Gedankenübertragung oder Telepathie bezeichnet die Übermittlung von Gedanken, Vorstellungen und Empfindungen von einem Menschen auf den anderen, ohne daß die bekannten Sinnesorgane darin eine Rolle spielen. Telepathisch übertragene Inhalte können durch jeden Sinneskanal des Gehirns (sehen, hören, riechen) wahrgenommen werden oder zu vagen Vorstellungen führen, in die kein Sinn erkennbar verwickelt ist17. Band 1, S.244.
1.2 Experimente zur telepathischen Bilderübermittlung, bei denen gesendetes und empfangenes Bild als Bild vorliegen
Hauptartikel:
VB161.
Wissenschaftliche Experimente zur telepathischen Bildübertragung
Diverse Forscher machten Experimente zur telepathischen Bildübertragung. Bei der Mehrzahl der Versuche vor 1900 befanden sich Sender und Empfänger im selben Raum, so daß nicht ausgeschlossen werden kann, daß die Informationen auf normalem Wege übermittelt wurden, ohne daß das den Experimentatoren bewußt war.1., 2., 3., 4., 5., 6.
Eine Minderheit versuche fanden jedoch auch unter Bedingungen, bei denen solche Irrtümer kaum auftreten können. So schrieben Malcolm Guthrie und James Birchall 1884: Sender und Empfängerin des telepathischen Bildes hielten sich in den meisten Fällen in unterschiedlichen Räumen auf. Auch wenn Sender und Empfänger sich in unterschiedlichen Räumen aufhielten, wurde das Experiment erfolgreich durchgeführt1.. Auguste Glardon machte Gedankenübertragungsexperimente über weite Entfernungen mit Mr. M., die so etwas bisher nicht gemacht hatte. Die Ergebnisse waren nicht besonders überzeugend, man bekommt aber den Eindruck, es wurde tatsächlich etwas übertragen7.. Harold E. Puthoff und Russell Targ führten ein Gedankenübertragungsexperiment mit Uri Geller als Versuchsperson durch. Geller befand sich in einem Pharadeyschen Käfig, der durch einen doppelwandigen Stahlraum auch akustisch und visuell abgeschirmt war. Geräusche konnten nur von innen nach außen übertragen werden, um ihn bei der Arbeit zu überwachen8..
Die gezeichneten Ergebnisse der Bildübertragung und der subjektive Eindruck, den der Empfängern von den übertragenen Bildern erhielt, scheinen nicht davon abzuhängen, ob Sender und Empfänger sich in demselben Raum aufhielten oder durch weite Entferungen oder aufwändige Abschirmungen voneinander getrennt sind. Unabhängig vom Versuchsaufbau können hohe Erfolgsquoten erreicht werden. Dagegen kann die Übung der Versuchsteilnehmer1., 5., 6. Anwesenheit unterschiedlicher Beobachter1., 2., sowie die Konzentrationsfähigkeit1., Ausgeruhtheit1., 5., die Stimmung5. und das Interesse oder die Gelangweiltheit9. der Versuchsteilnehmer erheblichen Einfluß darauf haben, ob der Versuch Erfolg hat. Guthrie sagt, daß Erfolge - oder Fehlschläge - oft in Reihe auftraten1..
Es scheint reiner Zufall zu sein, ob der Gegenstand richtig herum, oder gedreht oder gespiegelt dargestellt wird. Gelegentlich wurden auch unregelmäßige Formen einigermaßen erfolgreich reproduziert, in anderen Fällen scheint eher die Bedeutung des Bildes als das konkrete Aussehen wiedergegeben worden zu sein.2.
Beispiele für übertragene Bilder:
4. übertragenes Bild. Von Guthrie gesendet, von Miss. E. empfangen, kein Kontakt.
5. übertragenes Bild. Von Guthrie gesendet, von Miss. E. empfangen, kein Kontakt.
6. übertragenes Bild. Von Guthrie gesendet, von Miss. E. empfangen, kein Kontakt.
7. übertragenes Bild. Von Edmund Gurney gesendet, von Miss. E. empfangen, Kontakt für eine halbe Minute, bevor das Bild gemalt wurde.
8. übertragenes Bild. Von Gurney gesendet, von Miss. R. empfangen, kein Kontakt.
Neben den Versuchen zur telepathischen Bildübertragung wurden auch Experimente zur Telepathie mit anderen Wahrnehmungskanälen gemacht.
Namen, die schweigend auf einem Zettel weitergegeben werden und erfolgreich empfangen werden1..
Bei der Übertragung von Geschmäckern gab es verhältnismäßig viele Mißerfolge, da nicht ausreichend berücksichtigt wurde, wie lange ein Geschmack im Mund verbleibt1., 3..
