erste Version: 7/2009
letzte vollständige Überarbeitung: 10-11/2017
letzte Bearbeitung: 7/2019
Eine Illusion ist, wenn eine Wahrnehmung zu Fehlern beim erkennen des Gesehenen führt.
Ein Irrtum ist wenn man es bei der intellektuellen Verarbeitung des Wahrgenommenen falsch einordnet.
Dieser Artikel gibt einen Überblick darüber, welche Fehler prinzipiell in den verschiedenen Schritten der Wahrnehmung und bei deren Verarbeitung entstehen können.
In jedem dieser Verarbeitungsschritte kann eine Halluzination entstehen.
Für zwei Phänomene aus dem Spektrum der Halluzinationsentstehungsmöglichkeiten bietet das normale Sehen im Dunklen Beispiele.
Beispielgeschichte, Kersti:Die Suche nach einer Hütte in der Nacht: Schnee vor Augen und falsche Hütten
Nach und nach wurde es auf der Wanderung dunkel und ich war an diesem regnerischen Abend immer noch nicht an meinem Tagesziel, einer Schutzhütte - angekommen. Nach und nach war die Welt immer grauer geworden, weil es zu Dunkel geworden war, um noch Farben zu sehen. Danach unterschieden sich die hellsten Stellen im meinem Sichtfeld immer weniger von den dunkelsten Stellen. Daß ich mich noch sicher orientieren konnte, lag letztlich nur an meiner großen Erfahrung mit der Orientierung im Dunklen. Ich wußte, ich würde an der Hütte vorbeikommen, denn sie lag am Weg und es gab bis dorthin keine Abzeigungen, aber die Karte konnte ich wegen der Dunkelheit schon lange nicht mehr lesen.Wenn ich an eine völlig dunkle Stelle im Wald schaute, dann sah sie für mich nicht etwa völlig schwarz aus, sondern sie wirkte, als würde dunkelgrauer Schnee vor schwarzen Hintergrund tanzen, während an den hellsten Stellen alles eben dunkelgrau erschien.
Ich folgte weiter dem Weg, der durch einen dunkelgrauen Streifen am Himmel markiert war und dadurch bestätigt wurde, daß der Boden unter meinen Füßen glatt war und knirschte, wie man das von einem Schotterweg erwartet.
Die Hütte zu finden war der schwierigere Teil, denn es war eigentlich zu dunkel, um eine Hütte zu erkennen. Bei der Beleuchtung konnte sie sich nur sehr schwach im Schatten abzeichnen. Ich suchte dennoch weiter, denn bei dem regnerischen Wetter wäre es sehr schön, ein festes Dach über dem Kopf zu haben. Statt aber gar keine Hütte zu sehen sah ich zu viele. Alle 50 bis hundert Meter sah ich ganz deutlich eine Hütte im Wald, die sich, als ich davor stand, immer wieder als ein paar Blätter, ein Strauch oder Baum herausstellte. Genauer beschrieben habe ich das Phänomen hier:
VA169.1.4Die falschen Hütten im Wald
Da ich das Phänomen aus Erfahrung kannte, suchte ich stur weiter, bis ich am Ende die richtige Hütte gefunden hatte.
