Es wurde jeden Monat schlimmer mit den Foltern
Vorgeschichte:
F2486. Tyros:
Ich muß sagen, daß ich sein Weltbild richtig gruselig fand, denn er glaubte ernsthaft, diese Foltern würden mich zu einem besseren Menschen machen
Tyros erzählt:
Es wurde jeden Monat schlimmer mit den Foltern. Das wunderte mich nicht, denn das war mir vorher so erklärt worden. Sie hatten mir gesagt, weil ich die Erde hätte vernichten wollen, müßte ich Gehorsam besonders gründlich lernen. Das ginge nicht auf einmal, weil niemand vollständigen Gehorsam in einem Schritt lernen könnte, daher müßte ich ein ganzes Jahr üben.
Anfangs gelang es mir ja meist noch, mir fast keine Zusatzstrafen durch Fehler einzufangen, aber da jeden Monat stärkere Stromschläge eingesetzt wurden, dauerte es nach und nach länger, bis mein Nervensystem wieder halbwegs richtig funktionierte. Ich hatte zunehmend Dauerschmerzen, die selbst nachts nicht völlig abflauten. Kemal achtete sorgfältig darauf, die Pausen zwischen den einzelnen Strafreizen anzupassen, nur dauerten dadurch die Übungseinheiten schon von vorneherein länger als zwei Stunden.
Bei jeder neuen Steigerung, dachte ich am ersten Tag, das könne ich jetzt wirklich nicht mehr aushalten, aber tatsächlich wurde es dann nach ein paar Tagen wieder zur Routine, die ich nach Kräften gehorsam mitmachte.
Nach drei Monaten wurden zwei scharfe Dornen an der Kopfstütze angebracht, bevor ich wieder für die Übung daran angeschnallt wurde. Kemal sagte mir, daß ich inzwischen ja wüßte, wo die einzelnen Farben und Nummern der Elektroden sind. Ich bestätigte das. Mir sei doch sicherlich auch aufgefallen, daß bisher zwei Farben nicht mit Strafreizen verbunden gewesen sein.
"Ja, das war mir aufgefallen." antwortete ich.
"Diese beiden Dornen sind die Elektroden für die Augen, die ja ebenfalls Nervenzentren sind. Du mußt dir jetzt die Elektroden in die Augen stoßen, indem du den Kopf wieder wie gewohnt gegen die Stirnstütze lehnst, dann mache ich dich fest und wir beginnen mit den heutigen Übungen." erklärte er mir.
Ich machte mich auf die Schmerzen gefaßt und tat wie befohlen.
Als Kemal mich abends fragte, wie es mir ginge, sagte ich ehrlich, daß ich mal wieder nicht wüßte, wie ich das alles aushalten soll.
"Ich weiß, es ist schwierig. Wahrscheinlich kann ich mir nicht einmal vorstellen, wie schwierig es ist, denn meine Übungen waren einfacher. Aber du weißt ja, daß man sich auch daran gewöhnen kann. Es ändert sich heute noch etwas, du darfst dich zum Schlafen nicht mehr hinlegen, sondern bleibst die ganze Nacht angeschnallt." erklärte er mir. Er stellte die Frage, auf die ich mich immer für mein Gehorsamstraining bedanken mußte und ich tat das so wie es gefordert wurde, dabei war ich sehr enttäuscht, daß ich mich nicht wie gewohnt hinlegen durfte, um mich ein wenig zu entspannen und von den Schmerzen des Tages zu erholen.
Aber es war, wie er gesagt hatte, selbst blind diese noch stärkeren Strafreize auszulösen und zusätzliche Stromschläge in die ausgestochenen Augen zu ertragen, wurde mit der Zeit zur Routine. Ich glaube, daß ich mich darauf freute, abends nach der Folter ein paar Worte mit meinen Peinigern wechseln zu können, war einfach darauf zurückzuführen, daß ich ein Mensch bin und als solcher ein Bedürfnis nach menschlichen Kontakten habe.
Fortsetzung:
F2485. Tyros:
Diese Echse mit all ihren gruseligen Ansichten schien mich tatsächlich zu mögen, anders konnte ich mir das jedenfalls nicht erklären