Dieser Mensch war jedenfalls eine Sondermarke, wie sie auch unter Menschen selten zu finden ist
Vorgeschichte:
F2315. Ills ssa Tonar:
Bisher waren wir eine illegale Organisation, daher dachte ich, als die Polizei kam und uns abholte, daß jemand uns verraten hat und wir hingerichtet würden
Ills ssa Tonar erzählt:
Ich fragte, ob ich irgendeine Möglichkeit bekäme, diese Behauptungen zu überprüfen.
"Ich kann Ministerin Thamrr cha Donia fragen, ob sie die Verbindung zu Danien Wolf freischaltet." antwortete Ministerialassistentin Gandara, und erklärte "Sobald sie den Arbeitsvertrag unterschrieben haben, werden ihnen auch weitergehende Befugnisse freigeschaltet."
Sie fragte ob das OK wäre und loggte sich von meinem Computer aus in ihren eigenen Account ein. Dann rief sie Danien Wolf an, ohne die Ministerin zu fragen, begrüßte ihn mit einem menschlichen Namen, einem militärischem Titel und Rang des Menschenreiches und erklärte ihm, daß ich ein Mitglied der früher verbotenen 'Liga für die Rechte unserer gehorsamen Menschen' sei und bis jetzt noch nicht so ganz davon überzeugt sei, daß die Regierung es ernst meint, daß sie mich als Polizei gegen das Schlachten von Menschen einsetzen will.
"Was ist das denn für eine Liga?" fragte der Mensch zurück.
"Eines ihrer Hauptziele ist, das Schlachten von Menschen abzuschaffen."
"Die Idee ist gut. Was hat er denn für berufliche Qualifikationen?" fragte er zurück.
"Die falschen" dachte ich mir im Stillen.
"Machen Sie sich darüber mal keine Gedanken. Wir werden ihm schon den passenden Assistenten an die Seite stellen." wischte sie die Frage weg.
"Ministerialassistentin Gandara, ich lasse mir doch nicht das Nachdenken verbieten!" antwortete er in einem humorvollem Ton, der mir sagte, daß dieser Mensch jedenfalls absolut entspannt und selbstbewußt war. Dann sagte sie mir, daß ich jetzt mit ihm reden könne und verließ das Zimmer.
Ich nehme an, daß sie das tat, damit ich weniger vorsichtig im Fragen stellen bin, nur hatte sie damit nicht bedacht, daß wir jahrzehntelang verfolgt wurden und mir daher sehr bewußt war, daß es bestimmt Kameras gibt, mit denen wir überwacht wurden. Ich sagte also nur, daß der Sinneswandel der Regierung etwas plötzlich käme und ich deshalb eine Bestätigug bräuchte, daß das alles wahr wäre. Dann warf ich einen Blick auf das Gesicht im Computerbildschirm und stellte fest, daß er aussah, als wäre er beträchtliche Zeit gemästet worden. Der Mensch lachte und sagte:
"Was soll ich dann erst sagen?"
Der Mensch holte ziemlich weit aus, faßte jeden Teil der Geschichte aber in wenigen prägnanten Worten zusammen. Er war, wie Titel und Rang schon anzeigte, ein Mensch des Löwenreiches, der als Offizier einigermaßen erfolgreich in der vereinigten Armee aufgestiegen war. Seit das Löwenreich ein Bündnis mit den Lichties geschlossen hatte, hatte er überwiegend Siege über uns miterlebt, war aber bei unserem letzten größeren Sieg gefangengenommen worden und zunächst im Rahmen der Verhöre gefoltert worden, ohne etwas Nennenswertes zu verraten, wie er stolz behauptete, dann machte er offensichtlich ziemlich fügsam die Gehorsamsübungen mit, mit dem Ergebnis, daß der Verhaltensforscher Siro cha Aannann ihn für ein wahrhaft gruseliges Experiment auswählte, bei dem es darum ging, ob man Menschen dazu bringen könnte, brav den Haushalt zu machen, während man sie nach und nach aufißt. Danien Wolf machte brav den Haushalt, bevor es so weit war, schmiedete aber fleißig Fluchtpläne und als der Fluchtplan fertig war, wurde ihm sein rechter Unterschenkel amputiert - er zeigte mir das verstümmelte Bein - so daß der Fluchtplan nicht gelang. Dann wurde er gezwungen, sein eigenes Fleisch einigen Offizieren zu servieren und ihnen guten Appetit zu wünschen, was er auch tat. Bei dieser Gelegenheit erfuhr er, daß Siro cha Aannann mit ihnen eine Wette laufen hatte, daß er einen menschlichen Offizier so weit bringen würde, ihnen sein eigenes Fleisch zu servieren und ihnen auch noch guten Appetit zu wünschen.
"Die Wette hatte er dann wohl gewonen, aber ich habe mir die Chance nicht entgehen lassen, denen mal gehörig die Meinung zu sagen, schließlich hatte ich nun wirklich nichts zu verlieren. Nur hätte ich im Traum nicht damit gerechnet, was das für Folgen haben würde!" sagte er.
Es war nämlich so, daß danach die stellvertretende Regierungsvorsitzende Err sa Diama zu ihm kam und ihm die wahrhaft dumme Frage stellte, ob Menschen essen wirklich das wäre, weshalb ihre Friedensangebote nicht angenommen würden. Selbstverständlich war das der Grund! Sie waren nur so lange bereit, Waffenstillstände mit uns auszuhandeln, so lange sie am verlieren waren, das kann sich doch jeder mit für fünf Pfennig Verstand ausrechnen! Sie haben natürlich keinerlei Interesse daran, als Echsenmalzeit zu enden und betrachten uns als völlig unmoralische Monster, bis wir damit aufhören. Daß Danien Wolf sie als Barbaren bezeichnet hatte, war noch geschmeichelt gewesen, denn damit hatte er uns immerhin noch zu den intelligenten Arten gezählt! So positiv haben die Kriegsgefangenen, die bei uns auf dem Gut Zwangsarbeit leisteten nicht über Echsen geredet. Das weiß ich, ich habe ihnen nämlich zugehört und auch extra ihre Sprache gelernt.
Danach zählte er mir meine Gründe auf, brav mitzuspielen.
- Zunächst eimal war ich, wie ihm selbstverständlich bei meinem Anblick nicht entgangen ist, eine Echse und hätte deshalb ein starkes Interesse an einem Friedensvertrag, der nur stabil bleiben würde, wenn keine Menschen mehr geschlachtet werden.
- Daneben würde ich ja sicherlich den ein oder anderen Menschen persönlich kennen und ganz bestimmt nicht wollen, daß diese Menschen geschlachtet werden.
- Außerdem würde das die Regierung von mir verlangen und mir bliebe daher gar nichts anderes übrig.
Dieser Mensch war jedenfalls eine Sondermarke, wie sie auch unter Menschen selten zu finden ist.
Fortsetzung:
F2530.
Ihre Zugehörigkeit zur Liga war bekannt gewesen, nur hatte die Verfolgung ihrer Anführer zu viel Widerstand ausgelöst, so daß man die einfachen Mitglieder nicht weiter verfolgte