Ich hätte seinen Vorgesetzten ansprechen müssen, um Zugang zu interessanteren Büchern zu bekommen und da standen mir diese blöden Formalitäten im Weg
Vorgeschichte:
F1841.
D
Honorius erzählt:
Dieses ganze Höflichkeitsgetue, das einem formal nur erlaubte, die Leute anzusprechen, die auf derselben oder niedriger gesellschaftlicher Stufe standen als man selbst, nervte mich, denn mit denen wollte ich eigentlich gar nicht sprechen.
Klar, ich fand es entspannend, wenn die Stallburschen mich einfach ansprechen konnten, statt komplizierte Rituale benutzen zu müssen, damit ich ihnen das reden erlaube. Die komplizierten Rituale nerven halt nur und es gibt nun mal Anlässe, warum man miteinander reden muß, die ich nicht umständlicher gestalten will als vermeidbar. Das beginnt schon damit, daß es wichtig ist, zu jedem Menschen mit dem man zu tun hat eine Beziehung aufzubauen, die ihm die Sicherheit gibt, daß er Probleme ansprechen darf, wenn man sie hat. Aber außer ein paar Worte über Pferde hatten wir nun mal nicht viel gemeinsam und was ich morgens so mit ihnen redete reichte, um meinen Bedarf an Gesprächen über das Thema zu stillen.
Auch mit denjenigen Leuten, die als gleichrangig galten, hatte ich nicht viel, worüber ich mit ihnen sprechen konnte. Sie redeten immer darüber, wie viel sie lesen und lernen müssen und ehrlich gesagt hatte ich dieses Problem gar nicht und wußte dann nicht, was ich sagen sollte. Schließlich hätte es verletzend gewirkt, wenn ich gesagt hätte, ich weiß nicht, was ihr wollt, die Bücher, die wir lesen sollen, reichen doch gerade mal für die Hälfte der Zeit, die wir mit lesen verbringen sollen und außerdem sind sie langweilig, weil ich die meisten schon gelesen habe! Offensichtlich reichte es aber auch, wenn ich gar nichts sagte, damit sie meinten, ich wäre hochnäsig. Nur was kann ich dafür, daß ich schneller lesen kann, weil ich das früher gelernt hatte, als jeder von ihnen, nämlich zu der Zeit, als ich sprechen gelernt habe.
Überhaupt fand ich die Bibliothek aus der wir zusatzliche Literatur aussuchen durften zu klein, denn alles was mich daran interessiert hatte, hatte ich nach einem halben Jahr durchgehabt und ein weiteres halbes Jahr später war ich fast mit den Büchern durch, die ich langweilig fand. Der Bibliotheksmitarbeiter, der sich um uns kümmern sollte, glaubte mir das einfach nicht, also hätte ich seinen Vorgesetzten ansprechen müssen, um Zugang zu interessanteren Büchern zu bekommen und da standen mir diese blöden Formalitäten im Weg.
Fortsetzung:
F1966.
D