erste Version: 8/2021
letzte Bearbeitung: 8/2021

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Das Kind, das falsch gespielt hat

F1765.

Sie mußte es irgendwie geschafft haben, den Firewall zu umgehen und sich die Wartungsberichte anzusehen

Vorgeschichte: F1763. Disa LZB7-42-38: Der Kapitän, der mich gekauft hat, war sowieso ganz nett und hat nie den Strafer benutzt und wir sind kurz danach wirklich zu einem Planeten geflogen, der nicht zum Sternenreich gehört

Der Kapitän erzählt:
Eigentlich habe ich mir schon seit längerem eigene Kinder gewünscht, doch dies lag völlig außerhalb meiner Möglichkeiten, weil ich als illegitimer Sohn des Königs als Säugling kastriert worden war. Es hatte auf meinen Schiff daher immer einen Lehrling gegeben, damit zumindest irgendein Kind da war.

Ein Kollege von mir hatte einen Techniker-Zuchtmensch gekauft und er war sehr zufrieden mit dessen Arbeit gewesen. Ich hatte ihn danach gefragt und er hatte das Kind zu mir gerufen. Es handelte sich um ein Kind, deshalb war es nicht teurer gewesen als ein erwachsener voll ausgebildeter freigeborener Techniker mit Anschlüssen, aber es arbeteite sehr viel zuverlässiger als man es sonst von erwachsenen Mitarbeitern gewöhnt war.

Eigentlich verstand ich nicht, wie so etwas möglich war, deshalb war mir das unheimlich gewesen, als er das erzählte. Als ich dann mit dem Kind sprach, wurde mir klar, daß der Grund für seine guten Arbeitsleistungen nicht in irgendwelchen gruseligen Dingen bestand, sondern darin, daß es sowohl technikbegeistert war, weil es als Kind mit Technik gespielt hatte als auch sehr begabt in dem Bereich, weil es auf diese Fähigkeiten gezüchtet war. Es schien seine Arbeit für ein großartiges Spiel zu halten. Ich habe genau gefragt, wie es arbeitet und nach dem was es erzählt hat, behält es zwar im Blick, was alles getan werden muß und kann die Arbeit sehr viel effizienter erledigen als die meisten Menschen, aber es arbeitet wie Kinder nun eimal arbeiten, also sehr sprunghaft und verspielt. Außerdem neigte es dazu, aus den technischen Bauteilen Spielzeuge zu bauen und die Besatzung zum Mitspielen zu animieren. Und das Kind war niedlich, so niedlich, daß ich auch so etwas haben wollte.

Als ich bei einer späteren Gelegenheit hörte, daß Zuchtsklaven-Technikerkinder zum Verkauf stünden, ging ich hin und sah mir das an, obwohl ich mir das eigentlich nicht leisten konnte. Der erwachsene Techniker, der sich um den Verkauf kümmern sollte, rief ein niedliches kastriertes Mädchen, das mich sofort in einer Form auf mein nicht mehr besonders neues Schiff ansprach, bei der ich mich fragte, ob es jede Schraube in meinem Schiff kennt, was albern war, denn es wäre mir aufgefallen, wenn sie das Schiff besucht hätte. Sie mußte es irgendwie geschafft haben, den Firewall zu umgehen und sich die Wartungsberichte anzusehen. Dabei schien sie sich keines Unrechts bewußt zu sein, denn sie erklärte mir völlig unbefangen wo die Passwörter stehen und daß man die eben benutzt, um sich ein Schiff, das einen interessiert, anzusehen.

Das Kindchen war mit dem Zustand des Lebenshaltungssystems nicht einverstanden und ich fragte, was sie denn bei meinem Kontostand machen würde. Letztlich war der Wartungszustand des Schiffes noch schlechter gewesen als ich es gekauft hatte und ich hatte ihn in den fünf Jahren, in denen ich daran jetzt schon arbeitete, allmählich so weit gebracht, daß das Hauptsystem in Ordnung war und daß im Ersatzsystem genug heile Teile waren, daß man jeden denkbaren Einzelschaden beheben konnte, bevor man erstickt, aber ein voll funktionsfähiges Ersatzsystem war noch unbezahlbar. Zu meiner Verblüffung legte sie mir einen Plan vor, der tatsächlich umsetzbar klang, indem sie wahrscheinlich hinter mehrere andere Firewalls geschaut hatte, um herauszufinden wie das gehen soll.

Der erwachsene Techniker und das Mädchen holten mein Einverständnis ein, ließen mich mit ein paar Leuten reden und dann hatte ich das Kind und die Ersatzteile, die ich brauchte, im Besitz und wir mußten sie nur noch holen.

Die Teile, die wir gekauft hatten, waren kaum auf unserem Schiff, da sprach mich das Mädchen erneut an.
"Guck mal, der Planet ist interessant, da gibt es keine Sklaven und dann muß da doch alles ganz anders funktionieren." sagte das Kind.
Ich fragte mich, warum sie das sagte. Dann legte sie mir einen Plan vor, was wir kaufen müßten, weil die das brauchen, wie man es billig kriegt, weil jemand Schrott verkaufen will und was man dann dort einkaufen könnte, um im Reich damit bei einem anderen Planeten, den sie interessant fand, sehr viel Gewinn zu machen.

Ich wäre einfach zu meinem nächsten normalen Haltepunkt auf der Handelsstrecke mit zugegebenermaßen einigen illegalen Handelspunkten geflogen, an denen ich mit etwas Schwarzhandel meine Bilanz im grünen Bereich halten konnte. Der Planet, den sie nannte, lag nicht auf meiner normalen Handelroute und ich fragte mich wirklich, aus welcher geheimen Datenbank sie diese Aufklärungsdaten abgegriffen hatte. Das Ganze sah aber aus, als hätte es Hand und Fuß und sie hätte mir wahrscheinlich noch den Pilot des militärischen Schiffes nennen können, der die Armee mit diesen Daten versorgt hatte.

Ich richtete mich also nach ihrem Rat.

Ich fragte mich nachher, wer hier eigentlich wen gekauft hatte. Zumindest schien das Mädchen zufrieden gewesen zu sein, mit mir auf mein Schiff zu kommen und mich dort nach Kräften um ihre kleinen Technikerfinger zu wickeln.

Kersti

Fortsetzung:
F1766. Der Kapitän: Ich fragte mich, ob dieser Techniker die gesamte Regierung so um den Finger wickelte wie Disa mich um die Finger wickelt!

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben