Reinkarnationserinnerung - Mein Leben zu Jesu Zeit

K30.

Eine Wiedergutmachung

Bei der Heilerin Maria war ich zu dem Zeitpunkt, als die Foltern aufhörten, schon endgültig unten durch. Sie beschimpfte mich bei jeder Gelegenheit als unzuverlässig und verantwortungslos, so daß ich es bald als sinnlos aufgab, dazu auch nur irgendetwas zu sagen. Ich schaltete einfach auf taub, wenn sie wieder mit ihren ungerechtfertigten Vorhaltungen ankam. Zwei Jahre lang arbeitete ich mit ihr zusammen, ohne daß sich etwas an ihrer Haltung mir gegenüber änderte. In der ganzen Zeit war ich bestimmt kein einziges Mal nachlässig. Ich habe wie jeder Mensch das ein oder andere Mal einen Fehler gemacht. Aber sie machte auch nicht weniger Fehler als ich, obwohl sie sehr sorgfältig arbeitete. Sie lernte übrigends sehr schnell, was ich ihr beizubringen hatte. Sie hatte wirklich das Zeug dazu, die beste Heilerin der Essener zu werden. Auch ich lernte in der Zeit viel von ihr. Auch wenn ich die Planung unsere Arbeit immer noch ihr überließ, merkte ich gegen Ende dieser zwei Jahre, daß ich es genausogut konnte wie sie.

Schließlich verlor ich die Geduld damit und fragte Johannes um Rat.
"Du solltest ihr Wiedergutmachung anbieten, dafür daß du in den ersten Monaten so lange weg warst."
"Warum ich? Habe ich ihr jemals Unrecht getan?" fragte ich empört.
"Nein. Es war dumm von dir, daß du damals auch noch herumexperimentiert hast. Aber Maria gegenüber hast du dich die ganze Zeit korrekt verhalten. Wenn sie wüßte, was in dieser Zeit wirklich los war, könnte sie sich nicht beklagen. Es hat ihr sehr wehgetan, daß du sie gerade in der Zeit mit ihrer Aufgabe alleingelassen hast, als sie sich noch sehr unsicher fühlte. Du solltest ihr Wiedergutmachung anbieten. Nicht weil du falsch gehandelt hättest, sondern weil sie verletzt ist und deine Hilfe braucht, um darüber hinwegzukommen."
Ich sah Johannes an und dachte lange über seine Worte nach. Er hatte recht.

Dann ging ich zu Maria und sagte ihr:
"Maria, daß ich dich damals sehr verletzt habe, als ich das erste halbe Jahr so oft weg war. Du hast einen Wunsch bei mir frei. Was kann ich tun, um das wiedergutzumachen?"
"In Zukunft mußt du mir gehorchen." forderte sie.
"Gut. Solange du nichts Verwerfliches von mir verlangst, werde ich tun, was du mir sagst." antwortete ich.

Das Arbeitsklima wurde beinahe sofort angenehmer. Zuerst wollte sie mich offensichtlich provozieren, indem sie mir jede Aufgabe zuschob, die sie nicht mochte oder die sie anekelte. Doch wenigstens gab sie mir Anweisungen, die ich ausführen konnte, statt wie bisher ohne Sinn und Verstand auf mir herumzuhacken. Also tat ich, was sie sagte und ließ mich durch nichts provozieren. Schließlich hatte ich unter schwierigeren Umständen gelernt, einfach nur zu gehorchen. Nach ein paar Tagen ließ ihr Eifer, sich unangenehme Aufgaben auszudenken, schon nach. Nach zwei Monaten, war die Aufgabenverteilung gerecht, dann sparte sie sich die ständigen, unnötigen Befehle, weil sie merkte, daß ich auch so wußte, was ich zu tun hatte und nach einem halben Jahr kam sie zu dem Ergebnis, daß ich genau der Mann war, den sie heiraten wollte. Ich amusierte mich über den Erfolg dieser Wiedergutmachung, die in Marias Kopf wirklich Einiges wieder gut gemacht hatte, was dort im Argen lag.

Wir heirateten also, als ich siebzehn war und sie fünfzehn.

Viel zu früh, in den Augen der Dörfler. Zwei Kinder. Daß wir zu der Zeit schon die berühmtesten Heiler des Landes waren, interessierte bei uns im Dorf niemanden. Wir waren einfach zu jung und unerfahren, um gute Heiler zu sein. Punkt.

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