erste Version: 3/2015
letzte vollständige Überarbeitung: 12/2020 - 3/2021
letzte Bearbeitung: 3/2024

VB170.

Sexueller Mißbrauch ohne Zwang und Gewalt und warum er Menschen trotzdem oft zu seelischen Krüppeln macht

Inhalt

VB170.1 Kersti: Sexuelle Übergriffe auf Minderjährige
VB170.1.b1 Kersti: "Wie kann man nur so dumm sein, ein so empfindliches Teil zwischen die Zähne von einem Menschen zu stecken, den man gerade so wütend gemacht hat?"

VB170.2 Kersti: Liebe, Haß und Eifersucht
VB170.2.1 Kersti: Hass ist verdrehte Liebe
VB170.2.2 Kersti: Gibt es zerstörerische Liebe?
VB170.2.3 Kersti: Eifersucht und Mißtrauen sind keine Folge von Liebe
VB170.2.4 Kersti: Sex ist keine Liebe

VB170.3 Kersti: Wenn Autoritätspersonen sexuelle Übergriffe für sozial akzeptabel und erlaubt halten
Oder: Manchmal helfen nur Schläge

VB170.3.b1 Kersti: Ich habe mich so geekelt, daß ich von ihm weggeschaudert bin
VB170.3.b2 Kersti: Aus einem Reflex heraus eine Ohrfeige

VB170.4 Kersti: Konstruktive Kritik - oder - wer nicht erklärt, was der andere besser machen muß, tut ihm Unrecht, indem er ihn bestraft und dann eine Besserung erwartet
VB170.4.b1 Kersti: Der ekelhafte Lehrer und die Kritik seiner Schulklasse
VB170.4.b2 Kersti: Asperger: Ich weiß nicht, wovon sie reden

VB170.5 Kersti: Instinktive und Kulturelle Beziehungsstrukturen

VB170.6 Kersti: Sexueller Mißbrauch ohne Zwang und Gewalt und warum er Menschen trotzdem oft zu seelischen Krüppeln macht
VB170.6.b1 Kersti: Bis sie in die Pubertät kam, war sie überzeugt, kein Problem zu haben
VB170.6.b2 Kersti: Sie stellte fest, daß er mit diversen Frauen fremd ging und sich auch an den Kindern vergriff

VB170.7 Kersti: Ausgehungert nach Zärtlichkeit - oder - Warum Kinder manchmal aktiv Mißbrauchssituationen aufsuchen
VB170.7.b1 Kersti: Ein Kind, das Elterliche Liebe, Zärtlichkeint und Fürsorge gesucht hat, aber nur Sex angeboten bekam
VB170.7.b2 Kersti: "Ach das habe ich damals gesucht!"

VB170.8 Kersti: Muß man verzeihen?
VB170.8.b1 Kersti: "Aber man muß doch verzeihen!" - "Thema verfehlt, setzen, sechs!"
VB170.8.b2 Kersti: Sprüche, die fassungslos machen: "Mißbrauchsbeschuldigungen: Wahrheit oder Rache?"

VB170. Kersti: Quellen

 
Inhalt

1. Sexuelle Übergriffe auf Minderjährige

Beispielgeschichte, Kersti:

"Wie kann man nur so dumm sein, ein so empfindliches Teil zwischen die Zähne von einem Menschen zu stecken, den man gerade so wütend gemacht hat?"

Ich war zwischen vier und fünf Jahren alt und begegnete in den Feldern bei dem Dorf, wo ich damals lebte einem Mann, der mir drohte, meine kleine Schwester umzubringen, die damals noch ein Baby war, wenn ich nicht täte, was er will. Zunächst verhielt ich mich so passiv und nachgiebig wie möglich, weil ich noch keine Chance sah, etwas zu unternehmen. Er warf mich mit ziemlicher Gewalt zu Boden, was mich davon überzeugte, daß er bestimmt keine Hemmungen hätte, mich zu ermorden. Also mußte jede Maßnahme, die ich ergriff, so wirksam sein, daß er so etwas nachher nicht mehr konnte.

Der Mann machte seinen Hosenschlitz auf, holte seinen Penis heraus und befahl mit, den in den Mund zu nehmen und daran zu lecken. Ich war fassungslos, denn mein Vater hatte mir sehr genau erklärt, warum man einen Mann da nicht hinhauen oder treten darf, daher wußte ich bescheid.
"Wie kann man nur so dumm sein, ein so empfindliches Teil zwischen die Zähne von einem Menschen zu stecken, den man gerade so wütend gemacht hat?" fragte ich mich.
Ich wußte ich durfte keine halben Sachen machen und biß mit voller Kraft zu. Wie fest das ist, kann sich nur vorstellen, wer den Unterschied zwischen Bissen im Spaßkampf, wo die Beißhemmung aktiv ist - es bleiben nicht einmal Spuren zurück, Bissen wenn die Beißhemmung nicht mehr wirksam ist - das führt zu blauen Flecken - und Bissen, wenn man in Lebensgefahr auf auf die Kraftreserven zugreift, die normalerweise nicht nutzbar sind, weil sonst die Gefahr bestünde, die Gelenke zu schädigen, kennt. Sofort hatte ich den ganzen Mund voller Blut, der Mann schrie, sprang auf, rannte weg und rief:
"Du hast mich umgebracht!"
Mein erster Gedanke war:
"Das geschieht ihm recht!" und Schadenfreude.

Dann stand ich auf und war verwirrt. Ich hatte noch nie einen so unvernünftigen Erwachsenen erlebt! Er hatte gesagt: "Du hast mich umgebracht!" und das war ganz offensichtlich falsch, denn wer so laut schreien und so schnell wegrennen kann, ist ganz bestimmt nicht tot! Und der ganze Rest der Geschichte war noch viel bescheuerter. Erst macht er mich so wütend, wie ich in meinem ganzen Leben noch nicht gewesen war und dann steckte er mir das empfindlichste Teil zwischen die Zähne was ein Mann hat. Unglaublich!

Als nächstes erinnerte ich mich an meine eigenen Gedanken und Gefühle. Er hatte gesagt: "Wenn du nicht tust was ich dir sage, bringe ich deine Schwester um die Ecke!" und sofort war ich in einem völlig anderem Bewußtseinszustand gewesen. Es war ein Zustand der inneren Ruhe, verbunden mit einer stahlharten Entschlossenheit, einem eiskalten, sehr ruhigen Zorn. Zunächst konnte ich nichts tun, daher entspannte ich mich völlig und ging mit allem mit, was er mit mir tat, ohne den geringsten Widerstand zu leisten. Ich registrierte jedes Detail der Situation, beobachtete alles in meiner Umgebung und wartete. Wartete. Dann ergab sich die Chance und ich handelte mit einer mörderischen Entschlossenheit. Wenn sich eine Gelegenheit ergeben hätte, ihn zu ermorden, wäre er jetzt tot. Da war kein Zweifel möglich.

Ich hatte einen Charakterzug in mir entdeckt, der mich bis ins Mark erschreckte und mit dem ich mit meiner damaligen Lebenserfahrung aus einer behüteten Kindheit auch nicht umgehen konnte. Ich wollte doch keine Leute ermorden! Ich verdrängte das völlig.

Damit ich diese Erfahrung als real anerkennen konnte, mußte ich in zwei unabhängigen Therapiesitzungen darauf auf unterschiedliche Weise stoßen. Beim ersten mal, hatte ich es zwar inhaltlich bearbeitet, wollte mir aber einbilden, ich hätte es mir nur eingebildet. Beim zweiten mal bekam ich es zuerst in Form eines Flashbacks herein.
VB151.1.3 Kersti: Blut im Mund - eine somatische Erinnerung

Es muß einen Grund gegeben haben, warum ich in meiner frühen Kindheit eine so extrem pazifistische Phase hatte ... ;-)

Mit meiner heutigen Lebenserfahrung als Erwachsene, die ein paar mehr sehr verschiedene lebensgefährliche Situationen erlebt hat, ist es natürlich gar kein Problem mehr mit dieser Erinnerung umzugehen. In jeder dieser lebensgefährlichen Situationen habe ich mich erfolgreich geschützt, und außer in dieser Situation wurde in keiner anderen Situation jemand ernsthaft verletzt.