Die hier aufgestellte Behauptung, daß man in einer klaren Sternennacht nicht sehen könne, ist schlicht falsch, denn ich habe bisher in jeder Nacht, die mir begegnet ist, genug gesehen, um mich grob orientieren zu können, Hindernissen und Pfützen auf dem Weg ausweichen oder mein Gepäck im Dunklen wiederfinden zu können. Das kann man lernen, es braucht aber Erfahrung in der Orientierung im Dunklen. Das Dunkellicht ist aber durchaus eine deutlich wahrnehmbare Störung beim Sehen in dunkelster Nacht und daß die hellsten Stellen nur etwa doppelt so hell erscheinen wie die dunkelsten Stellen der Umgebung - hellgrau und dunkelgrau - macht die Wahrnehmung ebenfall schwer.Dunkellicht
Die mittlere Leuchtdichte der natürlichen Umwelt variieren von 10-4cd/m2 in einer Vollmondnacht bis 104cd/m2 bei Sonnenlicht. Sie variiert also um den Faktor 100 000 000. Gleichzeitig kann der Mensch aber nur Helligkeitsstufen wahrnehmen die sich um den Faktor 20 unterscheiden. Daher paßt sich das Sehsystem an die mittlere Helligkeit der Umgebung an, einerseits indem die Pupillenweite variiert wird, andererseits indem das Auge chemisch empfindlicher oder unempfindlicher wird, je nachdem wie hell oder dunkel es ist.1. S. 395fBei maximaler Dunkeladamption kann ein einzelnes Lichtquant schon dazu führen, daß man diesen Lichtreiz sieht.1. S. 395
"Jedes Sehfarbstoffmolekül hat bei 37°C im Dunklen eine mittlere Lebensdauer von etwa 1010 Sekunden oder 300 Jahren. Trotz diese großen Stabilität führt das dazu, daß auch bei völliger Dunkelheit die Überraschend große Zahl von 106 Stäbchen pro Sekunde fälschlicherweise melden, sie hätten ein Lichtquant absorbiert. Dies errechnet sich folgendermaßen: Jedes Stäbchen enthält 108 Rhodopsinmoleküle; In der Netzhaut gibt es 108 Stäbchen, also 1016 Rhodopsinmoleküle. Diese Zahl geteilt durch die 1010 Sekunden gibt 106 aktivierte Stäbchen pro Sekunde. Diese as Dunkellicht bezeichnete Aktivität entspricht einer retinalen Beleuchtungsstärke von etwa 10-4 Troland, die sich bei einer klaren Sternennacht ergibt. Zum sehen ist deshalb mehr Licht erforderlich. Betrüge die mittlere Lebensdauer des Rhodopsinmoleküls im Dunklen lediglich 107 Sekunden oder 4 Monate, so läge unsere absolute Sehschwelle um den Faktor 1000 höher."1. S. 385
Eine weitere im Auge entstehende Fehlwahrnehmung ist das Nachbild. Wenn wir beispielsweise in völliger Dunkelheit kurz eine Lampe an und nach einer Sekunde wieder ausschalten, sehen wir danach eine dunkle Lampe in der Komplementärfarbe auf hellerem Grund. Dies ist darauf zurückzuführen, daß die Stäbchen und Zäpfchen durch die Lampe geblendet sind und deshalb nicht mehr reagieren könnnen.
VB151.2.1.2
Ist das eine Psychose? - oder - Wenn Ohrgeräusche wie eine Psychose erscheinen
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Hubert Airy veröffentlichte in seinem Artikel "On es distinct Form of Transient Hemiopsia" diese Darstellung, wie er ein Flimmerskotom des Fortificationsspektrums vor einem dunklen Hintergrund wahrgenommen hat. Die mit den Nummern 1 bis 4 und 5 bis 8 gekennzeichneten Abbildungen zeigen jeweils, wie sich ein Skotom entwickelt. Die Abbildung 9 enthält in der Mitte des ersten Skotoms ein zweites, das gerade beginnt sich auszubreiten. 13.1 |
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Wenn man versucht zu lesen zeigt sich: Bis zu der gezackten Außenlinie des Skotoms ist der Text gut zu lesen. Darauf folgt ein aufgehellter Bereich, in dem der Text nicht erkennbar ist. In der Mitte wird der Text wieder sichtbar. 14. |
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Mikael Häggström zeigt in dieser Abbildung wie ein von ihm selbst erlebtes Flimmerskotom für ihn aussah. Wie in den vorherigen Abbildungen dargestellt, breitete sich das Skotom aus, Häggstöm stellt aber nur mit vier sich immer wiederholenden Bildern das Flimmern dar. Er sah keine regelrechte Zickzacklinie, wohl aber, wie dargestellt, eine Art unregelmäßiges Gitter in dem flimmernden Bereich. 15. |
Neben den Flimmerskotomen des Fortificationsspektrums gibt es bei Migräne auch die Möglichkeit, daß die Sicht verschwimmt, oder daß ein Teil oder das gesamte Gesichtsfeld ausfällt. Daneben können auch andere neurologische Symptome wie Schwindel, Parästhesien, Ohrgeräusche, Wortfindungsstörungen (Aphasien) auftreten13. S.110ff.
Keine Bilder, sondern Ohrgeräusche, die im Hörzentrum auf ähnliche Weise entstanden sei müssen, beschrieb mir einer meiner eigenen Patienten.
VB151.2.1.2
Stimmenhören als sprachähnliche Geräusche
Hier nehme ich an, daß das Gehirn im Sprachzentrum übererregt ist und diese Überreregung dann als sprachähnliche Laute interpretiert werden.
Die Tunnelerfahrung im Rahmen der Nahtoderfahrung wird von Kevin J. Drab für eine derartige geometrische Halluzination gehalten9..
O7.31.3
Sensorische Deprivation als denkbare Ursache der Nahtodeserfahrung:
Tunnelerfahrung als Pseudo-Halluzination?
Neben den Ohrgeräuschen, die im Ohr entstehen, können auch Fehler bei der Auswertung des Gehörten zu vergleichbaren Ohrgeräuschen führen.
Gehirn von außen:
Das Sehzentrum ist gelb markiert. Der dunkelgelbe Bereich ist das Projektionsfeld des Sehens. Der hellgelbe Bereich ist das Assoziationsfeld des Sehens.10.
Schitt durch die Längsachse.11.
Wenn wir etwas erkennen wollen, gibt es zwei Extreme der Einstellung des Gestalterkennungsfilters
Wenn man träumerisch eine Rauhfasertapete oder ähnlich unregelmäßige Oberfläche betrachtet, kann es ein spielerisches Verstellen des Gestalterkennungsfilters sein, der einen seltsame Tiere und Pflanzen in einer eigentlich regellosen Struktur sehen läßt. Generell sind solche Spiele Teil des gesunden Verhaltens von Menschen und man kann daraus zumindest lernen, wie man bewußt den Gestalterkennungsfilter verstellt.
Wenn wir einen Comic lesen oder einen Zeichentrickfilm sehen, erkennen wir die Zeichentrickfiguren als Menschen und Tiere, wenn wir dagegen durch eine Gemäldegalerie, an einem Spiegel oder einer Filmleinwand vorbeigehen, achten wir genau darauf, ob das was wir sehen ein Kunstwerk ist - oder ein lebender Mensch, auf den wir ganz anders reagieren müssen. Wir achten also auf Details, die wir wenn wir einen Comik lesen bewußt und absichtlich ausblenden, um auf alles angemessen reagieren zu können.
O7.E3.2.3.1
Normale Änderungen der Genauigkeit der Einstellung des Gestalterkennungsfilters
Auch wenn ich das bisher an optischen Beispielen beschrieben habe, bezieht sich der Gestalterkennungsfilter nicht nur auf die gesehene Gestalt, auch unser Gehör ist beim erkennen des Wahrgenommenen mit einbezogenen - wenn wir ein Löwen brüllen hören, wird uns das helfen, einen verschwommenen gelben Fleck als Löwen zu erkennen. Die Wahrnehmungen aller Sinne werden vom Gehirn zu einer Gesamtgestalt integriert.
Je nach Situation sind unterschiedliche Einstellungen des Gestalterkennungsfilters angemessen.
So ist es in Gefahrensituationen wo gleichzeitig sehr schlechte Sicht herrscht, so, daß es so wichtig ist, die mögliche Angreifer eher zu sehen als sie uns erkennen, daß es besser ist, einige Büsche als Feinde fehlzuerkennen, als einen Feind zu übersehen. Instinktiv und ohne daß uns der Grund dafür bewußt wäre, stellen wir den Gestalterkennungsfilter entsprechend ein und das kann zu seltsamen Verwechslungen führen.
Der JägerWenn man sich das Analoge jetzt in einer Kriegssituation vorstellt, ergibt sich daraus folgendes:Gerd H. Meyden beschreibt in "
Was uns Jägern wirklich bleibt ...":
Der Wachholder-Wilderer: Das durfte ich keinem Menschen erzählen, denn das gäbe ein schönes Gelächter
Unheimliche Gerüchte über Wilderer und Jägermorde machten damals die Runde und beflügelten meine lebhafte Fantasie. Ich malte mir in den tollsten Farben aus, wie ich den Lumpen fangen und abführen würde. Dafür besorgte ich mir eine Pistole, die ich, so lästig und schwer sie war, stets mit mir führte.Eines Nachts schnürte ich nach einem vielstündigen Sauenansitz heim zum Dorf. Der bleiche Mond wurde von jagenden Wolken zeitweilig verschattet, und ich gelangte gerade aus einem Hohlweg heraus zu einer Freifläche. Da stand plötzlich ein riesiger Kerl vor mir mit dem Gewehr im Anschlag. Das Blut wollte mir erstarren. Ich riß die Büchse von der Schulter, die Stimme versagte mir im Schreck und ich konnte nur krächzen:
"Hände hoch Gewehr weg!"
