Ich glaube, die Zuchtsklaven wollten uns damit wissen lassen, daß sie die eigentliche Macht hinter den Kulissen sind
Vorgeschichte:
F1751. Sitar LZB2-37-10:
Erst als ich Disa LZB7-42-38 kennengelernt habe, habe ich angefangen Dinge zu verschweigen
Die Königin des Löwenreiches, Tamara von Leuenhorst erzählt:
Wir hatten versucht, mit dem Reich vom Licht in diplomatische Beziehungen zu treten und das, was mir die Diplomaten von der Reise erzählten, war mehr als verwirrend. Es mußte Chaos geherrscht haben, als sie ankamen und man wollte sie offensichtlich loswerden, um das Chaos in den Griff zu kriegen, bevor man mit ihnen reden wollte.
Sie haben dann den perfekten Köder gefunden, nämlich eine Möglichkeit zur ungehinderten Spionage auf einem ihrer Kriegsschiffe. Nur das war richtig absurd - was wollten sie da vor uns verbergen, daß ihnen das lieber war? Noch verwirrender war, daß die Zuchtmenschen sich durchweg so verhielten, als wären sie unsere Verhandlungspartner und nicht etwa ihre freigeborenen Herren. Jeder von ihnen, egal ob er der Delegation das Frühstück brachte, etwas reparieren sollte, es sich um eine zufällige Begegnung handelte oder ihn jemand aufgesucht hatte, um sich etwas anzusehen, schien sich berufen zu fühlen, mit uns Bündnisverhandlungen zu führen und alle schienen sie auf denselben Bündnisvertrag hinzuarbeiten, als wäre jeder exakt über die Pläne des jeweils anderen informiert. Sie wirkten gut organisiert und koordiniert.
Während die einfachen Mannschaften unter den Freigeborenen sich nicht oder kaum für uns zu interessieren schienen - bis hin zu der krassen Unhöflichkeit, daß sie bei zufälligen Begegnungen auf den militärischen Gruß verzichteten - sagten diejenigen, die uns als Verhandlungspartner vorgestellt wurden, schon, daß sie unbedingt einen Bündnisvertrag wollten, redeten aber zu wenig mit uns und wirkten zu zerstreut und abgelenkt, um zu irgendeinem Ergebnis zu kommen, das man Bündnisvertrag nennen konnte. Schließlich baten sie um einen späteren Gesprächstermin, um die Angelegenheit in Ruhe zu besprechen und unterschrieben nur einen Waffenstillstandsvertrag.
Darüberhinaus bastelte ein Zuchtmenschenkind Dira zwei Adapter, mit denen wir unsere Computer an ihr Netz anschließen konnten und ihr Computernetz ausspionieren konnten. Dabei war es keinerlei Problem den Kapitän eines Kriegsschiffes bei Gesprächen zu beobachten, die ganz bestimmt nicht für unsere Ohren bestimmt waren, während die Zuchtmenschen uns offensichtlich nur genau das sehen ließen, was sie uns sehen lassen wollten. Beispielsweise daß die uns mal eben die Darstellung auf den Displays so umprogrammieren konnten, daß wir sie in unserer Muttersprache und mit den bei uns üblichen Symbolen verwenden konnten. Dann führte uns einer ihrer Kriegssklaven vor, daß er mit lediglich einem Tablet, das vielleicht drei Zeilen Text anzeigen konnte, in einer Raumschlachtsimulation eine vollständige Brückenmannschaft eines Kriegsschiffes besiegen konnte.
Seine Erklärung dafür war gewesen, wenn man Sklaven auf erfolgreiches Überleben einer Schlacht züchtet, würde man jeweils die intelligentesten und taktisch begabtesten auswählen und sie wären ja bereits seit Generationen gezüchtet worden. Dira hatte eine ganz ähnliche Erklärung bekommen, als sie einen Technikerjungen nach seinem auffallend großen Kopf fragte. Nur hattte der noch dazugesagt, daß man mit Freigeborenen Nachsicht haben müßte, schließlich könnten sie nicht dafür, daß sie nicht gezüchtet und deshalb dümmer wären!