Auch Schmerzen ließen sich übertragen, wobei sie jedoch häufig spiegelbildlich wahrgenommen wurden9..
1.4 Telepathische Übertragung von hypnotischen Suggestionen
Unter Hypnose wurden Experimente mit sehr hohen Erfolgquoten durchgeführt, die bei einem Teil der Versuchsreihen bei hundert Prozent lagen. Dabei wurden normalerweise Anweisungen vom Experimentator zum Empfänger übertragen.10.
Es sind einige Fälle bekannt, in denen hypnotische Suggestionen telepathisch zu einer Person übertragen wurden, die mindestens ein paar Straßen weit weg waren.11., 12.
1.5 Statistische Auswertung von Experimenten mit durchschnittlicher begabten Versuchspersonen
Der wohl erste Wissenschaftler, der durchschnittlich begabte, unausgelesene Versuchspersonen für Telepathieversuche verwendete und dann durch statistische Auswertungen überprüfte, ob die Ergebnisse von Zufallsergebnissen abweichen, war Charles Robert Richet der seinen Artikel "La Sugestion Mentale et le Calcul de Probalités" 1884 in der "Revue Philosophique" veröffentlichte.13., 14.
In den 1990ger Jahren ergab eine Umfrage in England und den Vereinigten Staaten, daß im Schnitt 48% der Hundebesitzer und 33% der Katzenbesitzer sagten, daß ihre Haustiere auf ihre Gedanken reagieren würden und unausgesprochene Kommandos befolgen würden. Auch viele Pferdebesitzer und Reiter unterstellen ihren Pferden ähnliche Fähigkeiten. Einige Tiere scheinen es zu wissen, wenn eine ihrer Bezugspersonen am Telefon ist, bevor abgehoben wurde. Einige Tiere reagieren, wenn ihr weit entfernter Besitzer eine bedrohliche Situation erlebt oder stirbt. Viele Tierbesitzer konnten beobachten, daß ihr Haustier die Ankunft des Besitzers etwa zehn bis 20 Minuten vorhersehen konnten. Das funktionierte in durch Rupert Sheldrake durchgeführten Experimenten, selbst wenn der Besitzer zu zufällig gewählten Zeiten mit einem Taxi oder einem anderem zufällig gewählten Gefährt ankam. Das Tier reagierte normalerweise schon vor dem Aufbruch, vermutlich auf seine unbewußt telepathisch gesendete Absicht heimzukehren. Der Hund zeigte dasselbe Verhalten, wenn er von Skeptikern getestet wurde, die jedoch die Ansicht vertraten, er hätte den Test nicht bestanden, obwohl sie dafür einen Großteil der eigenen Daten ignorieren mußten. Vergleichbare Ergebnisse wurden mit mehreren Hunden erhalten.15.
1.7 Telepathie ist keine Sache des bewußten Willens - abweichende Erklärungen für Mißerfolge
Wen man eine handwerkliche Arbeit leistet, oder eine Arbeit tut, die lediglich bewußtes Denken erfordert, so geht man im Allgemeinen davon aus, daß man sich nur entscheiden muß, etwas zu tun und es dann einfach tun kann, auch wenn man nicht wirklich Lust dazu hat. Bei der Telepathie scheint jede Art von bewußter, halbbewußter und unbewußter Motivation einen Einfluß darauf zu haben, ob man sich tatsächlich telepathisch verständigt oder falsche Ergebnisse liefert. Eine sehr hohe, bei manchen Versuchsreihen sogar hundertprozentige Erfolgsquote tritt bei telepathischer Übertragung von Anweisungen im Mesmerismus (alte Bezeichnung für Hypnose) auf, so lange der Hypnotisierte ansprechbar ist10.. Hohe Erfolgsquoten treten auf, wenn Sender und Empfänger motiviert und fasziniert sind, bei zunehmender Langeweile nimmt der Erfolg ab9.. Manche Beobachter - vor allem unter den Wissenschaftlern - stören die telepathische Übertragung, während andere wissenschaftliche Beobachter keine Probleme bei der Gedankenübertragung hervorrufen.1., 2.
1.8 Telepathie oder etwas anderes? Abweichende Erklärungen für Erfolge
1.8.1 Telepathie oder Betrug?
Wenn Personen als professionelle Schausteller behaupten, Telepathie zu verwenden, ist in den meisten Fällen mindestens in einem Teil der Vorführungen Betrug oder Tricks im Spiel23., da der teils positive oder teils negative Einfluß der Beobachter und die unterschiedlich starke Motivation der Vorführenden zu unterschiedlichen Zeiten es kaum erlauben, regelmäßig in jeder Vorstellung erfolgreich Gedanken zu übertragen. Um Telepathie vorzuspielen wurden Spiegelungen in den Augen des Senders zur Identifizierung des Gegenstandes verwendet18. S.11.