  1. Nicht lebensgefährlich aber immer noch gefährlich genug:
    E4: Kersti: Nächtliche Begegnung
  2. Vermutlich eine versuchte Vergewaltigung:
    O7.58 Kersti: Kersti: Ich konnte es nicht lassen, mich noch einmal umzudrehen und ihm zuzugrinsen
  3. Nicht lebensgefährlich, erforderte aber Verteidigung
    E5: Kersti: Zusammengeschlagen
Daher weiß ich, daß ich zwar immer diese tödliche Entschlossenheit habe, alles Notwendige zu tun, daß ich aber niemals überreagiere. Ich kann einen Angreifer töten und werde das auch tun, wenn es nötig ist. Wenn ich das tue, dann war das, was der Angreifer vorhatte, nicht harmloser als Mord und es gab keine Möglichkeit, sich beispielsweise einfach aus der Situation herauszureden, wegzurennen oder die Situation durch einen Bluff zu lösen.

Für die weiteren Überlegungen muß man sich darüber im Klaren sein, daß solche Kinderschänder meist im Laufe ihres Lebens mehrere hundert Kinder mißbrauchen, von denen die viele nicht die persönlichen Resourcen haben, damit ohne seelischen Schaden fertig zu werden. Kinderschänder lassen sich erfahrungsgemäß durch Gefängnisstrafen nicht davon abhalten weiterzumachen.

Eine Therapie eines solchen Problems ist normalerweise langwierig, da hinter pädophilen Neigungen, die so unwiderstehlich sind, daß die Strafandrohung durch die Behörden nicht ausreichend wirksam ist, normalerweise komplexe Probleme stehen, die sich nur in jahrelanger intensiver therapeutischer Arbeit beheben lassen. Normalerweise steht dahinter, daß der Täter selber sexuell mißbraucht wurde und, die traumatischen Gefühle die er damals hatte, verdrängt hat. Und damit man mit einer solchen therapeutischen Arbeit überhaupt beginnen kann, muß der Betroffene begriffen haben, was für ein massives Problem hat und es selber beheben wollen. Der Therapeut kann seinen Patienten nur ermutigen, ihm die Arbeitsmethodik vermitteln und im übertragenen Sinne Händchen halten - die Arbeit muß der Patient selber machen. Wenn er nicht von sich aus hart arbeiten und sich den dahinterstehendem seelischen Leid stellen will, dann besteht keine Chance, das Problem therapeutisch anzugehen.

Wie auch immer, wenn man sich jetzt überlegt, welche Wirkung meine Reaktion auf diesen Kinderschänder wohl gehabt haben mag, dann ist ganz klar: Wenn es eines gibt, was ihn davon abhalten kann, so etwas je wieder zu versuchen, dann ist es die Erfahrung daß sich das vermeintlich hilflose Opfer plötzlich in ein mörderisches Ungeheuer verwandeln könnte. Wahrscheinlich hat es also sehr viele andere Kinder davor geschützt, Erfahrungen zu machen, mit denen sie nicht klar gekommen wären. Da er das krankhaft verzerrte Bedürfnis immer noch hat, aber es nicht mehr so problemlos umsetzen kann, hat sich sein Leidensdruck erhöht, das heißt, die Chancen, daß er es mit einer Therapie versucht, haben sich dadurch deutlich verbessert.

Diese Erinnerung ist so, wie man sich sexuellen Kindesmißbrauch gerne vorgestellt hat und während es so etwas wirklich gibt, ist die Mehrheit der Mißbrauchsfälle anders.

Zunächst einmal sind es meist Bezugspersonen, die das Kind mißbrauchen und wenn es sich um gewalttätigen Mißbrauch handelt, ist er oft so mit der überlebensnotwendigen Beziehung zu einem Erwachsenen und dem sozialen Lernen, was richtig und falsch ist, verquickt, daß Kinder, die mißbraucht werden, sich normalerweise nicht wehren und auch selten außerhalb der Familie nach Hilfe suchen. Kinder, die mißbraucht werden, sei es nun sexuell oder emotional, lernen falsche Verhaltensmuster als richtig und brauchen erst einmal ein Wissen darum, daß es bessere Alternativen gibt und wie das Gesunde eigentlich wäre, um zu merken, was alles in ihrer Familie falsch läuft.
VB73.2.b1 Kersti: Er hat mich geängstigt und jetzt will ich ihn heiraten
Noch viel problematischer wird das, wenn eine grundsätzlich falsche und schwer traumatisierende Verhaltensweise, für eine ganze Gesellschaft normal und gesellschaftlich akzeptiert ist oder wenn das Kind innerhalb einer Verbrecherorganisation aufwächst, die es mißbraucht und mißhandelt.
VA207.2 Kersti: "Ja, mach es, denn nach der Pubertät könntest Du Schwierigkeiten mit Deiner Tochter bekommen."
O11: Kersti: Satanistischer ritueller Mißbrauch - Ein komplexes Rätsel, Q
Das Verbrechen ist dann oft tabuisiert und verdrängt, die Alternativen so weit außer Sichtweite, daß ein solches System kaum Ansatzpunkte zur Änderung bietet.

 
Inhalt

2. Liebe, Haß und Eifersucht

2.1 Hass ist verdrehte Liebe

Hass ist verdrehte Liebe.

Allerdings kann zwar eine Beziehung abgebrochen, aber Liebe eben nicht verworfen werden. Liebe ist ewig. Nur Beziehungen sind wandelbar. Wenn man meint, man hätte Liebe verworfen, hat man sie entweder verdreht (Haß), sie verdrängt oder aber es war von vorneherein keine Liebe.

Wenn aus einem Gefühl Rache und Haß geworden sind, hat man längst zu lange gewartet. Das gesunde Gefühl ist Wut als Reaktion auf einen konkreten Angriff oder Übergriff und wenn die Wut sofort in eine angemessene und wirksame Maßnahme zur Behebung des Problems übersetzt wird, verraucht sie auch sofort.

Kinder, die über einen langen Zeitraum mißhandelt und mißbraucht wurden, ohne sich wehren zu können, tragen oft einen rasenden Zorn in sich, der sich an den unpassensten Stellen ein Ventil sucht.
O11.1.2.3 Kersti: Kindheitstraumen: Typ 2: Störungen durch mehrere unterschiedliche oder langanhaltende Traumata
Ein solche Wut geht darauf zurück, daß die Betreffenden sich eben nicht wie ich in der obigen Geschichte erfolgreich gewehrt haben, sondern saß die Situation ungelöst und scheinbar unlösbar blieb.

 
Inhalt

2.2 Gibt es zerstörerische Liebe?

Wenn es zerstörerisch, ist es keine Liebe, sondern irgend etwas anderes.

Manche Leute sagen, sie lieben ihre Kinder und mißbrauchen diese als Familientherapeuten, indem sie ihnen ihre Erwachsenenprobleme aufbürden und es nicht dulden, daß sich das Kind dem entzieht. Damit lernt das Kind, wenn es jemanden therapiert, hieße das, der würde ihn lieben.
O11.3.3.1 Kersti: Das zum Familientherapeuten erzogene Kind
Was Unsinn ist: Der Patient ist in einer Therapie ganz mit sich selbst beschäftigt, er schenkt niemandem Liebe! In einer Therapie fließt Liebe nur in eine Richtung: vom Therapeuten zum Patienten. Wenn sie etwa ausgeglichen in beide Richtungen fließt, ist es eine Freundschaft. Das Kind lernt in einer solchen Kindheit, daß es alle Leute in seiner Umgebung therapieren muß und es nicht sagen darf, wenn es sich überfordert fühlt. In diesem Fall sagt also ein Elternteil, es liebt sein Kind, tatsächlich läßt er das Kind hart arbeiten und zwingt es seine eigenen Bedürfnisse zu mißachten.

