F2347.

Ich fragte mich echt, wie wir die Zeit überstehen sollten, bis eines der Kinder alt genug ist, daß es nicht ständig so ein Gezeter gibt!

Vorgeschichte: F2346. Geson XZB12-56-78: D

Geson XZB12-56-78 erzählt:
Ich hatte Tia meine kleinen Brüder gezeigt, weil ich dachte, es würde ihr gefallen, Kinder zu sehen, die ungefähr in einem vergleichbarem Alter sind wie sie. Nachdem ich das dann getan hatte, fragte ich mich, ob das wirklich eine so gute Idee gewesen war. Tia suchte sich nämlich eines der Kleinkinder aus und sagte, daß sie ihn behalten wollte.

Ich erklärte ihr, daß sie das Kind zwar mit sich herumtragen durfte, so lange es das wollte, daß sie es aber zurückbringen mußte, wenn es anfing zu weinen. Und dann fing das Theater an. Tia wollte das Kind behalten und bekam Wutanfälle, wenn sie es in den Kindergarten bringen mußte, damit die Mutter ihm die Brust geben kann. Sie sagte sie könnte ihm doch auch zu essen und zu trinken geben. Sie wollte ihn behalten.

Ich schrieb den Drachenreitern, daß sie mir einen erwachsenen Drachen vorbeischicken sollten, damit er erklärt, daß das so nicht geht. Das geschah auch, löste das Problem aber nicht wirklich, denn das Drachenkind tat zwar maulend, was wir sagten, sah aber überhaupt nicht ein, wozu das gut sein sollte, egal wie wir es versuchten. Ich begriff nach und nach, daß es sehr weise von den Drachen gewesen war, daß sie Jugendliche neben die schlüpfenden Dracheneier gestellt hatten und keine Kleinkinder. Denn Jugendliche brauchten ihre Eltern nicht mehr wirklich und waren gleichzeitig in der Lage Drachenkinder als die Kinder zu behandeln, die sie waren.

Es war ja so, daß der kleine Tiron XZB12-200-71 durchaus immer wieder gerne auf Tias Arm wollte und wann immer er sie sah zu ihr hinkrabbelte, aber er fing auch an zu brüllen, wenn er seine Mutter eine halbe Stunde nicht sah. Ich fragte mich echt, wie wir die Zeit überstehen sollten, bis eines der Kinder alt genug ist, daß es nicht ständig so ein Gezeter gibt!

Ich hatte das verursacht, indem ich die Kinder zusammengebracht hatte, daher war ich wohl dafür zuständig, auch eine Lösung des Problems zu finden. Und zuerst mußte ich wohl besser verstehen, wie es zustandekam. Also fragte ich im Forum nach, ob da jemand eine Idee hätte, warum der kleine Drache solche Verständnisprobleme hätte.
"Das liegt daran, daß Drachen Nestflüchter sind." antwortete ein einheimischer Biologe.
Ich fragte ihn was er damit meinte.
"Sie trennen sich ziemlich früh von den Eltern und reisen dann selbstständig herum. Drachen kümmern sich zwar gerne um jüngere Drachen, aber sie haben keine deutliche Mutter-Kind Beziehung, sondern das dient nur dazu, voneinander zu lernen. Deshalb kann der kleine Drache die Mutter-Kind-Beziehung von Menschenkindern nicht nachvollziehen."
Ich glaubte, daß er auf der richtigen Spur war, deshalb fragte ich ihn, ob wir uns treffen konnten aber er weigerte sich so standhaft, auch nur in die Nähe einer Drachenlandebahn zu kommen, daß ich schließlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihm hinfuhr, um ihm nicht für seine Begriffe mit einem Drachen zu nahe zu kommen.

Er erklärte mir, daß wir Menschen - und alle anderen intelligenten Arten auch - zwar glauben, wir wären vernünftig, daß wir aber bei Fragen, die den Umgang miteinander betreffen, in Wirklichkeit instinktiv handeln. Begegnen wir einem Wesen, das andere grundlegende Instinkte hat als wir selbst, glauben wir, unsere Instinkte wären Vernunft und die Instinkte des anderen wären irrational, da sie sich für uns sehr irritierend anfühlen. Daran, daß man sich ständig irritiert fühlt, wenn jemand aufgrund anderer Instinkte handelt, kann man nichts ändern. Man kann nur begreifen, daß diese Irritationsgefühl nicht auf Unvernunft sondern auf eine andere instinktive Grundstruktur hinweist.

Er erzählte mir dann auch noch einiges über die Unterschiede der instinktiven Struktur bei Menschen und Drachen. Beispielsweise, daß wir ja an die beiden jungen Drachen gekommen waren, weil sie im Kleinkindalter schon sehr selbstständig sind und da sie klein genug sind, um in normalen Raumschiffen mitzureisen, oft von Planet zu Planet reisen. Sie haben kein Bedürfnis, bei ihrer Mutter zu sein und ihnen fehlt deshalb die instinktive Grundstruktur, die sie bräuchten, um zu verstehen, warum wir Menschen dieses Bedürfnis haben.

Ich sagte ihm, daß es dann ja sinnvoll wäre, Diplomaten darin auszubilden, daß sie diese Irritation als das erkennen, was es ist und wissen wie man mit anderen instinktiven Grundstrukturen umgehen muß. Er sagte, daß das nicht wirklich ginge. Das würde man seit Jahrmilliarden versuchen und die Leute würden immer noch ihre eigenen Instinkte mit Vernunft verwechseln.

Wahrscheinlich ist es tatsächlich gut, wenn die verschiedenen Arten die meiste Zeit getrennt bleiben, aber ich glaube schon daß eine solche Diplomatenausbildung möglich ist und daß man daran arbeiten sollte. Das schrieb ich auch so in unser Forum und es fanden sich einige andere XZB12s, die mit dem Biologen und einigen anderen Verhaltensforschern an dem Thema arbeiten wollten.

Kersti

Fortsetzung:
F2348. Saron XZB12-200-7: Wenn ich groß bin, werde ich nämlich ein Drachenreiter und sorge dafür daß Drachen und Menschen sich besser verstehen

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben