erste Version: 10/2013
letzte Bearbeitung: 10/2013

Chronik des Aufstiegs: Weimarer Republik und Drittes Reich - Dämonenkind

F227.

Ich hatte bei diesen Diskussionen natürlich immer den aus Sicht des Arztes unfairen Vorteil gehabt, daß ich zu krank war, um für meine Frechheit übers Knie gelegt zu werden

Vorgeschichte: F366. Kersti: D

Karl erzählt:
Als ich am nächsten Morgen des zweiten Tages nach meiner Rückkehr von Haushofer erwachte, saß der Siebenbürge im Zimmer und las ein Buch. Beim Frühstück fütterte er mich und er holte Wasser und half mir trinken, wann immer ich das wünschte. Als der Arzt mit seinen Krankenschwestern kam - diesmal zwei andere - bot er an zu helfen und hielt das durch, ohne daß sich etwas an seiner ruhigen entspannten Art änderte. Die Krankenschwestern mußten nur frisches Wasser bringen und fühlten sich selbst dadurch fast überfordert. Wenn ich Ruhe haben wollte, setzte er sich mit seinem Buch vor die Tür und ließ niemandem vom Personal ins Zimmer. Er redete nur, wenn ich ihn fragte. Er war eine Erholung für mich.

Die nächsten Tage fühlte ich mich sehr schwach und mein Körper drehte regelrecht durch: Mal hohes Fieber, mal erhebliche Untertemperaturen, mal raste das Herz, mal schlug es gefährlich langsam. Der Siebenbürge war der Ansicht, daß ich möglichst wenig Medikamente nehmen solle. Ich war derselben Meinung, da ich glaubte, daß ein Teil des Problems damit zu tun hatte, daß mir Haushofer während meiner Gefangenschaft abwechselnd zu viele Aufputsch- und Betäubungsmittel gegeben und außerdem mit zu vielen anderen Chemikalien an meinem Körper herumgespielt hatte.

Der Arzt hatte sich immer schon aufgeregt, daß ich ständig meine Behandlung ausführlich mit ihm diskutieren wollte und dabei auf Literatur aus allen Kulturepochen und aller Herren Länder zurückgriff. Was ich denn mit diesem abergläubischen Geschreibsel wollte, fragte er mich regelmäßig empört. Ich erklärte ihm, daß es selbstverständlich sehr schwierig sei, wissenschaftliches und außerwissenschaftliches Wissen so zu verknüpfen, daß daraus ein Erkenntnisgewinn und kein geistiges Chaos entstünde - aber ein intelligenter Mensch sei dazu durchaus in der Lage. Und dann amusierte ich mich, indem ich ihm auch noch mit spirituellen Themen kam, was ihn erst recht auf die Palme brachte. Ich hatte bei diesen Diskussionen natürlich immer den aus Sicht des Arztes unfairen Vorteil gehabt, daß ich zu krank war, um für meine Frechheit übers Knie gelegt zu werden. Aber als ich ihm, nachdem ich nach meiner ersten schweren Verletzung wieder gesund geworden war, angeboten hatte, doch in der Turnhalle auszuprobieren, ob er in der Lage wäre, mich übers Knie zu legen, ging er darauf nicht ein. Das war natürlich auch nach meinem ersten Intensivkurs zur Selbstverteidigung gewesen und ich war echt neugierig gewesen, ob er es geschafft hätte. Der Siebenbürge, so stellte ich zu meinem Amusement fest, war schlimmer. Er zerlegte die Argumentation des Arztes so gründlich, daß dieser mit Fäusten auf ihn losging. Die Fertigkeiten in der Selbstverteidigung, die der Siebenbürge mir dabei vorführte, beeindruckten mich, besonders weil die Angriffe des Arztes völlig wirkungslos verpufft waren, ohne daß dieser auch nur unbequem gefallen wäre, während der Siebenbürge ihn sanft zu Boden legte. Ich fragte ihn, ob er mir das beibringen könne.
"Du wirst erst mal gesund." antwortete er und damit hatte er natürlich recht.
"Aber nachher bringst du mir das bei." antwortete ich.
Der Siebenbürge schüttelte amusiert den Kopf, während der Arzt schimpfend wieder aufstand, von hinten angriff und erneut zu Boden befördert wurde, ohne etwas erreicht zu haben.