Der Kerl reagierte nicht. Zielte weiter auf mein junges Leben. Doch bevor ich zielen konnte, merkte ich, dass meine überreizte Fantasie mir einen Streich gespielt hatte. Ein windzerzauster Wachholderstrauch war mein stummer Widersacher. Ein dürrer Ast ragte seitlich hervor, dass es im fahlen Schimmer der Mondnacht leibhaftig wie der Umriß einer zielenden Gestalt erschien. Mit trockenem Mund mußte ich mich erst einmal setzen. Das durfte ich keinem Mensch erzählen, denn das gäbe ein schönes Gelächter. Langsam, mit der Hand an der Pistole, schlich ich fort und das Schnackeln der Knie ließ nach. Vorerst hatte ich genug vom Wildererfangen.24.
Wenn wir mit zu viel Aufmerksamkeit etwas bestimmtes zu erkennen versuchen, kann das auch zu einer ungewollten und vom Betroffenen unbemerkten Verstellung des Gestalterkennungsfilters führen. Wenn man beispielsweise zu intensiv einen Tisch beim Tischerücken19. oder einen Schlüssel beobachtet, ob er sich nach dem Schlüsselverbiegen in einer Magie-Vorführung weiterbiegt, sieht man da möglicherweise ein Bewegung, die tatsächlich nachweislich nicht vorhanden war22..Vermeintliche und echte Heckenschützen in Krieg und Frieden
Wenn jemand sich gerade mitten im Krieg befindet und ständig Heckenschützen im Wald lauern, ist es der Situation angemessen, lieber hundert mal täglich wegen einer nicht vorhandenen Bedrohung in Deckung zu gehen als einmal einen der zehn wirklich vorhandenen Heckenschützen zu übersehen. Und wenn man den hundert vermeintlichen Bedrohungen nicht auch ausweicht, wird man von einer der zehn echten getötet werden, weil man sich zu viel Zeit nimmt, um die echte Gefahr zu erkennen.In einer friedlichen Umgebung, wo in den letzten zehn Jahren niemand erschossen wurde, wirkt dasselbe Verhalten absurd, denn es gibt die hundert vermeintlichen Bedrohungen noch immer, aber keine der echten. Man verschwendet nur seine Kräfte, wenn man alles, was oberflächlich an eine Gefahr erinnert, als Gefahr erkennt und danach handelt. Diesen Zustand nennt man Verfolgungswahn. Dies kann geschehen, wenn traumatische Erfahrungen nicht richtig aufgearbeitet wurden und deshalb der Körper immer noch im Kriegsmodus läuft, obwohl wir längst in ein sicheres Zuhause zurückgekehrt sind.
Allerdings kann durchaus auch ein oft gespieltes Spiel zu einer falschen Reaktion im realen Leben führen. So erzählte in einem Computerspielforum bei einer Diskussion darüber ob der oft gehörte Vorwurf, daß Computerspielen aggressiv machen würde stimmen würde, daß er ein Computerspiel spielen würde, in dem "Deckung!" das Signal sei, sich auf den Boden zu werfen, um den Schüssen von virtuellen Heckenschützen zu entgehen. Jedenfalls sei er mal durch Berlin gelaufen und jemand hätte "Deckung!" gerufen. Er hätte sich automatisch auf den Boden geworfen und wäre dann mit einem peinlichen Gefühl aufgestanden und hätte sich umgeschaut, ob ihn jemand bei dieser peinlichen Reaktion beobachtet hätte.
Von dem Menschen, der wegen einem Schatten oder einer ähnlichen häufigen Wahrnehmung hundert mal am Tag in Deckung geht, unterschiedet sich der Computerspieler allerdings in einem sehr wesentlichen Punkt: Mir ist es mein ganzes Leben noch nicht passiert, daß jemand auf offener Straße "Deckung!" gerufen hat und in der einzigen Situation wo so etwas häufiger vorkommt: beim Militär, ist genau das die richtige Reaktion. Er hat also im Spiel etwas gelernt, daß er in einer normalerweise nicht auftretenden Situation angewendet hat und da sich jemand einen Scherz erlaubt hatte, war es falsch gewesen. Daneben kann man davon ausgehen daß er zwar schnell reagiert hat aber, dabei keine Todesangst hatte.
