Wenn man einen Anschlag verhindert, bei dem ein Teil des Schiffes in die Luft geflogen und gut ein Dutzend einfache Mannschaftsmitglieder umgekommen wären, ist das ein strafwürdiges Verbrechen
Vorgeschichte:
F1625. Tharr vom Licht:
Von zu Hause aus dem königlichen Palast war ich es gewöhnt, Rechte zu haben
Tharr vom Licht erzählt:
Wenn man einen Anschlag verhindert, bei dem ein Teil des Schiffes in die Luft geflogen und gut ein Dutzend einfache Mannschaftsmitglieder umgekommen wären, dann ist das ein strafwürdiges Verbrechen. Das war nicht das, womit ich gerechnet hätte, aber es war das, was passierte, als ich die offensichtlich absichtlich angelegte Schaltung entdeckte, mit der einige Neider, von denen ich zu wissen glaube, wer sie sind, mich aus dem Weg zu räumen versuchten.
Ihnen war wohl nicht klar, daß sie für das, für das ich bevördert wurde, sowieso nicht in Frage kamen, weil sie nicht bereit waren, die Arbeit zu tun, die irgendjemand erledigen muß, damit ein Schiff funktionsfähig bleibt. Ihnen war auch nicht klar, daß die Techniker, die ich befehligte, bei mir bessere Arbeit leisteten, weil ich mein Bestes tat, um ihnen den Rücken frei zu halten. Sie meinten ernsthaft, sie bekämen meine Stelle, wenn ich tot wäre.
Trotzdem waren ihre Vorgesetzten wohl der Ansicht, man müsse mich loswerden, weil ich bestimmt bald auch für Kapitäne eine Konkurrenz wäre. Und als der Anschlag nicht gelang, war es natürlich höchst unbequem, daß ich noch lebte und ich erhielt eine Versetzung auf die Thorion, wo all die Leute hinkamen, die niemand haben wollte.
Der Kapitän der Thorion brauchte natürlich auch jemanden, der die Arbeit tat. Er war aber noch schleimiger als die drei anderen Kapitäne, die ich bis dahin erlebt hatte und außerdem bereits am zweiten Tag tot und durch seinen ersten Offizier ersetzt. Ich weiß nicht, wie es eigentlich möglich ist, daß man sich einen tödlichen Stromschlag an seiner Computertastatur holt, aber er hatte es geschafft.
Ich wurde auch zu den XZB12-Kriegssklaven reingeschickt, die einen ausgesprochen schlechten Ruf hatten - oder einen guten, was ihre fachliche Kompetenz anging, wie man es nimmt. Ehrlich gesagt, war ich mir nicht sicher, ob es klug war durch die Schleuse in die Wohnbereiche der XZB12s einzutreten, nur hatte ich da keine Wahl denn meine Befehle schrieben es vor. Durch die Überwachung sah ich, daß direkt neben jeder der Schleusen ein einzelner Sklave wartete, als hätten sie eine regelrechte Wache eingeteilt. Mein Kollege war am Vortag nicht sehr erfolgreich gewesen. Die Sklaven hatten ihn wie Luft behandelt. Andere Geschichten handelten davon, daß die Kriegssklaven ungeliebte Vorgesetzte einfach erschossen hätten, bevor sie in die Landefähre gestiegen waren, um nach Hause zurückzukehren. Es handelte sich um Gerüchte, für die es keinerlei Beweise gab. Die meisten Geschichten über die Sklaven waren aber dermaßen absurd, daß völlig unklar war, was wahr und was Märchen war.
Ich gab mir einen Ruck und entschied, ich würde es mit ihnen machen wie mit jedem Sklaven, über den ich bisher den Befehl gehabt hatte: Ich würde es zuerst mit Höflichkeit versuchen und konnte nur hoffen, daß es funktionierte. Ich trat ein und wünschte dem Wächter guten Tag. Er erwiderte den Gruß und forderte mich auf, ihn zu begleiten, die anderen würden schon in der Sporthalle auf mich warten. Ich wunderte mich, denn das hatten sie am Vortag nicht gemacht.
Die Geräte für das Zirkeltraining, das ich mit ihnen machen sollte, waren schon aufgebaut und Pfeife und Stoppuhr lagen bereit, so daß ich die Signale geben konnte, nach denen die Krieger von einem Gerät zum anderen wechseln sollten. Alles klappte wie am Schnürchen und ich wußte nicht, warum das eigentlich so war. Warum hatten sie am Vortag beschlossen zu tun, wozu sie gerade Lust hatten, während sie bei mir alles taten, was ich mit ihnen befahl? Ich hatte keine Ahnung.
Am nächsten Morgen erfuhr ich, daß man mit einem Strafer auch Menschen ermorden kann, wenn man sie nur lange genug damit foltert. In einem der Schlafräume war der automatische Strafer die ganze Nacht gelaufen und die Sklaven, die darin geschlafen hatten, waren durchweg an Herzversagen gestorben. Ich wurde reingeschickt die Leichen wegräumen. Ich glaubte nicht daß das ein Unfall war. Ich machte mir Sorgen, wie die Sklaven darauf reagieren würden, doch sie begrüßten mich genauso freundlich wie am Vortag und taten mit grimmigen Gesicht, was ich ihnen sagte. Als ich wieder rauskam, erfuhr ich, daß der erste Offizier und zwei andere Leute ebenfalls tot waren.
Langsam wurde es gruselig.
Jetzt war ein Offizier diensttuender Kapitän, der mir etwas sympathischer vorkam als sein Vorgänger. Er fragte mich, wie die XZB12s sich verhalten hätten und als ich sagte, daß sie unverändert höflich geblieben seien, riet er mir, zu ihnen weiterhin schön höflich zu bleiben, dann würden sie mir auch nichts tun. Ich sah ihn verwirrt an, weil ich das Gefühl hatte, daß er mir damit noch etwas mitteilen wollte, das er nicht ausdrücklich gesagt hatte. Jedenfalls gab der Spruch an dieser Stelle nicht wirklich viel Sinn.
Fortsetzung:
F1665. Treron XZB12-5-13:
Tharr vom Licht ist kein richtiger Freigeborener