Bei diesen etwas handfesten Diskussionen kamen dann auch recht nützliche Ergebnisse heraus. Nach den ersten Tagen entwickelte sich eine generalisierte Infektion des gesamten Körpers. Der Arzt bestellte Penizillin, ein modernes und sehr wirksames Medikament, das aus Schimmelpilzen gewonnen wurde und die Infektion weitestgehend innerhalb von kürzester Zeit eindämmte. An den Stellen, die durch die Blutbahn schlecht erreicht wurden, blieb die Infektion jedoch bestehen. Sobald das Medikament genug Wirkung gezeigt hatte, daß ich aus meinen Fieberträumen - die selbstverständlich von Foltern handelten - erwachte, diskutierte ich das Problem mit dem Siebenbürgen durch. Der erste faszinierende Gedanke, der uns dabei kam, war, daß die alten - und zwar in mehreren verschiedenen Kulturen - Verschimmeltes verwendet und auf Wunden gelegt hatten, um Infektionen einzudämmen. Offensichtlich war das Mittel also schon den Alten bekannt gewesen, wenn auch nicht so perfektioniert wie heutzutage. Dann diskutierten wir die verschiedenen traditionellen Methoden durch, mit denen die Menschen der verschiedenen Kulturen Infektionen behandelt hatten. Einiges davon war uns einfach zu ekelhaft. Um offene Wunden mit Fliegenmaden zu behandeln, hätten wir schon etwas verzweifelter gewesen sein müssen. Für anderes war das Material zu schlecht erreichbar. Die Kräuter für ein faszinierendes Rezept aus Südamerika waren hier einfach nicht zu bekommen. Letztlich landeten wir dabei, daß wir einen Absud aus einigen Kräutern, die es hier im Wald gab und ein paar Küchengewürzen herstellen und damit meine Wunden waschen wollten.

Doch so einfach war das natürlich nicht. Nicht nur, daß der Arzt das für abergläubischen Unsinn hielt. Tatsächlich waren alle Angestellten in Görings Haushalt laute Menschen mit stark ausgeprägten Revierverteidigungsinstinkt, wie ich immer sagte. Wenn der Chauffeur mich abholte, durfte ich keinenen Fleck in sein Auto machen und mußte mich anständig hinsetzen. Die Schlafräume waren das Revier der Haushälterin die bestimmte welche Blumen auf den Tisch kamen und wie das Bettzeug drapiert sein mußte. Man durfte sich tagsüber nicht aufs Bett setzen und nachts keine Gäste auf dem Sofa schlafen lassen, für die gab es nämlich Gästezimmer.

In diesem Fall wurde die Küchenchefin zum Problem, die der Ansicht war daß Männer nicht in die Küche dürfen, weil sie da nur Unsinn anstellen. Ich sagte dem Siebenbürgen daraufhin, wo der Schlüssel für den Schrank mit meinem Fahrtengepäck war und daß es darin Streichhölzer und einen Kochtopf gab. Und ich erzählte ihm, daß die Köchin immer einen Anfall bekam, wenn ich das benutzte, um mir im Wald etwas zu essen zu kochen, weil meine Malzeiten aus etwas Butter, ein paar Kartoffeln und Kräutern aus dem Wald überhaupt nicht ihren Ansprüchen an eine anständige Malzeit - sie meinte damit ein fünfgängiges Menu selbst bei einem Waldpicknik - entsprach. Er nahm also meinen Topf mit. Ich hörte kurz darauf ein lautes Zetern aus der Küche und der Siebenbürge kehrte in einem Zeitrahmen zurück, wo ich mir sicher war, daß er unmöglich ein Feuer im Wald gemacht haben konnte. Er meinte nur, die Köchin hätte ihm erlaubt in der Küche seinen Absud zu machen und er dürfe das auch weiterhin täglich machen. Der Kräuterabsud hatte tatsächlich den gewünschten Effekt auf meine Haut, die daraufhin endlich vernünftig abheilte.

Es blieb also das Problem mit den Gelenken, die letztlich einfach ihre Zeit brauchten, bis es dem Körper gelang, die Infektionen zurückzudrängen. Der Arzt verschrieb mir daß ich nach jeder Malzeit aufstehen und drei Schritte gehen sollte. Dabei sollte ich darauf achten, daß jedes Gelenk einmal bewegt wurde, damit sie nicht versteifen. Ich selbst fühlte mich so schlapp, daß ich von mir aus niemals den Antrieb und den Willen aufgebracht hätte diese schmerzhaften Übungen durchzuführen, obwohl ich durchaus einsah, daß der Arzt in diesem Fall recht hatte. Der Siebenbürge zwang mich ohne jede Gnade, dieser ärztlichen Anweisung zu folgen, da konnte ich jammern, so viel ich wollte. Ich war froh, daß er das tat, eben weil ich dann jammern durfte und mich nicht selber zwingen mußte, all das zu tun.

Kersti

Fortsetzung:
F335. Karl: "Ich will keine Leibwache." sagte ich.

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI13. Kersti: Inhalt: Dämonenkind

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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