Ein zweiter Zusammenhang in dem ein zerstörerisches Verhalten oft als Liebe bezeichnet wird, ist sexueller Kindesmißbrauch. Auch hier benutzt der Erwachsene das Kind, um seine eigenen Bedürfnisse zu stillen und mißachtet hierbei die Bedürfnisse des Kindes.

 
Inhalt

2.3 Eifersucht und Mißtrauen sind keine Folge von Liebe

Nein. Weder Eifersucht noch Mißtrauem haben auch nur das geringste damit zu tun, ob Liebe einseitig oder überhaupt auf einer von beiden Seiten vorhanden ist.

Eifersucht ist auf einen Menschen projizierte Besitzgier. Sie kann vorkommen wenn beide Partner einander herzlich lieben und führt da zu viel Leid. Es kommt oft vor, daß in einer Beziehung, wo einer mehr liebt als der andere Partner, derjenige Partner der erkennbar weniger liebevoll und freundlich handelt oder sogar fremdgeht gleichzeitig eifersüchtig den Partner überwacht, der sich nichts zuschulden kommen lassen hat. Das ist zumindest das, was ich so am häufigsten an konkreten Eifersuchtsgeschichten gehört habe. Eifersüchtig ist also häufig nicht der betrogene Partner sondern der Betrüger.

Reinkarnationserinnerung, Kersti:

In diesem Fall handelte es sich bei seiner Eifersucht im Grunde um seine Minderwertigkeitskomplexe

Eine andere Variante zum Thema Eifersucht habe ich in meinem letzten Leben erlebt. Damals wuchs ich als Halbwaise auf. Mein Vater war im ersten Weltkrieg gefallen bevor ich zur Welt kam. Jedenfalls lernte ich als elfjähriger einen wohlhabenden Mann kennen, der sich vornahm, bei mir Vaterstelle einzunehmen und mich nach Kräften zu fördern. Letztlich kam das Gegenteil dabei heraus, denn er hatte sich, obwohl ihm das damals noch nicht bewußt war, bereits als er mich kennenlernte in etwas verstrickt, das so bösartig und gefährlich war, wie man es sich kaum vorstellen kann. Letztlich hat er mich da mit hineingezogen und ich wurde im Laufe der Jahre immer wieder und wieder gefoltert, ohne daß er etwas dagegen unternehmen konnte.

Als junger Erwachsener lernte ich andere Männer kennen, die mir wesentlich besser helfen konnten, weil sie nicht so in diese Probleme verwickelt waren. Als ich ihm davon erzählte, war mein väterlicher Freund sehr eifersüchtig. In diesem Fall handelte es sich bei seiner Eifersucht im Grunde um seine Minderwertigkeitskomplexe, weil er sich als absoluter Versager fühlte. Seine Liebe aber brachte ihn dazu, daß er meine Freundschaft mit diesen anderen Männern auf die er so eifersüchtig war, unterstützte. Die Liebe hat mir geholfen, die Eifersucht hatte mit der Liebe nur am Rande etwas zu tun.

Eifersucht ist ein "Ich brauche dich, du darfst dich nicht von mir abwenden". Eifersucht ist kein "Ich liebe dich und will, daß du glücklich bist". Eifersucht ist psychische Abhängigkeit, keine Liebe. Es ist eine Sucht, kein gesundes Verhalten.

 
Inhalt

2.4 Sex ist keine Liebe

Sex ist keine Liebe. Wir benutzen ihn zwar manchmal, um Liebe auszudrücken, aber manchmal wird er auch benutzt, um einen Besitzanspruch auszudrücken, manchmal um Machtverhältnisse zu zementieren oder schlichtweg, um zu züchten. Wenn ich von Liebe rede, meine ich daher nicht irgendeine Handlung sondern das Gefühl, das man in unterschiedlichen Zusammenhängen anders ausdrückt.

 
Inhalt

3. Wenn Autoritätspersonen sexuelle Übergriffe für sozial akzeptabel und erlaubt halten
Oder: Manchmal helfen nur Schläge

Manchmal ist eine aggressive Reaktion sinnvoller als eine die nicht aggressiv ist:
Zwei Beispiele aus der Nachkriegszeit, Jugendliche, die gegen Ende des zweiten Weltkrieges geboren und auf dem Land oder in Kleinstädten aufgewachsen sind

Ich habe mich so geekelt, daß ich von ihm weggeschaudert bin

Eine Bekannte von mir hatte in der Nachkriegszeit einen Lehrer, der bekannt dafür war, daß er die Schülerinnen belästigte. Als dieser die Bekannte auf eine Weise berührte, die von ihr als sexueller Übergriff empfunden wurde rutschte sie angeekelt weg. Von da ab tat der Lehrer alles, damit sie im Unterricht nicht zurechtkommen konnte und sie hatte nachher eine fünf in diesem Fach. Schließlich mußte sie die Schule verlassen weil die Situation für sie nicht mehr erträglich war.

Erst Jahre später wurde dieser Lehrer wegen Übergriffen auf andere Schülerinnern vom Dienst suspendiert.

Aus einem Reflex heraus eine Ohrfeige

Eine weitere Bekannte hatte ebenfalls so einen ekelhaften Lehrer - und als er sie so anfaßte, gab sie ihm aus einem Reflex heraus eine Ohrfeige. Das gab einen Skandal, der damit endete, daß der Lehrer wegen seiner regelmäßigen sexuellen Übergriffe gegen Schülerinnen von der Schule flog. Die Bekannte machte schließlich Abitur.
Das angeekelt zurückschaudern der ersten Schülerin, hatte einige negative Effekte: Positives hat ihr ihre angeekelte Reaktion ihr dagegen nicht eingebracht.

Die Ohrfeige hat keinen erkennbaren Schaden angerichtet: Der Lehrer war körperlich nicht verletzt worden, so daß er nicht mehr als ein paar Minuten etwas davon merkte. Es war also eine angemessene und angemessen dosierte Reaktion auf einen körperlichen Übergriff.

Sie hatte aber einige positive Effekte:

In beiden Fällen wurde allerdings das Verhalten des Lehrers zu spät gestoppt: er war schon bei körperlichen Übergriffen angekommen und hatte diverse andere Schülerinnen ebenfalls auf diese Weise belästigt. In beiden Fällen wurde dem Lehrer erlaubt, von harmloseren Handlungen bis zu einem Verhaltensmuster fortzuschreiten, das ihm letztlich die Stelle gekostet hat, ehe man ihn gestoppt hat. Auch die Ohrfeige kam also für den Lehrer zu spät, denn er war sich seiner Schuld nicht bewußt und brachte die Geschichte selbst vor die Schulkonferenz.

Gleichzeitig haben beide Lehrer auf eine Verhaltensweise, die unzweifelhaft als "Das will ich nicht!" oder "Nein!" zu verstehen sind, nicht damit reagiert, daß sie die Ablehnung als berechtigt akzeptiert haben, sondern indem sie sie als unberechtigt geahndet haben. Der zweite Lehrer war offensichtlich sogar der Ansicht, daß die anderen Lehrer mit ihm einer Meinung sein müßten. Sie kamen beide überhaupt nicht auf den Gedanken, daß Schülerinnen ein Recht haben, sexuelle Wünsche eines Lehrers abzulehnen.

Und das wiederum zeigt, daß sie eindeutig illegale Verhaltensweisen offensichtlich sowohl für legal als auch für sozial akzeptabel gehalten haben.

