erste Version: 12/2007
ausgegliedert aus O7.1: und
O7.10: 8/2008
letzte vollständige Überarbeitung: 10/2018
letzte Bearbeitung: 10/2018
Lebenspanoramen können Rückblicke auf ein oder zwei ausgewählte Ereignisse in der Vergangenheit sein oder es wird das gesamte Leben überschaut. Sie können in jeder Richtung zeitlich nacheinander angeordnet sein oder alle gleichzeitig zu sehen sein. Sie können realistisch und in Farbe sein oder sehr weit weg und wie ein Schwarzweißfilm ablaufen. Sie können von einer eigenartigen Zeitlosigkeit sein, in der alles sehr schnell geschieht oder sich durch das Fehlen jeglicher zeitlichen Orientierung auszeichnen. Diese Rückblicke scheinen keine sinnlosen Ansammlungen von Ereignissen zu sein, sondern veranschaulichen das Leben der Betroffenen, bringen es auf den Punkt oder ermöglichen es ihnen, es zu verstehen und bewerten. Das Urteil ist gewöhnlich ein Selbst-Urteil, meist verbunden mit Liebe und Vergebung. Die betroffenen Menschen erheben den Anspruch, daß sich ihre Lebensperspektive und ihre Werte dadurch geändert hätten, daß sie ihr Leben auf diese Weise gesehen haben. 2. S.29; 3.; 4.; 5.
Vor allem in historischen Nahtoderfahrungen oder in Erfahrungen aus kulturellen Zusammenhängen in denen kein Zugang zu moderner Technik besteht kann der Lebensfilm in seiner Funktion durch ein Buch des Lebens oder einzelne bilder ersetzt sein, während die nachfolgende Selbstbeurteilung des Erlebenden oft durch eine Verurteilung durch einen Richter oder eine Gerichtszene ersetzt ist. 6.; 7.; 8.; 9.
In den ersten Wochen nach dem Unfall erinnerte ich mich noch an einige Hundert davon. Leider konnte ich dies nicht alles auf dem Tonband festhalten. 11.
Die Zahl ist im Grunde genommen nicht wichtig. Jede Szene war vollständig abgerundet. Der Regisseur hat dieses ganze Theaterstück seltsamerweise von hinten aufgerollt, so dass ich als erste Szene meinen Tod auf der Straße sah, während der letzte Akt dieser Vorstellung meine Geburt bei Kerzenlicht zu Hause in Budapest zeigte. 11.
Ich begann also damit, meinen Tod wieder zu erleben. In der zweiten Szene fuhr ich als Beifahrer über den Gotthard. Bei strahlender Sonne sah ich die kleinen weißen Schneekappen auf den Bergen. Ich fühlte mich sehr entspannt und glücklich. 11.
Ich sah alle Szenen so, dass ich nicht nur Hauptdarsteller, sondern gleichzeitig auch Beobachter war. Mit anderen Worten:
Es schien, als ob ich über mir und meiner Umgebung im vier - oder mehrdimensionalen Raum geschwebt und von oben, von unten und von allen Seiten gleichzeitig das ganze Geschehen miterlebt hätte. Ich schwebte über mir selbst. Ich betrachtete mich von jeder Seite und hörte zu, was ich selber sagte. Ich registrierte mit allen Sinnesorganen, was ich sah, hörte, spürte und auch, was ich dachte. Die Gedanken wurden Wirklichkeit.
11.
Meine Seele, bzw. mein Gewissen war ein sensibles Gerät. Es wertete mein Handeln und meine Gedanken sofort aus und beurteilte mich selbst, ob diese oder jene Tat gut oder schlecht gewesen war. Es war sehr merkwürdig, dass harmonische, positive Erinnerungen auch in jenen Szenen auftauchten, die nach unserer gegenwärtigen Gesellschafts- oder Religionsmoral als schlechte Taten bezeichnet werden oder gemäß unserer religiösen Auffassung als Sünden oder sogar Todsünden gelten. Andererseits sind viele im Erdenleben bewusst vollbrachte, so genannte "gute Taten" als negativ, als schlecht bewertet worden, sofern die Grundidee negativ, die Abwicklung kosmisch gestört und nicht harmonisch war, z. B. wenn die Tat egoistischen Zielen entsprang. 11.
Die schlechten Taten, die nicht bestandenen Prüfungen wurden nach deren Erkenntnis und tiefen Reue bei mir "ausgeblendet", d. h. sie zählten nicht mehr - und so blieben an mir nur die guten Gedanken und Taten, die bestandenen Prüfungen haften, die ich als einen Blumenstrauß gleichzeitig wiedererleben durfte. Man kann auch sagen: Es blieben nur diejenigen Szenen an mir haften, bei denen ich und alle Beteiligten glücklich waren, wo Harmonie nicht nur in mir selbst, sondern auch in der ganzen Umgebung herrschte, und wo alle Beteiligten sich positiv zu meinen Handlungen gestellt hatten. 11.
