erste Version: 10/2015
letzte Bearbeitung: 10/2015
Vorgeschichte:
F629.
D
Der Zen-Meister erzählt:
Bei den letzten Gesprächen war Dirk dabei. Ich fasse sie hier zusammen, als wäre es nur ein Gespräch gewesen, weil sich einiges wiederholt hat und wir oft Pausen gemacht hatten, damit ich mich ausruhen konnte.
Er war immer noch sehr schwach, denn die Verletzung des Herzchakras hatte aufs Herz durchgeschlagen und dort zu einer Entzündung geführt, die einen Herzklappenfehler verursacht hatte. Es war reines Glück, daß das Herz noch leistungsfähig genug war, um sein Überleben zu ermöglichen. Er war nur deshalb aus dem Lazarett entlassen worden, weil man nichts mehr tun konnte, um da in absehbarer Zeit nennenswert etwas zu heilen. Meinem Herz ging es genauso, obwohl keine andere Verletzung dazu beigetragen hatte, daß das Herz erkrankt war.
Zuerst redete der Heiler, der anwesend war und erklärte an Gehirnfunktionen und Verdrängungsmechanismen, daß und warum Menschen, die panische Angst haben, nicht rational reagieren. Danach führte er aus, daß ziemlich bald nach dem Angriff klar war, daß irgendjemand, der zu uns gehörte, Verrat geübt haben mußte. Es war aber nicht herauszubekommen wer. In dieser Situation fing dann Dirks Mentor - der bei dem Angriff seine Frau und seine Tochter verloren hatte - an zu behaupten, Dirk hätte Verrat begangen, denn er hätte Briefe genau in die Gegend geschrieben, wo der Angriff hergekommen war.
Ich sah, als ich während der Heiler beschrieb was geschehen ist Tränen über Dirks Gesicht liefen. Wahrscheinlich gab es kaum etwas, womit man ihn tiefer verletzen hätte können.
"Aber das ist doch Schwachsinn! Dirk war derjenige der uns gewarnt hat, daß Gefahr im Verzuge ist - wenn er uns verraten hat, warum sollte er dann extra vorbeikommen, um uns vor der Gefahr zu warnen?" fragte ich empört.
Ich erinnerte mich noch lebhaft, daß er da schon halb tot gewirkt hatte. Jemand der so ein dringendes Bedürfnis hat, den Orden zu schützen, daß er sich in dem Zustand bis zu uns hin schleppt, der verrät den Orden doch nicht! Jedenfalls nicht absichtlich oder freiwillig.
"Das hat zuerst keiner gewußt. Von der magischen Wache war in den ersten Tagen nach dem Angriff keiner ansprechbar. Die meisten waren entweder tot oder zu schwer verletzt, der Rest mußte die Wache aufrecht erhalten, damit nicht noch ein magischer Angriff durchkommen konnte. Sie haben in den Wachräumen geschlafen und gegessen. Genauso war es mit uns Heilern - wir hatten so viel Arbeit, daß wir von der Diskussion nicht mitbekommen haben. Und danach war der Schwachsinn aus den Köpfen der Leute nicht mehr herauszubekommen." erklärte der Heiler. Er klang dabei sehr wütend und frustriert.
Danach erzählte Dirk einige Beispiele aus der Diskussion um das Thema und ich war erschrocken was für gemeine und irrationale Vorwürfe ihm gemacht worden waren.
"Im Augenblick sieht es so aus, als würde der neue Michael-König die Lage langsam in den Griff bekommen und das Schlimmste verhindern können. Ich möchte dich deshalb bitten, dich einfach aus der Diskussion herauszuhalten und nichts von dem zu erzählen, was ich ezählt habe." schloß Dirk.
"Warum denn? Das ist doch nichts Schlechtes!"
"Nein, natürlich nicht. Ein rational denkender Mensch würde erkennen, daß das alles logisch und in sich stimmig ist. Aber kommt die das, was sie sich bisher so geleistet haben rational vor?"
"Nein. Aber es ist so ungerecht." protestierte ich.
"Ich halte die Welt nicht für einen gerechten Ort." sagte er in einem traurigen und schicksalsergebenen Ton.
"Wenn mir so etwas passiert wäre, würde ich mich umbringen!" sagte ich leidenschaftlich.
"Das löst das Problem nicht." meinte er.
"Welches Problem?" fragte ich verwirrt.
"Du hast doch eine magische Ausbildung, du solltest dir ausrechnen können, auf welche abartigen Ideen von Verfolgungswahn geplagte Magier mit zu viel Macht für ihren Verstand kommen könnten." sagte er. Diesmal klang er zornig.
Ich starrte ihn an - und konnte es nicht glauben. Wollte er ernsthaft behaupten, daß sie sich an seiner Seele vergreifen wollten?