Ein anderer Grund, warum ein Kind manchmal nur, wenn es zuschlägt, verstanden wird, hat damit zu tun, daß Kleinkinder sich sprachlich noch sehr viel ungenauer ausdrücken als Erwachsene. Sie sind deshalb manchmal hilflos, wenn ise alles mit Worten klären sollen.
VB67.2.2 Kersti: Die Ohrfeige

 
Inhalt

4. Konstruktive Kritik - oder - wer nicht erklärt, was der andere besser machen muß, tut ihm Unrecht, indem er ihn bestraft, ohne ihm eine echte Gelegenheit zur Besserung zu bieten

Eine Generation später, also während meiner Schulzeit geschah Folgendes:
Beispielgeschichte, Kersti:

Der ekelhafte Lehrer und die Kritik seiner Schulklasse

Zu meiner Gymnasialklasse waren unsere Lehrer sich einig, daß wir eine gute Klassengemeinschaft hätten, während wir Schüler uns einig waren, daß wir keine richtige Klassengemeinschaft hätten. Ich deute das so, daß wir Schüler offensichtlich aus der Grundschule intensivere Klassengemeinschaften gewohnt waren, in denen sie gelernt haben als Gemeinschaft ihre Bedürfnisse durchzusetzen und ihre so erworbenen Fähigkeiten auch in der neuen Klasse angewendet haben. Dagegen war für uns durchweg von Dörfern kommende Schüler auf dem Gymnasium einer Kleinstadt wenig Gelegenheit eine Klassengemeinschaft auch aktiv zu pflegen.

Wir hatten einen Lehrer, der durch anzügliche und verletzende Witze gegnüber den Mädchen auffiel. Eines Tages teilten wir ihm in einer seiner Stunden mit, daß wir mit ihm reden wollten und machten ihm im nachfolgenden Gespräch klar, daß dieses Verhalten für uns so nicht akzeptabel sei und daß er damit aufzuhören hätte. Er teilte uns mit, daß er nicht gedacht hätte daß seine Witze bei uns so schlecht ankämen, er fände sie lustig. Na, wir aber nicht. Danach nahm sich der Lehrer für den Rest der Zeit, in der er unserre Klasse unterrichtete, sehr zurück.

Allerdings hat er sein Verhalten bei anderen Klassen, wie ich von meinen jüngeren Geschwistern gehört habe, nicht verändert. Er hatte daraus also gelernt, daß unsere Klasse diese Witze nicht will, nicht aber, daß alle Klassen das nicht wollen. Und er war bereit Kritik anzunehmen, also hätte er es sicherlich gelernt, wenn er regelmäßig solche konstruktive Kritik von Schulklassen erhalten hätte.

In diesem Fall ist für Klasse und Lehrer alles sehr gut gelaufen. Die Klasse hat gesagt, was sie geändert haben will, der Lehrer hat sich die Kritik angehört und verstanden welche Verhaltensänderung von ihm gewünscht wurde und er hat diese Änderung in die Praxis umgesetzt.

Problematisch ist nur, daß andere Klassen ihre Wünsche nicht genauso deutlich geäußert haben.

Beispielgeschichte, Kersti:

Asperger: Ich weiß nicht, wovon sie reden

Als ich fast achtzehn war, hatte ich mal eine Beziehung zu einem Mann, der überall sozial aneckte. Ich hatte mit ihm, so lange ich mit ihm zusammen war, kein Problem, dieser Art. Wenn wir miteinander redeten, fühlte ich mich verstanden, Mißverständnisse ließen sich gut klären. Die Beziehung war für meine Begriffe in Ordnung.

Ganz anders war das mit diversen anderen Menschen. Ihm wurde unterstellt er würde klauen. In dem Fall weiß ich, wie diese Geschichte zustande gekommen ist. Er hatte zwar gefragt, ob er das Buch ausleihen darf, aber nicht ausreichend sorgfältig darauf geachtet, daß sein Gegenüber diese Frage auch registriert und beantwortet.

Viele andere Geschichten weiß ich nicht so genau. Kothen, die Zelte der jugendbewegten Gruppen, sind zu groß für eine einzelne Person. Wenn eine einzelne Person auf ein jugendbewegtes Zeltlager kommt, wo viele Gruppen mit ihren Kohten sind, bringt sie kein eigenes Zelt mit, sondern fragt herum bei welcher Gruppe sie mit in der Kohte schlafen kann. Normalerweise findet sich immer eine Kothe, wo noch Platz ist. Wenn das nicht der Fall ist, kann man das nur damit erklären, daß der Betroffene es geschafft hat, es sich mit jeder einzelnen Gruppe zu verderben. Ich hörte, daß er beim Kirschenfesst, einem überbündischen Treffen, das auf Burg Ludwigstein stattfinden, einmal kein Zelt gefunden hatte, in dem er schlafen konnte. Ich war, als ich das hörte, sehr schockiert, das so etwas überhaupt möglich ist, denn meine Erfahrung mit jugendbewegten Gruppen, waren gerade in dem Bereich sehr positiv.

Insgesamt bin ich der Ansicht, daß daß sein Verhaltensmuster dem Bild von Asperger oder hochfunktionalem Autismus entspricht.
VB189. Kersti: Autismus - Gedanken zu einem rätselhaften Phänomen

Eines Tages hatte er organisiert, daß in Burg Ludwigstein die Sauna geöffnet wurde. Er erklärte mir, wie es dort seiner Ansicht nach zuging und was an der Jugendbewegung besonders sei. Beispielsweise war es üblich, nackt zu baden und die beiden Umkleidekabinen ohne Geschlechtertrennung zu benutzen. Ich zog mich zusammen mit ihm in der Männerumkleide aus und er führte mich herum, um mir alles zu erklären, dabei ging er von innen auch in die Frauenumkleide, was ich mit meinem heutigen Wissen für einen Faux Pas halte. Ich war auch, so lange wie er in Sauna und Schwimmbad war, immer bei ihm, so daß ich alles gesehen habe, was er bei der Gelegenheit gesagt und getan hat.

Nach der Sauna-Episode wunderte ich mich in einer ruhigen Minute, warum ich eigentlich die ganze Zeit so gekichert hatte. Das war doch untypisch für mich! Ich ließ die ganze Geschichte Revue passieren und kam zu dem Schluß, daß er mir zu nahe getreten war. Wenn ich bade und saune, will ich mehr als einen Meter Abstand zu jedem Mann und nicht beinahe auf Tuchfühlung sein. Ich nahm mir vor, daß ich das nächste mal, wenn ich mich beim Kichern erwische, sofort sage, wie viel Abstand ich brauche, um entspannt zu sein.

Daß ich nicht sofort merkte, warum ich seltsam reagierte, liegt daran, daß ich, wenn viele Menschen um mich herum sind, wegen meiner Hochsensibilität durch die von mir stärker und vollständiger als üblich wahrgenommenen Umgebung so von mir selbst abgelenkt bin, daß ich meine inneren Vorgänge zwar mitbekomme, aber nicht wirklich auswerten und durchdenken kann. Ich brauche deshalb bei Großveranstaltungen, die länger als ein zwei Stunden dauern, mehr Pausen als andere und Rückzugsmöglichkeiten.

Etwas später hörte ich, daß mein Freund, wegen diesem Saunaaufenthalt Burgverbot bekommen hatte. Einige Mädchen hätten gesagt, daß er ihnen Angst gemacht hätte. Ich fragte ihm, ob er wüßte, warum das so ist. Nein, das konnte er sich nicht erklären. Ich dachte mir, daß es wahrscheinlich mit dem zu tun hatte, was mich auch gestört hatte - daß er mein Kichern nicht als Signal erkannt hatte, daß er mir - buchstäblich - zu nahe getreten war. Ich glaube allerdings heute, daß das von der Schwimmbadseite in die Damenumkleide gehen genauso dazu genauso beigetragen hat. Nur wäre ich da im Traum nicht drauf gekommen, weil ich selber nie Angst vor Männern habe und bei Gefahr eher wütend als ängstlich werde. Ich weiß sicher, daß er weder drohend noch sonst irgendwie unfreundlich aufgetreten ist, schließlich war ich bei jedem Schritt dabei. Ich mag einige Fehler, die er gemacht hat, übersehen haben, da ich selber vieles vom Sozialverhalten, was andere sofort nachvollziehen können, erst erklärt bekommen muß, um es zu verstehen. Aber nach dem, was ich beobachtet habe, bin ich überzeugt, daß er niemanden bedrohen, niemandem zu nahe treten und niemanden belästigen wollte. Alle Fehler, die er gemacht hat, sind aus Unwissenheit entstanden.