Menschen, die in Kriegen schwer traumatisiert wurden, haben zu den Reaktionen wie in Deckung gehen auch die im Krieg gelernten Gefühle12..
Edgar Wunder stellte bei einer Fragebogenuntersuchung bei Volkshochschulvorträgen fest, daß die Qualität der Zeichnungen eines unter kontrollierten Bedingungen präsentierten UFO-Stimulus bei einmaligen Sichtern und Nicht-Sichtern gleich war, wer mehrfach UFOs gesehen zu haben meinte, konnte das Gesehene aber schlechter zeichnen23.. Wie gut man etwas malen kann, hängt wenig mit körperlicher Geschicklichkeit zusammen, deren Mangel man Notfall mit einem größeren Blatt Papier kompensieren kann und mehr damit, wie genau man sich bewußt ist, was man sieht. Malen lernen hat daher mehr mit genau hinsehen lernen und weniger mit dem Erwerb technischer Fähigkeiten zu tun.
VA169.1.2
Pferde malen lernen
Daher ist davon auszugehen, daß Leute, die öfter UFOs zu sehen meinen, meist das Gesehene weniger bewußt und genau wahrnehmen, ihre Wahrnehmungen deshalb häufiger nicht einordnen können und deshalb öfter etwas seltsames hineininterpretieren.
VB199.4.3
Unterschiede zwischen Leuten die schwer Erkennbares zu außerirdischen Raumschiffen erklären und solchen, die es nicht tun
Psychodelische Drogen können den Gestalterkennungsfilter über die Körperchemie so verstellen, daß ein ähnlicher Effekt auftritt.
O7.E3.2.3.2
Anomale Änderungen in den Einstellungen des Gestalterkennungsfilters bei LSD
Der Gestalterkennungsfilter muß also immer situationsgerecht eingestellt sein, um sinnvolles Handeln zu ermöglichen. Ist er das nicht, nehmen wir Dinge wahr, die nicht da sind und reagieren unangemessen auf die Situation.
Neben dem Ausfall des entsprechenden Gehirnbereiches gibt es auch andere mögliche Gründe, warum man Gesehenes nicht erkennen kann.
Ehemals Blinde, die nach einer Operation wieder sehen können, müssen erst einmal lernen, die gesehenen Bilder zu erkennen. Wenn sie also nach einer Operation nach Jahren der Blindheit plötzlich wieder etwas sehen, heißt das noch lange nicht, daß sie das Gesehene auch erkennen.20.; 21. S.293
O7.92
Ehemals Blinde, die wieder sehen, müssen neu lernen, Bilder auszuwerten
Marguerite Sechehaye beschreibt in ihrem "
Tagebuch einer Schizophrenen" die Erfahrungen aus einer Psychose. Sie beschreibt unter anderem, daß sie in einer Phase diese Psychose nicht in der Lage war, Menschen überhaupt zu erkennen. Warum in diesem Falle der Gestalterkennungsfilter nicht aktiv war, war meiner Erinnerung nach aus dieser Beschreibung nicht erkennbar.25.
Als ich sehr überreizt war, habe ich einmal die Kaffeekanne nicht erkannt, obwohl ich ziemlich genau wußte wo sie stehen mußte und sie auch gesehen habe. In diesem Fall war das Problem auf Überreizung zurückzuführen. Es ist als wäre das Bild - oder eigentlich der Erkennungsvorgang - mit zu vielen Störungen überlagert gewesen.
O7.E3.2.3.1
Wenn das Erkennen einfach nicht einrasten will
Dies ist Teil der ADHS-Symptomatik.
VA267.
Beispielgeschichte, Kersti: Vollkommene Erschöpfung durch
Nichtstun
Verdrängte traumatische Erinnerungen treten zunächst in Form von Flashbacks wieder in Erinnerungen. Neben Erinnerungsbildern aus den früheren Situationen können auch Geräusche, Geschmäcker, Gerüche, Gefühle, Schmerzen als Flashbacks wiedererlebt werden. Dies kann zur selben Zeit wie die Bilder auftreten - also als Film mit Geräuschen, Geschmack, Gerüchen, Gefühlen, Schmerzen. Die einzelnen Aspekte einer Erinnerung können aber auch einzeln als Flashback auftreten, beispielsweise als Schmerzen oder Gerüche ohne begleitetende Erinnerungsbilder.32.
