Wie soll man einem, der nicht bereit ist, zu verraten, was er weiß und was nicht, etwas erklären?
Vorgeschichte:
F2079. Tom:
Als ich ihn fragte, wie er sich eine solche Zusammenarbeit vorstellte, erzählte er, daß er Kameras installieren und uns bei jedem Handgriff beobachten wollte
Jender LZB99-950-41 erzählt:
Die Arbeit mit den Erdenmenschen stellte sich als frustrierend heraus, denn ich mußte ihnen alles auf dem Niveau unserer Kindergartenkinder erklären und sie stellten zu wenig Fragen, so daß ich nicht wußte, was sie verstanden hatten und was nicht. Ich fragte mich, was sie sich dabei dachten, denn wie soll man einem, der nicht bereit ist, zu verraten, was er weiß und was nicht, etwas erklären?
Ich las also heimlich die Notitzen durch, die sie sich für ihre Arbeit gemacht hatten und ärgerte mich, daß sie keinen Computer dafür verwendeten, sondern im Gegenteil ausgesprochen unsauber von Hand schrieben. Der Planet war wirklich sehr primitiv. Selbst die Türen der Räume mußte ich aufschließen, damit ich an die Notitzen kam. Außerdem gab es keine vernünftige Internetverbindung und die Geräte, die sie Telefone nannten, hatten keine Bildverbindung, so daß ich mir die Geräte, zu denen sie Fragen hatten, ebenfalls heimlich ansehen mußte, um zu verstehen, wo ihr Problem lag. Und daß ich die Notitzen heimlich durchlesen mußte, war nun wirklich symptomatisch. Wie soll man eine vernünftige Wissenschaft entwickeln wenn man mit Wissen dermaßen geheimniskrämerisch ist? Dabei wollte ich ihnen doch nur erklären, was sie verstehen müssen, um alles richtig zu machen!
Immerhin durfte ich ihre technische Bibliothek benutzen, die mir aber viel zu wenig Bücher enthielt und außerdem waren es Papierbücher, die ich schon kannte und nicht so einfach neben der Arbeit lesen konnte, die mich schon an sich nicht auslastete. Vorschläge, die technische Ausrüstung zu modernisieren, wurden einfach nicht verstanden und außerdem fehlten die nötigen Bauteile und Werkzeuge, so daß man auf einem viel primitiveren Stand der Technik beginnen mußte, um die Geräte zu bauen, mit denen man die Geräte bauen kann, die man braucht, um anständig zu arbeiten. Ich habe zwar ein paar Kabel gelegt und einige Schaltungen gebaut, damit ich auf alles vorhandene Gerät und alle Leitungen, die vorhanden sind, zugreifen kann, ohne weite Wanderungen durch die ganze Anlage unternehmen zu müssen, aber das half nur sehr begrenzt bei dem Versuch, eine Infrastruktur zu schaffen, wo ich jederzeit an die hundert Anfragen aller Leute, mit denen ich zu tun habe, gleichzeitig beantworten kann, damit sie nicht auf meine Antworten warten müssen. Und ich hatte den Eindruck, daß niemand verstanden hat, was ich wollte, daher habe ich zumindest die grundlegenden Kommunikationsgeräte heimlich an den Stellen installiert, wo sie gebraucht wurden.
Es gab ein paar Kameras, die ich benutzen konnte, um die Leute im Blick zu behalten, aber die mußte ich erst richtig mit dem Telefonnetz verbinden, um auf die Daten zugreifen zu können. Es war jedenfalls alles schrecklich primitiv und selbst nach einigen Monaten konnte ich nur ein paar dutzend Gespräche gleichzeitig führen und die Leute benutzten das auch nicht oft genug, daß man ihnen wirklich weiterhelfen kann. Warum wollen sie sich nicht einfach bei der Arbeit mit mir unterhalten, wie wir das auf dem Mond machen?
Etwas später erklärte man mir, daß sie mich für die Zucht verwenden wollten, indem sie aus meinen Körperzellen Samenzellen züchten. Als ich sagte, daß ich aber aus einer aussortierten Zuchtlinie stammte, erklärten sie mir, daß ihnen das auch so lieb war, weil sie Kinder von Menschen wollten, die noch natürlich zur Welt kommen können, da sie später ein ganz normales Leben führen können sollten mit heiraten und Kinder kriegen und so. Bei ihnen wäre nämlich Sklaverei verboten und das wollten sie auch nicht ändern. So ganz war mir nicht klar, was sie mir damit sagen wollten, denn man muß ja kein Sklave sein, um einen Brutkasten als Kinderbettchen verwenden zu können. Man muß nur wissen, daß man ihn braucht.
Jedenfalls hatte ich dann Kinder, die Mischlinge zwischen uns und Erdenmenschen waren und ich stellte fest, daß ich mich auch selber um sie kümmern mußte, wenn ich wollte, daß man sie nicht vernachlässigt, weil die Zuchtmütter wohl irgendeinen Gendefekt haben mußten, der bewirkt, daß sie sich nicht richtig um ihre Kinder kümmern. Ich hoffe jedenfalls daß meine Kinder das nicht erben!
Fortsetzung:
F2130. Jender LZB99-950-41:
In den Personalakten fand ich dann, daß Jack hier war, der Mensch der es geschafft hatte vom Mond wieder zurück auf die Erde zu fliehen