Die Reaktion der Umwelt hat in keiner Weise zur Lösung der Probleme beigetragen, auch die nächsten Jahrzehnte nicht, in denen er immer wieder aus denselben Gründen Burgverbot erhielt, offensichtlich ohne daß sie jemals fähig oder bereit waren, ihm zu sagen, was genau er jeweils falsch gemacht hatte, so daß er keine Chance hatte, dazuzulernen.

Er ist auch nie wegen solchen Dingen mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, was zeigt, daß alle Fehler, die er gemacht hat, in dem Bereich liegen, wo man nicht aus Büchern lernen kann, was an dieser Stelle richtig gewesen wäre, weil die Fehler zu subtil sind.

Einen Menschen zu bestrafen, ohne zu überprüfen, ob er verstanden hat, was genau er falsch gemacht hat und was er anders hätte anders machen müssen, um nicht anzuecken, ist ein Unrecht, denn es führt den Betroffenen leicht in einen Teufelskreis immer zunehmender Probleme, ohne daß er eine Chance hätte, da herauszukommen.
O4. Kersti: 4.1 Mobbing als Strafe?

VA163. Kersti: Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel wenn ich sage, daß du ziemlich unglaubwürdig auf mich wirkst?
V13. Kersti: Eine Kritik für die faszinierenste Geschichte des Fancines
V306. Kersti: Ich sortiere im Geiste die Worte in zwei Haufen: nützliche Informationen und sinnloses Gefasel

 
Inhalt

5. Instinktive und Kulturelle Beziehungsstrukturen

Ab dem 7.-8. Monat fremdelt ein Kind 4. S.278

Kindergarten - Grundschulzeit: Freundschaftsgruppen 2-3 Personen (kündbare gleichberechtigte Beziehungen im Gegensatz zu Eltern-Kind-Beziehungen, die weder gleichberechtigt noch kündbar sind) keine Identifikation mit Schulklasse, Gruppe oder Fussballmannschaft, sie lassen auch bis zum 4. Schuljahr noch erheblich zu wünschen übrig. Gegen Ende der Grundschulzeit ist den meisten Kindern die Identifikation mit der eigenen Klasse möglich. Fremdenfeindlichkeit im erwachsenen Sinne gibt es noch nicht, wohl aber den Gebrauch entsprechender Schimpfwörter und Ausgrenzung. 4. S.278

In Jugendbünden (Pfadfinder, Wandervögel, etc.), wo die ältesten oft nur etwa 18 Jahre alt sind, kann man auch die positiven Aspekte dieser Entwicklung beobachten: Zehnjährige kann man dazu bewegen sich am Aufräumen des Raumes der eigenen Gruppe zu beteiligen (Gruppe meist 6-12 Leute), der Ortsring, die nächsthöhere soziale Einheit, ist für sie noch bedeutungslos.5.

Sekundarstufe I: Die Identifikation mit größeren sozialen Einheiten wie Nation, Religion, Ethnie, Kultur etc. nimmt zwischen 5./6. und 8./9. Klasse rapide zu. In diesem Zeitraum nimmt auch die Fremdenfeindlichkeit deutlich zu und bleibt dann auf diesem Niveau. 4. S.278 Für Arbeiten für den Ortsring (das Haus oder die Hütte des Pfadfinderbundes in Ordnung halten und reparieren etc. - Ortsring 20-100 Leute) sind meist erst 12-Jährige zu begeistern. Gruppen werden erst von 14-jährigen geführt - Jüngere halten das nicht durch. 5.

Das heißt in dieser Zeit wächst die Bereitschaft, für immer größere Gemeinschaften die Verantwortung mit zu übernehmen und entsprechend zu handeln, da Kinder nach und nach lernen, immer größere Gemeinschaften wahrzunehmen. Die Angehörigen der jeweils nächsthöheren, gerade noch nicht überschauten sozialen Ebene, werden als potentiell gefährlich wahrgenommen, die darüberliegende Ebene wird nicht als solche zur Kenntnis genommen. Daß nach der 8./9. Klasse diese Entwicklung in jedem Falle abgeschlossen ist, halte ich für unwahrscheinlich, da zumindest in jugendbewegten Kreisen Aktivitäten, die die ganze Welt betreffen, normalerweise von über 20-jährigen angeregt werden (Entwicklungshilfe, Kindergartenbau in Rußland, ...) während jüngere zwar zugeben, daß dergleichen gut ist, es auch gerne mitmachen, wenn es als Gruppenaktivität geplant ist, es jedoch nicht von sich aus anregen.5.

 
Inhalt

6. Sexueller Mißbrauch ohne Zwang und Gewalt und warum er Menschen trotzdem oft zu seelischen Krüppeln macht

Beispielgeschichte:

Bis sie in die Pubertät kam, war sie überzeugt, kein Problem zu haben

Autor: Nele Hoffmann wurde offensichtlich schon mißbraucht, bevor sie sprechen lernte, denn sie konnte sich an keine Zeit erinnern, wo es jemals anders war. Sie nahm das zunächst nicht als Problem wahr, denn ihr Vater verhielt sich dabei niemals grausam sondern immer liebevoll und rücksichtsvoll. Er achtete darauf, ihr nicht wehzutun, tat mit ihr all die Dinge die wirklich liebevolle Väter mit ihren Kindern tun.

Bis sie in die Pubertät kam, war Nele überzeugt, kein Problem zu haben.

Dann merkte sie, daß sie mit den üblichen pubertären Beziehungsangeboten nichts anfangen konnte und irgendwie keinen Bezug dazu finden konnte, daß ihr Verhalten nicht zu dem der anderen Jugendlichen paßte. Ihre erste Liebesbeziehung ging schief und sie verletzte ihren Freund sehr, mit dem Ergebnis, daß sie ihren Vater anzeigte. Als sie ihre Anzeige zurückzog, gestand ihr Vater selbst, um ihr eine weitere Aussage zu ersparen.

Später geriet sie an einen Sadisten - was als sadomasochistische Liebesgeschichte begann, in der sie zwar eigene Bedürfnisse überging, um es ihm recht zu machen, sich aber zunächst noch OK anfühlte, entartete zu etwas beängstigendem und offensichtlich tödlich gefährlichem. Als sie davor floh, fand sie keine andere Lösung, als in einem SM-Studio zu arbeiten.1.

Daß der Mißbrauch durch den Vater zu Problemen geführt hatte, ist an dieser Stelle offensichtlich. Ein Teilproblem wird auch erkennbar: offensichtlich hatte Frau Hoffmann als Kind bei ihrem Vater gelernt, eigene Bedürfnisse zu übergehen, um es dem Vater recht zu machen, was es ihrem späteren Freund ermöglichte, sie in eine Position zu manövrieren, wo sie lange keine Möglichkeit mehr fand, sich erfolgreich gegen sadistische und ekelhafte Sexpraktiken zu wehren, die sie definitiv nicht wollte.

Das andere Problem, was sich hier zeigte, wurde nicht so offensichtlich, daher noch ein anderes Beispiel.