Manche Glaubenssätze, die wir noch in unserem Unterbewußtsein tragen und wegen denen wir uns schlecht fühlen, erscheinen uns wirklich verrückt, sobald wir uns sie bewußt machen.
VB145.1.5.b1
Ein wirklich verrückter Satz
Wenn dieser Satz mit wirklich zentralen Problemen zusammenhängt, kann es zu einem regelrechten Highzustand führen, wenn man diese Überzeugungen losläßt.
VB48.
Das Therapiesitzungs-High
Gefühlsflashback: Im Falle von Verfolgungswahn ist es möglich, daß sich eine eigentlich harmlose Situation wie Lebensgefahr anfühlt, weil sie an eine vergangene lebensgefährliche Situation erinnert. Das kann beispielsweise an so harmlosen und unbedeutenden Details liegen, wie daß die augenblicklich gesehene Person ein gelbes T-Shirt an hat, wie der Täter es in der traumatischen Situation auch hatte.
Überzogene Wachsamkeit: Der Wachholder-Wilderer, bei dem die schlechte Beleuchtung es unmöglich machte, Wilderer rechtzeitig sicher von Büschen oder ähnlichem zu unterscheiden, im Verein mit der vermeintlichen Notwendigkeit, lieber einen Wilderer zu erkennen, wo keiner ist, als durch ihn erschossen zu werden, ist die wahrnehmungstechnische Variante, von einem Problem, das es auch auf der zwischenmenschlichen Ebene gibt.
O7.4.6.2
Der Wachholder-Wilderer: Das durfte ich keinem Menschen erzählen, denn das gäbe ein schönes Gelächter
O7.4.6.2
Vermeintliche und echte Heckenschützen in Krieg und Frieden
Auch im zwischenmenschlichen Bereich gibt es unklare Situationen, wo man nicht sicher beurteilen kann, ob etwas böse gemeint ist oder nicht. Je nach Ausmaß der Wachsamkeit interpretiert man unklare Situationen entweder als Gefahr oder als harmlos.
Beispielgeschichte, Kersti:Aufputschmittel: Wenn man Emotionen über die Körperchemie beeinflußt, kann das über die emotionale Schiene ebenfalls zu Verfolgungswahn führen. Aufputschmittel wie Kokain oder Ritalin bringen uns künstlich in den Kampf- oder Flucht-Zustand, der natürlicherweise bei Lebensgefahr entsteht. Wenn man solche Mittel nimmt, kann das bewirken, daß der Körper annimmt, daß wenn der Körper das Lebensgefahrprogramm startet, daß dann auch eine äußere Gefahr vorhanden sein müsse. So haben mir zwei Leute die öfter mit Menschen zu tun hatten, die Drogen nehmen, unabhängig voneinander erzählt, daß Leute, die Kokain nehmen, häufig Verfolgungswahn entwickeln würden. Auch die öfter zu lesende Behauptung, daß eine Ritalinbehandlung des Täters zu der Entstehung der Schoolshootings beigetragen hätte, könnte sich über diesen Mechanismus erklären lassen.Er hatte dann gedacht, daß er nicht wachsam genug gewesen sei und seither hatte er Verfolgungswahn
Bei einer Person, die mich anrief, wunderte ich mich, daß er auf alles extrem mißtrauisch reagierte und hinter jedem Satz, den ich sagte eine böse Absicht vermutete. Ich natte ihm jedes mal, wenn er so etwas sagte, meine wirklichen Gedanken und Absichten hinter den jeweiligen Worten. Nachdem das bestimmt eine halbe Stunde gegangen war, fragte ich ihn, warum er denn bei allem das Schlimmste vermutet."Ja. Ich habe Verwolgungswahn."
Ich fragte womit das denn begonnen hätte.
Er erzählte, daß er einmal ein Vorstellungsgespräch das Gefühl gehabt hätte, daß es eigentlich alles ganz harmos wäre und daß die betreffenden Lweute ihm gwegenüber wirklich bösartige absichten gehegt hätten. Er hätte dann gedacht daß er nicht wachsam genug gewesen sei und seither hätte er Verfolgungswahn.Nachdem das geklärt war, schien das Problem für ihn gelöst.
Feinstoffliche Wahrnehmungen: Es gibt aber auch Wahrnehmungen, die wie Verfolgungswahn wirken, bei denen es sich aber um feinstoffliche Wahrnehmungen handelt. In dem Fall sagt die Betroffene: "Du greifst mich feinstofflich an."