VB162.
Spiegelungen in den Augen und auf anderen spiegelnden Oberflächen als eine mögliche Quelle des Betrugs oder unbewußten Selbstbetrugs in der Parapsychologie
Es gibt Beispiele wo Zeichensprachen aus Geräuschen und Atmung verwendet wurden, um die Informationen vom Sender auf den Empfänger zu übertragen18. S.10f. Es gibt Menschen die besser sehen oder hören als andere und deshalb Hinweise wahrnehmen, die anderen unbewußt bleiben18. S.11-14. Das Muskellesen ist eine weitere Methode, mit der der Eindruck erzeugt werden kann, Gedankenübertragung läge vor, obwohl tatsächlich unbewußte Bewegungen interpretiert werden5., 18. S.14f.
VB165.
Muskellesen
Daß bei Versuchen, mit professionellen Schaustellern, die wirtschaftlich von einem Ruf als guter Telepath abhängig sind, auch bei wissenschaftlichen Experimenten Betrug vorkommt, ist eine bekannte Tatsache. Daher macht es Sinn bei Schaustellern und ähnlichen Personen den eigentlichen wissenschaftlichen Experimenten nur solche Versuchsaufbaue zu verwenden, die einen Betrug durch den Schausteller möglichst völlig ausschließen.
Allerdings ist es auch falsch anzunehmen, daß jeder Schausteller, der in seinen Shows Tricks verwendet, wenn er an Telepathieexperimenten teilnimmt, automatisch betrügen würde. Während Eusapia Palladino nicht davon abzubringen war, es auch gegenüber Wissenschaftlern mit Tricks zu versuchen, wenn ihre beeindruckenden paranormalen Fähigkeiten versagten,
BP7.3
Eusapia Palladino als Betrügerin
ist Uri Geller in diesem Zusammenhang nicht negativ aufgefallen21., 22. und hat wohl einen guten Ruf bei den Wissenschaftlern der Parapsychologie. Er verwendet nach eigener Angabe Tricks in seinen Schows21., das allerdings ist nicht im üblichen Sinne Betrug.
VA198.3.3 Uri Gellers Tricks, seine paranormalen Fähigkeiten und ein Betrugsvorwurf
Im Gegensatz dazu wird James Randi, der solche Schausteller zu entlarven behauptet, von mehreren Seiten Lügen und Betrug vorgeworfen19., 20., 22..
1.8.2 Telepathie oder unbewußte Informationsübermittlung über die normalen Sinne?
Neben bewußten Betrug ist es auch denkbar und wahrscheinlich daß in Versuchen wo Sender und Empfänger sich in demselben Raum aufhielten ein Teil der Informationen über die normalen Sinne übertragen wurden, ohne daß das den am Versuch beteiligten Personen dessen bewußt waren. Dabei ist ein dem blinden sehen oder dem Muskellesen ähnlicher Mechanismus denkbar. Außerdem könnte unbewußt die Körpersprache ausgewertet werden.5., 18. S.14f
VB160.
Blindes sehen
Wenn Sender und Empfänger aus einer begrenzten Zahl von Symbolen, die Sender und Empfänger bekannt sind eines aussuchen, könnte eine statistisch signifikante Abweichung vom Zufallsergebnis auch darauf zurückzuführen sein, daß beide unbewußt dieselben Symbole häufiger auswählen.18. S.15ff
Neben den Versuchen, bei denen einer oder mehrere dieser Fehlerquellen denkbar ist, gibt es auch Versuche, wo das nicht der Fall ist. Hier können andere paranormale Effekte für Abweichungen vom Zufallsergebnis verantwortlich sein.
Hellsehen: Charles Robert Richet machte Experimente mit verschlossenen, undurchsichtigen Umschlägen, deren Inhalt er entweder gar nicht kannte, oder die er so lange aufbewahrt hatte, daß er meinte ihren Inhalt völlig vergessen zu haben. Dennoch erhielt er Ergebnisse die vergleichbar waren mit denen von Telepathieexperimenten zur Bildübertragung.16.
Telepathische Alltagerfahrung so zu vermitteln, daß es für
andere nachvollziehbar ist, daß es sich nur um Telepathie handeln
kann, ist sehr schwierig. Aber es gibt ein paar offensichtlichere
Beispiele die die Existenz von Telepathie belegen.
V116.
Telepatische Spiele
V249.
Ein telepathischer Traum
VB61.
Alltagstelepathie
VB110.
Feinstofflicher Anhang
8. Harold E. Puthoff,
Russell Targ: Information transmission under conditions of sensory shielding. In: Nature. Volume 252, Issue 5476, pp. 602-607 (1974). DOI 10.1038/251602a0 ( Volltext 1, 2, 3)