Beispielgeschichte, Kersti:

Sie stellte fest, daß er mit diversen Frauen fremd ging und sich auch an den Kindern vergriff

Eine Bekannte von mir hatte eine sehr unglückliche Beziehung mit einem Mann der sie mit den Aufgaben der Kindererziehung völlig allein ließ und ihr gleichzeitig das Gefühl vermittelte, daß ihre Gefühle ihn gar nicht interessieren würden. Beim Sex fühlte sie sich beinahe vergewaltigt, was sie dazu brachte, Sex letztlich ganz abzulehnen.

In der Situation lernte sie einen Mann kennen, mit dem alles ganz anders war. Er war lustig und freundlich und verführte sie, was dazu führte, daß sie ein Buch mit den verschiedensten Stellungen beim Sex unter Gelächter von vorne bis hinten durchprobierten, wobei sich einige der angeblich machbaren Stellungen als anatomisch unmöglich herausstellten.

Als die Frau durch diese Episode trotz Verhütung mit Spirale schwanger wurde und das beichtete reagierte ihr Mann großzügig: "Wo zwei Kinder satt werden kann auch ein drittes heranwachsen." sagte er. Doch die Frau verlor ihr drittes Kind in einer frühen Schwangerschaftsphase und kam nicht mit dem Verlust zurecht. Daraufhin schickte ihr Ehemann, den Mann der mit ihr fremdgegangen war, zu ihr, in der Hoffnung daß ihr das ihr das irgendwie hilft. Er war zwar wohl unfähig Liebe in angemessener Weise zu zeigen und hatte auch diverse andere persönliche Defizite, aber irgendetwas an Gefühlen muß bei ihm wohl doch da gewesen sein.

Nachdem die Frau wieder heimgkehrt war, begann der Mann sie in der Ehe zu vergewaltigen, woraufhin sie sich trennte. Sie erfuhr später von ihrer kleinen Tochter, daß ihr Mann das Kind einmal beinahe unters Auto gestoßen hatte.

Der Freund, mit dem sie fremd gegangen war, besuchte sie weiterhin und hatte eine Beziehung mit ihr. Sie stellte fest, daß er mit diversen Frauen fremd ging, was sie aber dazu bewegte sich zu trennen war, daß er sich auch an den Kindern vergriff.

Nachdem sie ihn zur Rede gestellt hatte, befragte sie ihn auch zu den Gründen für sein Verhalten. Er erklärte, daß er, wenn sie zusammenblieben, nicht dafür garantieren könne, daß das nicht wieder vorkommt, weil die Versuchung zu groß sei.

Außerdem erzählte er auch etwas aus seiner Kindheit. Er war bei einer Mutter aufgewachsen, die kaum Zeit für ihn hatte und auch nie zärtlich zu ihm war. Dann hatte eine Babysitterin die gerade in der Pubertät gewesen war, sexuelle Dinge mit ihm ausprobiert.

Insgesamt kann man also sagen, daß dieser Pädophile statt mehreren Beziehungsmustern nur ein einziges gelernt hatte, nämlich ein freundlich-sexuelles Experimentieren, das er in jeder Beziehungsform anwandte, ganz gleich, ob es eine Eltern-Kind-Beziehung, Liebesbeziehung oder Freundschaft hätte sein sollen. Entsprechend führte diese undifferenzierte Art, Liebe auszudrücken zu persönlichem Chaos. Er fand keine Ehefrau, die mit ihm zusammenblieb und kam auch später wegen Pädophilie ins Gefängnis.

Wenn Kinder mißbraucht werden, besteht das Risiko, daß sie dadurch zu sozialen Krüppeln werden, denen die Fähigkeiten fehlen, die notwendig sind, um sich ein so umfangreiches und hoch differenziertes soziales Netz aufzubauen, wie Menschen das brauchen, um in einer menschlichen Gesellschaft zurechtzukommen.

Das wiederum erklärt, warum Erwachsene nicht auf kindliches Flirten eingehen dürfen, indem sie eine sexuelle Beziehung eingehen. Um die Pubertät herum erwachen nach und nach die Verhaltensweisen, die für sexuelle Beziehungen notwendig sind, doch sie sind noch nicht domestiziert - es ist den betroffenen Kindern und Jugendlichen nicht immer klar, daß die Ideen, auf die sie plötzlich kommen und die neuen Verhaltensweisen, die sie ausprobieren, in den Kontext einer Liebesbeziehung gehören und nicht an jedem männlichen Wesen ausprobiert werden sollten. Noch weniger hat ein Kind bereits die kulturell zu erlernenden Fähigkeiten drauf, die es befähigen würden, zu entscheiden welche Kleidung zwar schön aber auch angemessen für beispielsweise einen Tanzabend ist und was von Männern der eigenen Kultur als sexuell herausfordernd angesehen wird und bei normalen Männern zu unerwünschten sexuellen Annäherungen führt, weil sie ein "Ich bin auf der Suche"-Signal gesehen zu haben meinen. - Ich meine hier nicht die klaren Grenzüberschreitungen wie unerwünschtes Begrapschen und Vergewaltigungen, sondern ich meine, daß höfliche Beziehungsangebote kommen, die aber schon mehr sind, als man gerade wünscht. Man muß in der Jugend lernen, welche nonverbalen Signale wie verstanden werden, um sie gezielt anwenden zu können und das zu bekommen, was man wünscht.

 
Inhalt

7. Ausgehungert nach Zärtlichkeit - oder - Warum Kinder manchmal aktiv Mißbrauchssituationen aufsuchen

Ein Kind, das elterliche Liebe, Zärtlichkeit und Fürsorge gesucht hat, aber nur Sex angeboten bekam

Autor: Sabine B. Procher ließ sich als kleines Kind auf jede sexuelle Erfahrung ein, die sich ihr bot, ob ein völlig fremder Erwachsener sie zu Sex verführen wollte, ein Jugendlicher in der Phase, in der die ersten sexuellen Experimente normal sind oder der Nachbar, wenn sich eine Gelegenheit dazu ergab, wurde der Mißbraucher auch ein zweites und drittes mal aufgesucht. Nach einer Reihe mißlungener Beziehungen als Erwachsene, schreibt sie dann das Buch " Buch: Sanfter Mißbrauch. Das schleichende Seelengift."3.

Beim Lesen des Buches bin ich verwirrrt. Warum macht sie das? Ist der Mißbrauch ihr eigentliches Problem? Warum kann sie nicht sanft und freundlich mit ihren Partnern umgehen? Letztlich glaube ich, daß der Mißbrauch nicht das Problem sondern ein ziemlich mißglückter Lösungsversuch eines Kindes war, das elterliche Liebe, Zärtlichkeit und Fürsorge gesucht hat, aber nur Sex angeboten bekam. Wäre kein Sex angeboten worden, hätten die Chancen, daß sie schließlich das Richtige findet, besser gestanden.

In der obigen Geschichte taucht ebenfalls das Thema ausgehungert nach Zärtlichkeit auf.
VB170.5.b2 Kersti: Sie stellte fest, daß er mit diversen Frauen fremd ging und sich auch an den Kindern vergriff
und eine weitere Erfahrung, diesmal aus einem früheren Leben zeigt dasselbe Problem.

Reinkarnationserinnerung, Kersti:

"Ach das habe ich damals gesucht!"

Eines Tages kam ein Reiter an dem kleinen Tagelöhnerhäuschen vorbei, wo ich gerade im Garten arbeitete. Ich sah ihn und konnte den Blick nicht mehr von ihm wenden und er hielt an und sprach mich an. Ich lud ihn in den Garten ein, um mich mit ihm zu erhalten.