(Ich betrachte seither) die Erde als ein Trainingslager, eine Erziehungsanstalt, einen Ort, wo fegefeuerähnliche Zustände für den Einzelnen möglich sind. Falls wir die Prüfungen des jetzigen Lebens nicht bestehen, ist es selbstverständlich, daß wir diese wiederholen müssen. Dies kann nur unter den gleichen Umständen, d. h. in der gleichen Zeit-Raum-Dimension der materiellen Welt, hier auf dieser Erde geschehen. Wir werden reinkarniert, um etwas besser zu machen als zuvor. Hier manifestiert sich die unendliche Güte Gottes. (Inzwischen) gibt es für mich nichts Böses (mehr); alles ist nur Mangel an Gutem. Ebenso ist Finsternis Mangel an Licht. (S108 Z 19ff) Es gibt nichts, was keinen Sinn hat! 11.
Gut und böse werden im Jenseits mit einem ganz anderen Maßstab gemessen. Dieser ist absolut und daher nicht durch menschliche vorprogrammierte Meinungen und Denkmodelle begrenzt, nicht durch willkürliche Formulierungen und Interpretationen verdreht Wie viele Menschen glauben, als Einzige die Wahrheit richtig erkannt zu haben und fühlen sich befugt, sie zu "verkünden". Wie viele Ideologien, Religionen, Sekten, philosophische und religiöse Gruppen, die heute wie Pilze aus dem Boden wachsen da die Menschen den ursprünglichen Glauben verloren haben, beanspruchen, einzig richtig zu sein. Ich habe erfahren, dass dort "oben" kein Denkmodell Gültigkeit hat, da dort nur das allgemeine, kosmische Gesetz der Liebe gilt. Die Schwierigkeit besteht darin, dass wir diese nicht erkennen und für uns formulieren können. 11.
Ich glaube, dies ist auch eine Eigenschaft Gottes bzw. der vollkommenen Liebe: das Vergeben durch das vollkommen Gute, durch das unendliche Positivum. Wir streben zu diesem Prinzip empor und müssen unser Bewusstsein von allen disharmonischen Gedanken und Taten, mit anderen Worten, von vergangenen Bindungen gänzlich befreien, um uns mit ihm endgültig vereinigen zu können. 11.
Dieser kosmische Maßstab in der Beurteilung der Taten erschien mir zuerst merkwürdig, aber nach jahrelangem Nachdenken erkannte ich, dass sich hier die wunderbare Göttliche Gerechtigkeit manifestiert und so mit dem Grundprinzip der Welten übereinstimmt. 11.
Nach dieser phantastischen vier-, ja fünfdimensionalen Theatervorstellung über mein Leben kam eine Schlussbilanz, die von mir selbst abgefasst wurde. Formulieren kann ich sie nicht mehr; aber ich spürte damals, dass ich noch gute Chancen zur Weiterentwicklung bekommen würde. 11.
Beispiel, Kersti:Lebensrückblick in einem Bruchteil einer Sekunde
Wenn ich eines meiner früheren Leben aufarbeite, schaue ich mir die schwierigen Situationen dieses Lebens ausführlich an, bis der mit der jeweiligen Erfahrung verbundene Schmerz und Angst und Wut entladen und aufgelöst sind. Danach ändert sich meine Einstellung zu der jeweiligen Erfahrung - sie erscheint nicht mehr vor allem schrecklich, sondern ich beginne zu sehen, was ich daraus gelernt habe und wie ich sie in diesem Leben heute nutzen kann.Wenn ich danach dann auch schaue, was nach diesem Leben und vor dem nächsten Leben passiert ist, taucht der Lebensrückblick als etwas auf, das nur einen Bruchteil einer Sekunde dauert. Ich nehme so etwas wie einen Kristall in die Hand, das vielleicht Walnußgröße hat, versenke meine Aufmerksamkeit hinein - das fühlt sich fast so an als würde ich den Kristall ibn den Kopf stecken oder meinen Kopf in den Kristall stecken und vergleiche es mit dem Plan, den ich mir für dieses Leben gemacht habe und der ebenfalls auf so einem Kristall ist. Obwohl dieser Rückblick nur einen Bruchteil einer Sekunde dauert, habe ich das Gefühl, mir das gesamte Leben in allen Einzelheiten angeschaut und mit dem Lebensplan verglichen zu haben. In manchen Erinnerungen schaue ich mir den Kristall nur selbst an, in anderen zeige ich ihn auch meinem Schutzengel.
V237. Was ist ein Gedankenkristall
Danach nehme ich meist irgendeine Bewertung dieser Lebenserinnerung vor. Meist gefällt mir, wie ich mein Leben bewältigt habe. Einmal jedoch dachte ich: Oh Scheiße, da ist etwas schief gelaufen, machte mir augenblicklich einen Plan für ein neues Leben in demselben Umfeld, inkarnierte mich und versuchte das wieder in Ordnung zu bringen. Ich fragte meinen Schutzengel nicht, was er davon hielt.