Dirk erklärte mir, daß die Agentenausbildung seiner Loge so strukturiert war, daß man sich zum Lehrstoff in Rückführungen jeweils eigene und fremde Reinkarnationserinnerungen anschaut und daran lernt, in welchen schwierigen Situationen, in die ein Agent kommen könnte, welche Strategien funktionieren und welche nicht. Dadurch lernt man gleichzeitig, wie man sich in seine eigenen früheren Persönlichkeiten einklinkt und Verhaltens- und Reaktionsmuster zeigt, die für die jeweilige frühere Persönlichkeit typisch sind. Er erklärte mir, daß er sich als Flüchtling getarnt hätte, indem er sich in die Persönlichkeit eines früheren ichs eingeklinkt hätte, das tatsächlich ein Flüchtling gewesen war.
Danach schilderte er einige Beispiele von früheren Reinkarnationen von ihm und anderen, die er aus dem Feinstofflichen abgerufen hatte und die deutlich zeigten, daß Menschen, die in einem Zustand von Verfolgungswahn sind, jede neue Information als Grundlage Für ein neues Scenario nehmen, in dem sie verfolgt werden. Man bekommt sie am schnellsten zur Vernunft, indem man keine neuen Informationen liefert sondern die bestehenden Informationen nutzt um zu erklären, warum ihre falschen Ideen falsch sein müssen.
Nach einigen solchen Gesprächen meinte er, ich hätte jetzt genug Beispiele und Hintergrundinformationen um selbst beurteilen zu können, wann ich schweigen müßte und wann reden sinnvoll wäre und er würde sich darauf verlassen, daß ich das richtige tun würde.
Als ich aus dem Lazarett entlassen wurde, bekam ich ziemlich schnell mit, daß es noch schlimmer war. Es hat in der Geschichte des Universums einige sehr üble Strafen gegeben, die die betroffene Seele bleibend schwer geschädigt hatte. Und das Ergebnis einer solchen Strafe war immer gewesen, daß der Deliquent sich nach dieser Strafe noch schlimmer verhalten hat als vorher, weil er ihm noch weniger Möglichkeiten zu gesundem und ausgewogenen Verhalten übriggeblieben sind. Sie hatten sich eine der schlimmsten bekannten Methoden, um eine Seele für lange Zeit handlungsunfähig zu machen, gesucht und hielten das für die angemessene Strafe.
Es gab nur einen kleinen Kreis an engen Freunden die durchgehend zu Dirk gehalten hatten. Aber dieser kleine Kreis erschien mir in dieser Zeit des Wahnsinns wie eine Insel der Ruhe, des Friedens und der Vernunft. Dirk brachte es irgendwie immer noch fertig, sich die Probleme dieser Menschen anzuhören und freundlich auf sie einzugehen, obwohl er doch mit seinen eigenen Problemen mehr als genug zu tun hatte. Als ich ihn danach fragte meinte er, daß die Probleme anderer Leute manchmal eine ganz gute Ablenkung von den eigenen Problemen wären und eine gute Hilfe dabei in einer solchen Situation nicht in Panik zu geraten.
Und Dirk behielt recht. Langsam beruhigten sich die Leute und einigten sich darauf, daß es nicht angemessen sei, Dirk zu bestrafen, da nicht bewiesen sei, daß er derjenige ist, der uns verraten hatte, daß man ihm aber auch nicht erlauben könne, die innere Abschirmung zu verlassen oder Briefe nach draußen zu schreiben, weil nicht bewiesen sei, daß er keinen Verrat begangen hätte. Dirk fügte sich in diese Regelung und hielt sich streng an alle Auflagen, die man ihm gemacht hatte.
Dirk war nachher sehr verändert. Man sah ihn kaum noch lachen oder lächeln. Er wirkte immer sehr ernst und redete nur noch mit unserem kleinen Kreis über private Gedanken und Gefühle. Er hatte vorher immer Unsinn im Kopf gehabt, und seltsam freundliche Streiche gespielt - die Sorte, wo man sich nicht sicher war, ob man sich geärgert oder geschmeichelt fühlen soll oder ob das was er getan hat, nicht eher ein Grund ist, sich zu freuen. Außerdem hatte er sehr oft auch Vorgesetzte geneckt. Jetzt kam so etwas nicht mehr von ihm. Er war höflich.
Als er nach knapp einem Jahr begann im Internat zu unterrichten - zuerst nur eine Klasse in Physik - konnte ich sehen, daß ein klein wenig von dem alten fröhlichen Dirk wieder zum Vorschein kam, während er sich auch in seiner Freizeit um seine Schüler und später seine Kinder kümmerte. Das erleichterte mich sehr.
Fortsetzung:
F595.
D
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
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