Im Laufe des Gespräches erzählte ich meine Lebensgeschichte. Meine Mutter hatte mich bekommen, als sie irgendwo als Magd in Stellung war und da sie keine Stelle bekommen konnte, wo sie das Kind hätte mitnehmen können, also gab sie mich als Kostkind zu einer Witwe. Ich hatte immer den Eindruck, daß die Frau mich nur wegen dem Geld genommen hatte, jedenfalls war sie keine bißchen freundlich. Ich bekam oft Schläge wegen Kleinigkeiten, wo andere Kinder nie geschlagen wurden, sollte immer helfen und durfte nie spielen. Als ich 14 war und damit alt genug, um eine Stellung anzunehmen, hörte meine Mutter auf zu zahlen. Da ich dann erst recht wie eine Magd arbeiten sollte, schwor ich mir, mir eine Stellung zu suchen, so schnell ich konnte, denn da würde ich für die Arbeit wenigstens bezahlt.

Dann kam dieser Mann und ich meinte, mein Leben hätte begonnen. Als ich den Eindruck gewann, daß er sich zurückziehen wolle, tat ich alles, was ich tun konnte, damit er blieb, inklusive mich nackt ausziehen. Die Geschichte endete mit einer Abtreibung, die für mich die schrecklichste Erfahrung meines damaligen Lebens blieb.

Danach wollte ich nur noch weg. Ich verließ die Gegend und suchte mir in einem anderen Dorf eine Stellung als Magd. Dort fand ich auch einen Mann, den ich heiratete. Als ich dann mein erstes Kind - eine Tochter - von ihm bekam, wäre ich bei der Geburt beinahe verblutet, so daß die Hebamme mich fragte, ob ich eine Vergewaltigung oder Abtreibung hinter mir hätte oder warum sonst ich als so junge Frau in dem Bereich so verletzt wäre. Ich erzählte ihr die Geschichte.
"Kindchen, es gibt auch Leute, die sich Kinder wünschen und keine kriegen können." sagte die Hebamme.
Dann begann ich zu heulen wie ein Schloßhund, weil ich es so furchtbar gefunden hatte, daß mein Kind umgebracht wurde. Da die Hebamme mir erklärte, daß ich nicht versuchen sollte, ein weiteres Kind zu bekommen, weil sonst die Gefahr bestünde, daß ich bei der Geburt verblute, erzählte ich die Geschichte meinem Mann und er entschied, daß wir dann den jüngsten Sohn seiner Schwester adoptieren würden, die mehr Kinder hatte als sie wollte, damit der Hof einen Erbe hat.

Als ich dann sah, wie mein Mann mit den Kindern umging, dachte ich:
"Ach das habe ich damals gesucht!" und schaute mir bei ihm den richtigen Umgang mit Kindern ab.

Im damaligen Leben war ich alt genug gewesen, daß man hätte annehmen können, daß ich tatsächlich auf der Suche nach einer ersten Liebe bin und der Mann, den ich kennenlernte, hatte mich auch als jemanden gesehen, den man möglicherweise heiraten kann. Gescheitert ist es daran, daß ich mich nicht normal hatte entwickeln können und daß ich zuerst mein Defizit an elterlicher Liebe hätte auffüllen müssen, bevor ich zu einer normalen Liebesbeziehung fähig geworden wäre. Der Mann war auch zu jung und unerfahren, um zu wissen, wie man ein solches Verhalten in halbwegs gesunde Bahnen lenken kann oder eine funktionierende Lösung für das Problem mit der Schwangerschaft zu finden, so daß er nur auf Abtreibung kam.

Kinder die aktiv Mißbrauchsituationen aufsuchen, tun das also gewöhnlich nicht, weil sie Sex wollen, sondern weil sie die Art Zärtlichkeiten suchen, die Eltern gewöhnlich ihren Kindern schenken. Wenn sie stattdessen Sex angeboten bekommen, entsteht diese Unfähigkeit unterschiedliche Typen an Beziehungen einzugehen, die bei manchen Pädophilen zu beobachten sind.

 
Inhalt

8. Muß man verzeihen?

Beispielgeschichte, Kersti:

"Aber man muß doch verzeihen!" - "Thema verfehlt, setzen, sechs!"

Mein Schwester recherchierte zu Mißbrauch in den Bünden und befragte dabei Gerhard nach diesem Thema. Von ihm kam ein Satz, der in dem Zusammenhang grotesk unpassend erschien.
"Aber man muß doch verzeihen!"
Als sie mir das erzählte, dachte ich nur:
"Thema verfehlt, setzen, sechs!"
Es bestand zu dem Zeitpunkt keine Absicht die Leute gerichtlich zu verfolgen. Verzeihen oder nicht verzeihen war an dieser Stelle völlig irrelevant. Horst S., der wohl die zentrale Person bei dem Problem war, war schließlich inzwischen gestorben und erst danach setzte wirklich der Versuch ein, das Thema im Ring junger Bünde aufzuarbeiten. Es ging nicht um die Vergangenheit, sondern um die Zukunft. Das Thema sollte aufgearbeitet werden, um Strategien zu erarbeiten, damit so etwas nie wieder passiert.

Ich weiß bis heute nicht, was Gerhards Thema mit Mißbrauch war, aber als langjähriges Mitglied der Redaktion von Idee und Bewegung, weiß ich, daß er kein Täter war. Das hätte mich mit meinem heutigen Wissen auch verwundert, wenn ich einen solchen Spruch höre. Allerdings war auch keine Hilfe, wenn man Tätern welcher Art auch immer Grenzen setzen wollte, um weitere Probleme zu verhindern. Das mußten immer die anderen in der Redaktion machen und es wäre durchaus eine seiner Aufgaben gewesen! Wenn wir in der Redaktion dieses Thema diskutierten und darüber redeten, was man dagegen tun könne und müsse, sagte Gerhard jedenfalls nicht viel dazu, während wir alle der Ansicht waren, daß das etwas war, wogegen man etwas tun muß. Nur hatten wir da wenig Gelegenheit, denn das Thema ist uns nicht direkt begegnet.

Wir haben jedoch bei zwei Festen der Kulturinitiative, die dieser Kreis organisiert hat, Informationsveranstaltungen zum Thema angeboten, beziehungsweise das entsprechende Angebot der Burg Ludwigstein genutzt.

Nun war Gerhard mit seinem Verhalten ... manchmal seltsam. Zunächst fiel es mir positiv auf. Gerhard war tolerant und wurde auch dann nicht unfair und fiess, wenn ihn etwas sehr belastete. Gerhard war auch fleißig und hatte immer ein Projekt mit dem man unbedingt die Welt verbessern mußte. Mit den Jahren merkte ich aber, daß sein Verhalten nicht gesund war.

Daß das, so wie er es betrieb, nicht mehr gesund war fiel meiner Mutter eher auf als mir. Sie sagte mir nämlich, daß man Gerhard nicht helfen könnte. Er würde zwar immer darum bitten, daß man ihm Arbeit abnimmt, aber kaum hätte man etwas übernommen, hätte er sich wieder einen neuen Berg Arbeit aufgeladen.

Ich mußte zugeben, daß das stimmt, aber andererseits wollte ich bei seinen Versuchen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, mitmachen. Daß er das als "mir helfen" bezeichnete und sich für die Hilfe persönlich bedankte, war komisch, denn schließlich wollte ich im Rahmen meiner Kräfte die Welt zu einem besseren Ort machen nicht etwa Gerhard helfen. Wenn ich Gerhard hätte helfen wollen, hätte ich ihm etwas für ihn persönlich geschenkt oder ihm geholfen sein eigenes Zelt aufzubauen, Dinge, die ich von Zeit zu Zeit auch getan habe, schließlich hatten wir auch auf der persönlichen Ebene oft miteinander zu tun. Aber die Welt retten ist nicht Gerhard helfen. Da verwechselt er etwas!

Als er dann älter wurde, wurde zunehmend offensichtlicher, daß er da Verhaltensmuster drauf hatte, die nicht gesund waren, weil er sich für andere aufopferte, bis es für ihn gesundheitsschädlich wurde.

