erste Version: 12/2015
letzte Bearbeitung: 12/2015
Vorgeschichte:
F647.
D
Geron erzählt:
Auf den letzten Fotos hatte ich längst nicht mehr so unbekümmert ausgesehen wie auf der ersten Serie, weil man mir zunehmend die Schmerzen und die Erschöpfung ansah. Dabei hatte mich allerdings gewundert, daß sich meine Gefühle viel weniger verändert hatten als die Bilder. Mir war von Anfang an bewußt gewesen, daß die Chance, hier lebend wieder herauszukommen, verschwindend gering war. Trotzdem fühlte ich mich seltsam zuversichtlich oder sicher auf eine Weise, die man einem Menschen nicht erklären kann, der dieses Gefühl der inneren Sicherheit und des inneren Friedens so nicht kennt. Auf den Bildern sah ich dagegen sehr gequält und mitgenommen aus.
Das Wissen, daß ich hier nicht mehr lebend herauskommen würde, hatte mich nicht daran gehindert, mir regelmäßig die Zeit mit Fluchtpläne schmieden zu vertreiben. Während ich viel über mögliches Fluchtstrategien nachgedacht habe, habe ich nie ernsthaft daran geglaubt, daß meine Fantasie mir tatsächlich eine Möglichkeit präsentieren könnte, hier lebend herauszukommen. Es war eher so, daß Fluchtpläne schmieden eine weitaus angenehmere und sinnvollere Beschäftigung war, als darüber nachzugrübeln, welche Foltern sie sich als nächstes ausdenken könnten. Die ein, zwei Male, als ich versehentlich darin abrutschte, über Foltern nachzudenken, stellte ich fest, daß mir noch schlimmere Möglichkeiten einfielen, was sie mit mir machen könnten, als sie tatsächlich umsetzten. Und das wiederum hätte ihnen über unbewußte Telepathie Ideen eingeben können, auf die sie von alleine möglicherweise nie gekommen wären. Ich achtete danach sehr sorgfältig darauf, meinen Geist nicht wieder in solche Gefilde abdriften zu lassen, weil mir das nun wirklich nicht gut tat. Andererseits achtete ich nicht darauf, daß meine Pläne realistisch waren. Stattdessen unterhielt ich mich damit, mir immer absurdere und lächerlichere Fluchtpläne auszudenken. Trotzdem oder gerade deswegen hatte ich ein paar Ideen, die sich möglicherweise auch in einem echten Fluchtplan würden verwenden lassen. Es gelang mir nur nicht, sie zu etwas Verwendbarem zusammenzusetzen. Aber das hatte ich ja auch nicht anders erwartet.
Zum Fluchtpläne schmieden hatte auch gehört, daß ich dann einen Agentenbericht im Kopf haben wollte, den ich zuhause abliefern wollte. Da Informationen für diesen Bericht sammeln möglich und eine weitaus sinnvollere Beschäftigung war, als über denkbare zukünftige Foltern nachgrübeln, widmete ich mich dem mit großem Eifer und mit erheblichem Erfolg. Schließlich hütet sich niemand besonders davor, einem Agenten, der gerade langsam zu Tode gefoltert wird, heikle Geheimnisse zu erzählen. Stattdessen lagen die üblen Geheimnisse allen, die hier arbeiteten, wie eine schwere Last auf der Seele und sie brauchten dringend jemanden, bei dem sie sich das von der Seele reden konnten.
Das Bild, das sich aus meiner Informationssammelkampagne ergab, entsetzte mich zunehmend.
Fortsetzung:
F649.
D
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
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