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Ein Hund gehorcht nicht, weil wir das wollen, sondern aus seinen eigenen Gründen

Wenn ein Hund nicht tut, was wir von ihm wollen, ist der häufigste Fehler den Menschen machen, die ihn zum Gehorsam bewegen wollen, daß sie nur über ihre eigenen menschlichen Wünsche nachdenken. Sie sind wütend, daß der Hund ungehorsam ist und drohen oder drängen oder zwingen ihn, zu tun was man von ihm will.

Ein Hund hat jedoch seine eigenen Ziele, die er durch sein Handeln zu erreichen versucht. Wenn man sich nicht überlegt, warum ein Hund tut, was er tut, passiert es deshalb leicht, daß man ihn in dem bestärkt, was man ihm abgewöhnen will oder ihn von dem abhält, wozu man ihn bringen will.

Rangordnungsprobleme

Die erste Gruppe an Kommunikationsproblemen ist darauf zurückzuführen, daß wir es einem Hund unter keinen Umständen erlauben können, zu entscheiden, wie die Familie lebt und mit den eigenen Nachbarn und mit der Gesellschaft umgeht. Dazu fehlt ihm nämlich ein ausreichendes Verständnis der Funktionsweise der menschlichen Gesellschaft.

Ein Hund versteht zwar was die eigene Familie ist und die Beziehungen zu Familien in der Nachbarschaft - denn ein eigenes Rudel und Beziehungen zu Nachbarrudeln gibt es auch bei Wölfen.

Ein Hund versteht aber nicht was beispielsweise eine Gemeinde oder ein Staat ist und kann deshalb auch Organisationsstrukturen auf der Ebene von Gemeinde und Staat nicht verstehen. Das ist einer der Gründe für das Briefträgerproblem.
VA90. Kersti: Über Briefträger und Hunde
Briefträger bringen uns Nachrichten von Menschen, die nicht in der direkten Nachbarschaft wohnen und sind nicht persönlich für die Inhalte der Post verantwortlich. Und genau diesen Punkt erfaßt ein Hund nicht, weil das in seinem angeborenen Weltbild nicht vorkommt.

Darüber sind wir uns durchaus auch alle im Klaren. Jedes Kind, das mindestens zehn Jahre alt ist, weiß besser als ein Hund, wie man in der menschlichen Gesellschaft zurechtkommt.

Aus Hundesicht ist der Anspruch, für den Hund mit zu entscheiden, wie bestimmte Probleme zu lösen sind, nur dann gerechtfertigt, wenn wir dem Hund vermitteln, daß er einen niedrigeren Rang hat als wir.

Wenn ein Hund versucht, uns zu bestrafen, wenn wir etwas tun, was er nicht will, müssen wir ihm immer zeigen, daß wir dieses Verhalten als völlig inakzeptabel betrachten. Wenn ein Hund um etwas bittet, dürfen wir ihm den Gefallen tun, wenn er versucht uns dazu zu zwingen, müssen wir ihn zurechtweisen.

Ein Anzeichen von Rangordnungsproblemen ist es, wenn der Hund mehrfach einen Freund des Haushaltes oder mein jüngstes Kind beißt, ohne diese dabei zu verletzen.
VA158. Kersti: Was mache ich, wenn der Hund mehrfach einen Freund des Haushaltes oder mein jüngstes Kind beißt?

Inkonsequenz

Menschen sind vor allem dann inkonsequent, wenn sie eine Regel aufgestellt haben, hinter der sie selbst nicht stehen oder die ihnen nur halb richtig erscheint.

Rita möchte aus hygienischen Gründen nicht, daß der Hund sich auf einen der Sessel setzt, gleichzeitig findet sie es aber auch gemein, das ihrem Hund zu verbieten und hält das Verbot deshalb nicht durch.
In solchen Fällen sollte man eine Regelung finden, hinter der man wirklich stehen kann. Z.B. eine alte Decke auf den Sessel legen, um das Hygiene-Problem zu lösen.

Einem Hund erscheint eigentlich konsequentes Verhalten inkonsequent, wenn er nicht begreift, was der Unterschied zwischen Situationen ist, wo er etwas darf und wo er es nicht darf.

Kersti

VA6. Kersti: Was muß ein Hund lernen?
VA7. Kersti: Das Gefährlichste im Umgang mit Hunden ist Angst
VA8. Kersti: Was tun, wenn ein Hund angreift?
VA9. Kersti: Das Wichtigste bei der Hundeerziehung ist das Lob
VA10. Kersti: Mein Hund ist der einzige, der mich versteht
VA11. Kersti: Wieviel Sprache versteht ein Hund?
VA12. Kersti: Was ist ein gut erzogener Hund?
VA32. Kersti: Hunde und kleine Kinder
VA65. Kersti: Lob, Tadel und - darf man einen Hund schlagen?
VA143. Kersti: Hundeerziehung
VA144. Kersti: Hundehumor
VA149. Kersti: Was denkt ein Hund, wenn man ihn anbellt?
VA195. Kersti: Konkrete Erziehungstricks bei Hunden
VA196. Kersti: Was mache ich wenn mein Hund beißt?
VA208. Kersti: Hunde haben keine Hände
VA209. Kersti: Verwechseln Hunde die menschliche Familie mit einem Wolfsrudel?
VA219. Kersti: Ernsthafte Beißereien zwischen Hunden
VA252. Kersti: Warum ich meine Hundeartikel gerade so schreibe
VA287. Kersti: Ein Hund gehorcht nicht, weil wir das wollen, sondern aus seinen eigenen Gründen
VB83. Kersti: Wenn Fremde meinen Hund streicheln wollen, dann freut er sich zuerst aber schnappt nach kurzer Zeit zu
O4. Kersti: A7 Unterschiedliches Ausmaß des sozialen Lernens bei Hunden und Wölfen

O5.34 2.2.1.2 Angeborenes Inzestabu: Geparden, Wölfe, Menschen
O5.40 2. Gründe, warum eingewanderte Arten wieder aussterben
2.1 Relativer Platzbedarf von Wölfen

 

Übersicht: Hundeartige (Canidae), Ordnung: Raubtiere (Fissipedia), Unterklasse: Echte und höhere Säuger (Eutheria, Placentalia, Monodelphia), Klasse: Saügetiere (Mammamlia), Z98. Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata), Z94. Reich: Tiere (Animalia), Domäne: Einzeller (Eukaria), Lebewesen


Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.