Schutzengel und Heilige verteidigen den NDEr gegen die Angriffe der persönlichen Dämonen, die dem Erlebenden seine Verfehlungen vorhielten. Dabei wird das Leben des Betreffenden nicht selten aus einem Lebensbuch vorgelesen und beurteilt. Besonders typisch für die mittelalterlichen Nahtodeser ist eine Art Test in Form eines Ordals, in dem verschiedene Widerstände oder Hindernisse die ethische Reife des Erlebenden prüfen und gegebenenfalls - bei dessen Versagen - auch schon eine Art Leiden an der eigenen Schwäche induzieren. 8.
So hat die Lebensrevision keine konstruktive - nicht aber eskapistische - Funktion. Nahtodeserlebnisse werden nicht nur subjektiv, sondern auch objektiv von einem erwachsenen, wenig regredierten separaten Ich erlebt, das in der Lebensrevision zu höchster ethischer Selbstbeurteilung in der Lage ist und seine Motivationen sorgfältig analysiert und hinterfragt. 6.
Bei einer Untersuchung älterer Personen wurde festgestellt, daß bei dieser Bevölkerungsgruppe der Lebensrückblick kein Teil des Nahtodeserlebnisses ist. 6.; 15.
Wenn durch Psychodelische Drogen, epileptische Anfälle oder Ähnliche Ursachen Erinnerungsbruchstücke ausgelöst werden, sind das bruchstückhafte zufällige Erinnerungen die sich erheblich von dem zusammenhängenden Lebensfilm des Nahtodeserlebnisses unterscheiden. Hinzu kommt, daß sie nicht die heilende Wirkung auf die Psyche und die deutliche Änderung des Lebenswandels bewirken, die der Lebensfilm innerhalb des echten Nahtodeserlebnisses mit auslöst. Diese künstlich hervorgerufenen Nahtodeserlebnis Bruchstücke sind also nicht mit dem Nahtodeserlebnis identisch. 16.
Psychologische Deutung: Auch in der Lebensrevision könnte sich ein verantwortliches höheres Selbst zeigen, das für das Gewissen zuständig ist und eine solch ethisch hohe Lebensbeurteilung im NDE erst ermöglicht. 8.
Platon etwa 370 v. Chr. im zehnten Buch seiner Politeia:Bericht des Kriegers "Er" vom Gericht in seiner Nahtodeserfahrung
Nachdem seine Seele aus ihm gefahren, sei er mit vielen anderen gewandelt, und sie seien an einen wunderbaren Ort gekommen, wo in der Erde zwei nahe an einander stoßende Öffnungen gewesen seien, und am Himmel gleichfalls oberhalb zwei andere ihnen gegenüber. Zwischen diesen Öffnungen seien nun Richter gesessen: diese hätten allemal, nachdem sie ihren Urteilsspruch getan, den Gerechten befohlen, den Weg rechts und durch den Himmel zu wandern, nachdem sie ihnen zuvor vorn ein Zeichen von beurteilten Taten angehängt, die Ungerechten aber hätten sie nach der Öffnung zur linken Hand, und zwar nach unten, verwiesen, und auch diese hätten ihre Zeichen, aber hinten, anhängen gehabt über alles das, was sie verübt hätten. Als nun auch er vorgekommen sei, hätten sie ihm bekannt gemacht, er müsse den Menschen ein Verkündiger des Jenseits werden, und sie hätten ihn aufgefordert, alles an diesem Orte zu hören und zu schauen. 9.Da habe er denn nun gesehen, wie nach der einen Öffnung in dem Himmel und nach der andern in der Erde die Seelen abgegangen seien, nachdem sie jedesmal ihren Urteilsspruch vernommen hätten, aus den beiden anderen neben jenen beiden seien aus der in der Erde Seelen hervorgekommen voll Schmutz und Staub, aus der im Himmel dagegen seien andere, von jenen verschiedene, reine Seelen herabgestiegen. Und die jedesmal ankommenden Seelen hätten den Anschein gehabt, als kämen sie von einer langen Wanderung, wären sehr vergnügt auf der bekannten Wiese angelangt und hätten wie zu einer festlichen Versammlung sich hingelagert. Die mit einander Bekannten hätten sich gegenseitig begrüßt, und die aus der Erde Angekommenen hätten bei den andern sich um die Verhältnisse des Jenseits erkundigt, und die aus dem Himmel Kommenden hätten jene gefragt, wie es bei ihnen herginge. Da hätten sie nun einander erzählt, die einen klagend und weinend, indem sie sich erinnerten, wie große und was für Leiden und Anblicke sie auf der Wanderung unter der Erde gehabt hätten, die Wanderung dauere nämlich tausend Jahre, die anderen dagegen aus dem Himmel hätten von ihrem Wohlergehen erzählt und von dem unbeschreiblich Schönen, das sie geschaut hätten. 9.
Dabei erlebte er ein Verlassen des eigenen Körpers, eine Reise, zusammen mit anderen Geistern, aus dem Dunkel ins Licht zu einem Ort des Gerichts, wo der Betreffende je nach seinen Taten zu einem Strafort oder in den Himmel geschickt wurde. 8.
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
Werbung ist nicht erwünscht und ich bin nicht damit einverstanden, daß diese Adresse für Werbezwecke gespeichert wird.