Derjenige, der das als Verfolgungswahn deutet, versteht aber "Du greifst mich irdisch an."
Da ein feinstofflicher Angriff etwas völlig andere ist als ein irdischer Angriff, liegt in dem Fall der Fehler bei dem, der dem Betroffenen fälschlicherweise Verfolgungswahn unterstellt.
Allerdings gibt es auch im Feinstofflichen im wesentlichen dieselben Gründe, weshalb man im Feinstofflichen Verfolgungswahn entwickeln könnte.
VA217.2.1.b1
Auffinden und zurückholen verschwundener Seelenanteile, Beispiel:
"Du greifst mich an!"
Im hier und jetzt nicht orientierte eigene und fremde Anteile: Eigentlich auf unser heutiges ich bezogen irrationale Ängste können auch entstehen, wenn ein Anteil der das jetzige Leben und die heutige Zeit nicht gut genug kennt integriert wurde und die Situation falsch interpretiert.
VA217.2.3
Die unverständliche Angst vor der Eisenbahn
Dasselbe kann auch im Zusammenhang mit Besessenheit auftreten.
F1120. C'her'amar:
Im Zug erzählte er nämlich von Schiffen, die offensichtlich wie Enten schwimmen konnten und Menschen an einem Ufer fressen, sie dann im Bauch haben, wenn sie zum anderen Ufer schwimmen und sie da dann wieder ausspucken
Verfolgungswahn als Verdrängungsmechanismus: Ein weiterer Grund sich zu fürchten ist eigentlich die Angst vor eigenen verdrängten Gefühlen.
F982. Ehon:
Andererseits fragt man sich sowieso, wieso die Vorstellung, eine Kontemplation machen zu müssen, so furchterregend ist, daß man sich lieber mit vier Rittern prügelt, als das mitzumachen
Allerdings sollte man die Gefahr, die davon ausgeht, auch nicht unterschätzen. Wenn zu viele verdrängte Inhalte auf einmal hochkommen, kann das zu einer Psychose führen.
F1149. Khar:
Als ich in den Raum kam, bettelte Miriam mich an, sie nicht in die Häckselmaschine zu werfen, sie würde auch hart arbeiten, um die Prüfungen zu bestehen
FI9:
Die mißglückte Ägyptische Einweihung als Heilmethode
Auch Drogenpsychosen beruhen letztlich darauf, daß durch eine Erfahrung mit einer Psychodelischen Droge zu viele verdrängte Erfahrungen hochgekommen sind und daß diese dann nicht richtig aufgearbeitet wurden.
VA82.
Psychodelische Drogen oder warum man Verdrängung nicht
gewaltsam aufheben darf
VB151.2.3
Eine Drogenpsychose als magische Einweihung in einem früheren Leben
Im Rahmen einer Psychose werden auch eigentlich irdische Wahrnehmungen auf seltsame Weise fehlinterpretiert.
VB151.2.1.b1
Eine Gedankenabhöranlage im Kühlschrank
VA169.1
Der Traum als Simulation der Realität
Das bewußte erfinden von Fantasiegeschichten unterscheidet sich vom Träumen dadurch, daß man dabei als Geschichtenerfinder auf seine vollen menschlichen Fähigkeiten und auf sein gesamtes Wissen zugreifen kann. Das im Traum erlebte ich entspricht in seinen Fähigkeiten eher der erfundenen Person in der Geschichte: es kann nur auf die Traumrealität zugreifen, wie die Figur der Geschichte nur die vom Erzähler erfundene Realität kennt und eventuelle Lücken und Fehler im erfundenen historischen Hintergrund nicht als solche erkennen kann.
Wie beim Schlafwandeln ist der Psychotiker in der Lage, sich sicher um Hindernissse herumzubewegen. Auch innerhalb einer Psychose kann man auf einem Schwebebalken langlaufen oder auf einen Baum klettern. Wenn der Psychotiker im Traum jedoch ein Monster sieht, das so gefährlich erscheint, daß es vernünftig wäre, aus dem Fenster zu springen, wenn das Monster real vorhanden wäre, springt er aus dem realen Fenster.
Allerdings ist nicht alles, was gerne als Psychose diagnostiziert wird ein in den Tag verschoberner Alptraum.
VB151.
Psychosen und feinstoffliche Wahrnehmung
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
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