ausgegliedert aus O7.10: 1/2009
letzte Überarbeitung: 1/2009
Der Psychoanalytiker Paul Schilder beschriebe Depersonalisation folgendermaßen:
"Dem Depersonalisierten erscheint die Welt fremd, eigentümlich, unheimlich, wie traumhaft. Die gegenstände erscheinen manchmal sonderbar verkleinert, seltsam flach. klänge kommen aus der Ferne ... Das Gefühlsleben zeigt gleichfalls schwere Störungen. Die Patienten klagen, sie könnten weder Lust noch Unlust empfinden, ... ihre klagen gipfeln darin, sie seien sich selbst fremd geworden."Zitiert nach: 36. S.123
Beispielgeschichte, Kersti:Die ICD-Formulierung "Loslösung vom Körper" wird gelegentlich fälschlicherweise mit der Außerkörperlichen Erfahrung oder der Autoskopie gleichgesetzt. In beiden Fällen ändert sich der Wahrnehmungsinhalt. Der Körper wird von außen gesehen oder ein Duplikat des Körpers außerhalb wahrgenommen. Bei der Depersonalisation- und Derealisation ändert sich dagegen nicht der Wahrnehmungsinhalt sondern der gefühlsmäßige Wert einer Wahrnehmung.F48.1 Depersonalisations- und Derealisationssyndrom
Eine seltene Störung, bei der ein Patient spontan beklagt, das seine geistige Aktivität, sein Körper oder die Umgebung sich in ihrer Qualität verändert haben, und unwirklich, wie in weiter Ferne oder automatisiert erlebt werden. Neben vielen anderen Phänomenen und Symptomen klagen die Patienten am häufigsten über den Verlust von Emotionen, über Entfremdung und Loslösung vom eigenen Denken, vom Körper oder von der umgebenden realen Welt. Trotz der dramatischen Form dieser Erfahrungen ist sich der betreffende Patient der Unwirklichkeit dieser Veränderung bewusst. Das Sensorium ist normal, die Möglichkeiten des emotionalen Ausdrucks intakt. Depersonalisations- und Derealisationsphänomene können im Rahmen einer schizophrenen, depressiven, phobischen oder Zwangsstörung auftreten. In solchen Fällen sollte die Diagnose der im Vordergrund stehenden Störung gestellt werden.37.
Ich habe oft genug mit Leuten gesprochen, die Depersonalisations- und Derealisationserfahrungen erlebt haben. Und diese Leute sagen typischerweise so Dinge, wie
Bessel van der Kolk schreibt über ein eigenes Erlebnis:In anderen Fällen ist der Grund für die Traumatisierung offensichtlich nicht lebensgefährlich, dennoch wird augenscheinlich eine Außerkörperliche Erfahrung genutzt, um traumatischen Erfahrungen zu entfliehen:
"Im Laufe traumatischer Erfahrungen tritt das Phänomen Depersonalisation häufig auf. Als ich einmal spät abends in einem Park in der Nähe meines Hauses überfallen wurde, sah ich mich voon oben mit einer kleinen kopfwunde im schnee liegen, umringt von drei Messer schwingenden teenagern. Ich dissoziierte den schmerz, der von den Stichwunden an den Händen ausging, und empfand nicht die geringste Angst, während ich mit den jugendlichen ruhig darüber verhandelte, daß sie mir die geleerte Geldbörse zurückgeben sollten."36. S.122
"Sobald ihr Vater sie berührte, "ließ sie sich verschwinden"; sie schwebte dann zur Zimmerdecke empor und schaute auf ein anderes kleines Mödchen in ihrem Bett hinab."36. S.161
Zu den Gemeinsamkeiten zählen die gefühlsmäßige Distanzierung von der Realität und eine Entfremdung vom eigenen Körper und der Umwelt. In 19-26% der Fälle treten auch im Rahmen der Depersonalisation außerkörperliche Erlebnisse auf. Wie das Außerkörperliche Erlebnis ereignen sich auch Depersonalisationen häufig bei sonst gesunden Menschen, bei cerebraler Aktivierung und in lebensbedrohlichen Situationen. 1.6, 1.11
Zwar wird beim Außerkörperlichen Erlebnis der eigenen Körper manchmal nicht als der eigenen Körper erkannt, aber es ist ein nicht erkennen, weil man nicht damit rechnet, daß man sich außerhalb des eigenen Körpers befindet. In dem Augenblick wo man die Situation versteht, wird der eigene Körper auch als eigener Körper akzeptiert.
3.1 S.23
O7.65
Der Körper ist wie ein Mantel, den man im Tod ablegt
Ein Mann, der durch einen schrecklichen Unfall zwei Gliedmaßen verloren hatte, erinnerte sich, er sei eine ganze Weile über seinem eigenen, auf dem Operationstisch liegenden Körper geschwebt und habe diese verstümmelte Person bedauert, bis er endlich erkannte, daß er selbst da lag! 3.1 S.23-24Ähnliche Verwirrung kann auch auftreten, wenn man mit dem sehen selbst noch nicht vertraut ist.
Judy Taylor ist als Kind durch grauen Star erblindet. Als erwachsene Frau sah sie sich nach einer Star-Operation zum ersten mal um und entdeckte folgendes:Im Gegensatz dazu versteht eine Person die unter Depersonalisaton leidet, durchaus, daß ihre Glieder nach der allgemeinen Definition zu ihm gehören, er ist aber nicht bereit sie als eigene Glieder zu akzeptieren oder empfinden.
Als ich nach unten blickte, sah ich mehrere ganz helle Streifen, die alle in eine Richtung zeigten. Dazwischen lagen tiefe Schatten. Was konnte das sein, so nah bei mir und doch so fremd, daß ich keinen Namen dafür gewußt hätte? Unwillkürlich bewegte ich meine Hand, und die hellen Streifen verschwanden - ich hatte auf meine eigenen Finger geschaut. 4.16 S.226
VB159.1.6
Außerkörperliche Erfahrungen im Rahmen einer Depersonilisation
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
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