Beispielgeschichte, Kersti: Die "böse" Verschwörungstheorie
Eines Tages stellte ich in einer Verschwörungsnewsgroup
(de.soc.verschwörung) die Theorie zur Diskussion, daß die
Fehler der Schulmedizin eventuell ja als Ausrottungsversuch an der
Bevölkerung gedacht sein könnten. - Es war mir nicht wirklich
ernst damit, ich wollte einfach nur schauen, ob neue Argumente für
oder wider diese Theorie auftauchen würden.
Daraufhin ging ein anderer Teilnehmer der Diskussion dort hoch wie eine
Rakete. Ich wußte vorher nicht einmal daß sie irgendetwas mit
Schulmedizin zu tun hatte. Ich probierte alle Tricks, die mir einfielen
um sie wieder auf die sachliche Diskussionseben runterzubringen und dazu
noch alle Tricks, die mir einfielen, damit ich diese sachliche ebene
selber nicht verließ, von vorne bis hinten durch. Beides ist mir
nicht gelungen. Ich war nur absolut verblüfft über die Wirkung, die ich
ausgelöst hatte - und daß sie nicht wieder auf den Boden zu bringen war.
Ich konnte einfach nicht glauben, daß es unmöglich war, normal mit ihr zu
reden. Ich habe es auch noch nicht erlebt, daß jemand einen solchen Sturm
an Beschimpfungen losgelassen hat. - Und nicht wieder damit aufgehört
hat. Sie hat erstaunlich treffsicher jedes Knöpfen gefunden, das ich
irgendwo noch hatte, ohne es zu wissen. Dann hat sie draufgedrückt und
fand sich schrecklich ungerecht behandelt von mir "unmöglichem Mensch".
Ich jedenfalls fand keine Lösung... - was sicherlich mit daran lag,
daß ich ständig zwischen absolutem Unglauben und Wut hin und
herschwankte.
Die Bedeutung der Medizin
Medizin ist ein wichtiges Thema, da es dabei ja um Menschenleben geht. - Also geht das
gefühlsmäßig für jeden anständigen Menschen sehr
tief und löst heftige Reaktionen aus.
Wenn allerdings ein solches Chaos entsteht, wie ich oben beschrieben habe, steht da noch mehr dahinter.
Faktor 1: Naturheilkundliches versus schulmedizinisches Weltbild
Durch das Heilpraktikergesetz, das neben den wissenschaftlich ausgebildeten Ärzten auch Laien mit einer umfassenden schulmedizinischen Grundbildung die Ausübung der Heilkunde erlaubt, gibt es zwei Gruppen von Menschen, die heilkundlich praktizieren. Die Verwendung von verschreibungspflichtigen Medikamenten und die behandlung von meldepflichtigen Infektionskrankheiten ist dem Heilpraktiker verboten. Hinzu kommt das fast nur Ärztliche Leistungen durch Krankenkassen bezahlt werden.
Dadurch entsteht die Situation, daß Heilpraktiker mit dem schulmedizinischen Teil ihrer Ausbildung praktisch nur wenig anfangen können: Hier ist der Arzt besser ausgebildet und wesentlich billiger für den Patienten. Sie müssen sich also auf das spezialisieren, das aus irgendeinem Grunde von der Schulmedizin vernachlässig wird.
Die Schulmedizin vernachlässigt hauptsächlich zwei Sorten von Problemen:
- Dinge die wissenschaftlich noch nicht sinnvoll erforschbar sind, da sie zu komplex sind oder weil das Grundlagenwissen, das vor der Erforschung des Themas erarbeitet werden müßte, noch nicht wissenschaftlich erforscht ist
- Dinge die zu erforschen zu teuer wäre oder deren Erforschung sich wirtschaftlich nicht lohnt, da die erforschende Firma kein Monopol auf die Vermarktung ihres Forschungsergebnisses hätte. Es kommt auch vor, das wissenschaftliche Forschung gezielt unterdrückt wird, da sie den wirtschaftlichen Interessen einer oder mehrerer großer Firmen entgegensteht.
Damit ist die Naturheilkunde aber weitgehend auf Wissen angewiesen, das auf einer vorwissenschaftlichen Kulturstufe stehengeblieben ist und das deshalb - selbst in den Fällen wo dieses Wissen in der Anwendung zuverlässig und weitaus wirkungsvoller als die aktuellen schulmedizinischen Methoden ist - dem Wissenschaftler schwammig und nicht ausreichend belegt erscheinen muß.
Faktor 2 - die Vorsicht der vernünftigen Leute
Vernünftige Leute mit medizinischen Verschwörungstheorien, sind meist klug genug,
eine solche Theorie nicht gerade im Krankenhaus der Krebsforscherin zu
präsentieren. - Schon aus Sicherheitsgründen. Derjenige
könnte ja hochgehen wie eine Rakete - und selbst wenn er nachher sein
Bestes tut, führt Aufregung leicht zu Fehlern.
Abgesehen davon gehen Leute, die ein einigermaßen fundiertes Wissen
über Naturheilkunde haben, seltener zum Arzt - wegen Nichtigkeiten
sowieso nicht, in vielen Fällen ist es besser sie gar nicht zu
behandeln, ehe man es mit Schulmedizin versucht, weil sie von alleine
heilen und eine naturheilkundliche Behandlung ist in solchen Fällen meist sowieso
wirkungsvoller. Schwerere Erkrankungen sind seltener, wenn man
vernünftig mit seinem Körper umgeht.
Ich war das letzte mal vor etwa zwei Jahren beim Arzt. Ich wollte einen
Schnitt über dem Auge genäht bekommen.
Bei denen, die sich gut überlegen, was sie tun, und auf Anzeichen daß es nicht funktioniert rechtzeitig reagieren, wird es meist funktionieren. Entweder wirkt die angewendete naturheilkundliche Methode oder man sieht daß sie nicht wirkt und reagiert rechtzeitig, wenn etwas schief läuft. Nur wer auf Teufel komm raus trotzdem weitermacht, wenn es nicht funktioniert wird von dem "rechtgläubigen Schulmediziner" dann als Anhänger der Naturheilkunde wahrgenommen.

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