergebnis in meinen Augen vorhersehbar war, weil der eine das Streitobjekt so viel mehr begehrte als der andere, daß von vorneherein klar war, wer sich durchsetzen würde. Außerdem - wenn man die Gefühle des anderen mitfühlt und sein Leid mitträgt - wie könnte man da einem Menschen unnötigerweise Schmerz zufügen, wie andere es tun, wenn sie jemanden "zum Spaß" ärgern. Noch viel weniger wußte ich, wie ich nun meine Gespräche mit Bäumen, Steinen, Toten, einem nicht verkörperten Freund meinem Hund einordnen sollte. Klar, es funktionierte alles wunderbar und half mir im Alltag weiter - aber wer so etwas tut ist doch verrückt - oder? Damit Kinder das für sie passende Weltbild annehmen können, ist es also wichtig, daß sie unterschiedliche Lehrer und sonstige erwachsene Bezugspersonen haben, die sehr unterschiedliche Weltbilder haben. Das zur eigenen Lebenserfahrung passenste Weltbild kann der Schüler dann schon selbst herausfinden.
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.