Ein Gespräch hatte er damit begonnen, daß er Hilfe beim Briefe beantworten brauchen würde, weil er als Rentner so vie Arbeit damit hätte, daß er bemerkt hätte daß es drohen würde ihn ernsthaft krank zu machen. Wir Mitglieder des Redaktionskreises überlegten, ob wir diese Aufgabe übernehmen wollten und kamen zu dem Schluß, daß wir nicht noch mehr tun wollten, als wir bereits für Idee und Bewegung taten. Also schlugen wir ihm vor, in jeden Brief kurz reinzuschauen, ob es sich um etwas handelt, was beantwortet werden muß oder ob es sich eher um einen persönlichen Brief handelt, wo das nicht so wichtig ist. Die notwendigen Briefe solle er beantworten, die anderen an eine Kiste oder einen Ordner tun, und so viel davon zu beantworten, wie er schafft, ohne sich zu überfordern. Und wenn er einen Brief drei Monate lang nicht beantwortet hätte, solle er ihn einfach unbeantwortet abheften.
"Aber das kann ich doch nicht machen, die armen Leute!"
Wir starrten ihn fassungslos an und einige Minuten sagte niemand etwas. Es mochte einzelne Briefe geben, die wirklich persönlich so wichtig sind, aber auf die meisten traf das ganz sicher nicht zu! Ich überlegte, wie ich das in seinen Kopf hineinbekam und antwortete dann:
"Gerhard, du glaubst doch nicht im ernst, daß die Leute wollen, daß Du Dich für sie umbringst!"
Er antwortete so, daß ich den Eindruck hatte, daß das zumindest in seinem Kopf angekommen ist.

Ich weiß nicht, was es genau war aber ich kenne das Muster prinzipiell aus einem anderen Thema nämlich von dem zum Familientherapeuten erzogenen Kind:
VA145.6.1 Kersti: Das zum Familientherapeuten erzogene Kind
Und ein Kind als Familientherapeut zu benutzen ist eben einfach eine andere Art von Mißbrauch, nicht sexuell, aber Mißbrauch.

Manchmal führen Mißbrauchsbeschuldigungen auch zu anderen seltsamen Reaktionen:
Beispielgeschichte:

Sprüche, die fassungslos machen: "Mißbrauchsbeschuldigungen: Wahrheit oder Rache?"

Als die ehemalige Miß Amerika Autor: Marilyn Van Derbur mit der Information an die Öffentlichkeit ging, daß sie vom fünften bis zum achtzehnten Lebensjahr von ihrem Vater sexuell mißbraucht worden war, fanden sich viele Leute die einfühlsam und angemessen darüber berichteten und Berge von Post anderer Mißbrauchopfer stapelten sich in ihrer Wohnung.

Da schrieb ein Kolumnist der einen Artikel mit dem Titel:
"Mißbrauchsbeschuldigungen: Wahrheit oder Rache?"2.

Als ich das in ihrem Buch las, war ich fassungslos. Nicht weil sich jemand gefunden hatte, der die Realität des Mißbrauchs ableugnete. Damit war zu rechnen, denn wenn es viele Mißbrauchsopfer gibt, gibt es viele Täter, die ein Interesse daran haben, den Mißbrauch abzuleugnen.

Was mich meinen Augen beinahe nicht trauen ließ, war die Formulierung "Wahrheit oder Rache?" - Jeder geistig gesunde Mensch würde doch fragen: "Rache, wofür?" und zu dem Schluß kommen, daß in der Erziehung eines Kindes, nach der ein Kind auf diese Weise Rache üben will, obwohl es nicht sexuell mißbraucht worden ist, ebenso viel schiefgelaufen sein muß, als wäre das Kind tatsächlich sexuell mißbraucht worden. Da dem Kolumnist nicht der Gedanke gekommen ist, daß er wirres Zeug schreibt, muß in dessen Erziehung wohl etwas schief gelaufen sein, das ihm eine solche Rache nicht abwegig erscheinen läßt.

Natürlich hat man den meisten Streit, den man so im Leben hat, einerseits mit den Leuten, mit denen man zusammenlebt - inklusive der eigenen Eltern - und andererseits mit denen, mit denen man arbeitet. Das liegt einfach daran, daß man so viel miteinander zu tun hat. Aber wenn die Verhältnisse einigermaßen in Ordnung sind, handelt es sich eben um harmlose Streits, die keinen Wunsch nach solcher Rache wecken.

Wenn jemand meint, er müßte etwas verzeihen, das er zu diesem Zeitpunkt nicht verzeihen zu können meint, dann muß jeder Aspekt dieser Vorstellung aufgearbeitet werden.

Und wenn das Thema noch aktuell ist, reicht aufarbeiten nicht aus, sondern man muß Maßnahmen ergreifen, um den Tätern Grenzen zu setzen.

Das Wesentliche ist, daß die Maßnahme Wirkung zeigt, das Problem beendet und keine neuen Probleme schafft, die genauso ernst sind, wie das ursprüngliche Problem. Ob der der Täter die Maßnahme als Strafe oder als Problemlösung empfindet, ist unwesentlich im Vergleich zu der Frage, ob das Problem dadurch gelöst wird.

 
Inhalt

9. Nimmt jedes Kind, das Sex mit Erwachsenen hatte, Schaden?

Kersti

 
Inhalt

Quellen

Dieser Artikel beruht auf meinen eigenen Erfahrungen als Therapeutin und dem Aufarbeiten meiner eigenen Themen alleine oder in Partnerarbeit mit meinen jeweiligen Aufarbeitungspartnern
VA248. Kersti: Wie funktioniert Psychotherapie?
Wenn ich therapeutisch arbeite, greife ich oft auf das Wissen meiner feinstofflichen Anteile zurück und integriere geistheilerische Methoden in meine Arbeit.
VA299. Kersti: Fragen beantworten: Das Wissen der eigenen feinstofflichen Anteile
VA131. Kersti: Heilung durch Arbeit an den feinstofflichen Körpern

Weitere Quellen waren:

  1. Autor: Nele Hoffmann, Autor: Manuela Ausserhofer: Buch: B149.7 Mit Papa war's nur Blümchensex. Das Leben mit Papa als Liebhaber und mein Absturz in die Hölle. (2014) Mossautal: U-Line, ISBN-13: 978-3944154268
  2. Autor: Marilyn Van Derbur: (Übersetzt durch G. Breitenbach und I. Alexander): Buch: B126.1.4 Tagkind - Nachtkind. Das Trauma sexueller Gewalt. Überlebenswege, Heilungsgeschichte und Hilfe zur Prävention. (2013) Kröning: Asanger Verlag, ISBN 978-3-89334-543-4
  3. Autor: Sabine B. Procher: Buch: B149.8 Sanfter Mißbrauch. Das schleichende Seelengift. (2012) Hamburg: ACABUS Verlag, ISBN 978-3-86282-164-8
  4. Autor: Rainer Dollase: Freundschaft oder Feindschaft. Zum Umgang mit ,Fremden' in der Grundschule. In: Autor: Ulrike Itze, Autor: Herbert Ulonska, Autor: Christiane Bartsch: Buch: B168.6 Problemsituationen in der Grundschule. Wahrnehmen - verstehen - handeln. (2002) Bad Heilbrunn: Klinkhardt, ISBN: 3781511936, S.275-289
  5. Jugendbewegung: Mein Vater und mehrere meiner Geschwister waren Pfadfinder, meine Mutter Wandervogel. Ich selbst war nacheinander Mitglied in einem Pfadfinderbund und einem Wandervogelbund, habe einige Arbeitsgemeinschaften in überbündischen Veranstaltungen im jugendbewegten Umfeld geleitet und einige solche Treffen mit geplant, andere nur besucht. Jahrelange Mitarbeit bei Zeitschrift: Idee und Bewegung.

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
Werbung - auch in Form spiritueller Newsletter - ist nicht erwünscht und ich bin nicht damit einverstanden, daß diese Adresse für Werbezwecke gespeichert wird.