Außerdem waren die Zuchtmenschen der Ansicht, wir sollten schnellstmöglich unsere Schiffe modernisieren und versorgten uns mit dem entsprechenden Lehrmaterial. Bei dieser Gelegenheit sagte besagter Technikerjunge zu Dira, daß der König einen Technikerjungen als Sohn adoptiert hatte. Ich glaube nicht, daß ihnen diese Information versehentlich herausgerutscht ist. Ich glaube, sie wollten uns damit wissen lassen, daß sie die eigentliche Macht hinter den Kulissen sind.
Außerdem gab es einen Hinweis, daß Sitar LZB2-37-10 für seine heimatlichen Zuchtsklaven spioniert oder zumindest Kontakt mit ihnen hat.
Ich erinnerte mich an meine erste Begegnung mit Sitar LZB2-37-10. Nach der schweren Verletzung, die der gefangene Techniker bei der Raumschlacht erlitten hatte, hatte ihn der Arzt für vernehmungsfähig erklärt und er war für uns interessant, da er uns vermutlich etwas über die Technik unserer Feinde erklären konnte, daher redete ich mit ihm, um herauszubekommen, wie man ihn so weit bringt.
Wie sich heraussstellte war er gerne bereit, sein Wissen mit uns zu teilen und begründete das damit, daß er ein Sklave war, dem seine Herren nichts Gutes getan und keinerlei Rechte zugestanden hatten. Er fühlte sich vom Krankenhauspersonal gut behandelt, obwohl ich mir ziemlich sicher war, daß sie ihn kalt und höflich behandelt haben mußten.
Der Arzt war dann etwas perplex, wie gerne der Techniker sein Wissen mit uns teilen wollte, denn er bestand darauf, mit der Arbeit beginnen zu dürfen, bevor der Arzt ihm das aufstehen erlauben wollte. Ich fragte mich, was ich mit so etwas machen sollte und erwähnte das gegenüber Signa Hai, meiner militärichen Adjudantin, die daraufhin meinte, das man das ausnutzen müsse und mir vorschlug, ihre kleine Schwester Silva, die gerade Abitur gemacht hätte und sich für ein technisches Studium interessieren würde, zu ihm zu schicken und ihm als Adjudantin zuzuteilen, die einerseits die Aufgabe hätt,e ihm jeden Handgriff abzunehmen, den sie ihm abnehmen kann, andererseits aber so viel wie möglich von ihm lernen solle. Sie könnte dann zusammen mit dem Techniker die Vorlesungen an unserer technischen Universität vorbereiten, die er halten sollte.
Als das neue Semester begann, war er noch längst nicht gesund, so daß das Signas Schwester Silva Hai ihn im Rollstuhl zu den Vorlesungen fuhr und ihn persönlich bediente. Gleichzeitig erhielt sie von ihm zusätzlich zu den Vorlesungen Nachhilfeunterricht, so daß sie, als er die Fortgeschrittenenvorlesungen hielt, für die Anfängervorlesungen zuständig war.
Sitar LZB2-37-10 äußerte sich bei jedem Gespräch zufrieden mit seiner Situation und bemühte sich auch geeignete Materialien zu besorgen, daß wir unser Schiffbauprogramm schneller modernisieren konnten, als wir die nötigen Fachleute ausbilden konnten.
Trotzdem gab es zu viele Feinde, die unbedingt unseren Planteten erobern wollten. Irgendwann riet Sitar uns, Diplomaten in sein Heimatreich zu schicken. Er hätte gehört, daß diese ebenfalls zu viele Feinde hätten und an einem Friedensvertrag interessiert sein könnten. Wir befolgten diesen Rat mit den bekannten verwirrenden Ergebnissen.
Also mußte er uns erst einmal einiges erklären.
Fortsetzung:
F1753. Tamara von Leuenhorst:
Wirklich gespannt war ich auf den zweiten Vortrag, den von Sitar