erste Version: 4/2006
letzte vollständige Überarbeitung: 6-7/2016
letzte Bearbeitung: 6/2017

VA238.

Ist ADHS eine Krankheit?

Inhalt

Übergeordnete Artikel:
VA114. Kersti: Wie Denken funktioniert
Dieser Artikel:
VA238.1 Kersti: Das subjektive Erleben bei ADHS
VA238.1.1 Kersti: ADHS: Wie man sich fühlt wenn man gar nichts hinbekommt
VA238.1.2 Kersti: ADHS: Wie man sich fühlt, wenn man Routineaufgaben vergleichsweise gut hinbekommt
VA238.1.3 Kersti: ADHS: Wie man sich beim Hyperfocussieren fühlt
VA238.1.3 Kersti: Ich habe das Internet noch nicht fertiggeschrieben!
VA238.1.4 Kersti: Hyperaktivität: Wenn man nicht stillsitzen kann
VA238.1.4 Kersti: Daß ich nicht als hyperaktiv aufgefallen war, lag nicht daran, daß ich nicht hyperaktiv gewesen wäre
VA238.1.5 Kersti: ADHS: Heftige Überreaktionen auf mittelstarke plötzliche Reize
VA238.1.6 Kersti: ADHS: Wahrnehmungen, wo andere nichts wahrnehmen und Schmerzen und Erschöpfung durch schwache Dauerreize
VA238.1.6 Kersti: "Wenn eine Mücke auf der Haut landet, spürt man nichts." - "Wie bitte?!?"
VA238.1.6 Kersti: Kaum lag die Bettwäsche nicht mehr auf der nackten Haut, waren die Schmerzen weg
VA238.1.7 Kersti: ADHS: Gefühlsschwankungen
VA238.2 Kersti: Hochsensibilität kann zu auf mißlungener Anpassung beruhenden Krankheitsbildern wie ADHS, Autismus und Helfersyndrom führen, ist aber auch mit körperlicher und geistiger Gesundheit vereinbar
VA238.2.1 Kersti: ADHS und die genetische Veranlagung dazu
VA238.2.2 Kersti: ADHS als Dauerstreßfolge
VA238.2.3 Kersti: Autismus: Hochsensible auf dem Rückzug
VA238.2.4 Kersti: Helfersyndrom: Hochsensible, die in der Kindheit als Therapeuten mißbraucht wurden
VA238.2.5 Kersti: Gesunde Hochsensible: Es geht auch anders!
VA238.3 Kersti: Der gesellschaftliche Nutzen von ADHS
VA238.3.1 Kersti: Evolutionsstabile Genhäufigkeiten: ADHS ist zu häufig, als daß es nutzlos sein könnte
VA238.3.2 Kersti: Vorteile von ADHS: Kreativität, Intuition, Synthetisches und vernetztes Denken
VA238.3.3 Kersti: Der zerstreute Professor
VA238.3.4 Kersti: Der überdrehte Künstler
VA238.3.5 Kersti: Der feinfühlige Psychologe
VA238.3.6 Kersti: Der Hellsichtige
VA238.4 Kersti: Sinnvoller Umgang mit ADHS
VA238.4.1 Kersti: Das Krankheitgefühl bei ADHS und was man dagegen tun kann
VA238.4.2 Kersti: Sinnvoller Umgang mit Stimmungsschwankungen
VA238.4.3 Kersti: Sinnvoller Umgang mit Ablenkbarkeit
VA238. Kersti: Quellen

 
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1. Das subjektive Erleben bei ADHS

Im Folgenden schildere ich wann immer möglich selbst erlebte Beispiele, nicht, weil es keine anderen gäbe, mit denen man dasselbe belegen kann, sondern weil ich die Literatur mit neuen, zusätzlichen Beispielen für die ADHS-Symptomatik bereichern will.
VA272. Kersti: Wenn meine Beispiele alle von mir handeln - heißt das etwa, daß ich selbstbezogen bin?
Parallelbeispiele für praktisch alle von mir geschilderten Gedanken und Gefühle finden sich beispielsweise in den Büchern von Doris Ryffel-Rawak1..

 
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1.1 Wie man sich fühlt wenn man gar nichts hinbekommt

Ob ein ADHSler morgens oder abends am leistungsfähigsten ist, hängt sicherlich nicht davon ab, ob er ADHS hat. Bei mir persönlich waren aber die ADHS-Symptome morgens am Schlimmsten, ich fühlte mich, als hätte ich eins auf den Kopf bekommen, wenn mich jemand fragte ob ich Tee oder Kaffee will, reichte das, damit ich nicht mehr wußte, was von beiden ich mir gerade hatte nehmen wollen und jedes an mich gerichtete Wort war zu laut.
VA14. Kersti: Wie es sich anfühlt ein Morgenmuffel zu sein...
Eine andere Beschreibung, wie man sich fühlen kann, wenn die ADHS-Symptomatik besonders stark ist, ist Folgende:
O7.E3.2.3.1 Kersti: Wenn das Erkennen einfach nicht einrasten will
Außerdem machen meine Gedanken die erstaunlichsten Ausflüge zu anderen Themen.
VA265.1.2 Kersti: Wandernde Gedanken
Routineaufgaben sind, wenn sich die ADHS-Symptomatik gerade besonders stark zeigt, nicht etwa langweilig sondern furchtbar anstrengend und frustrierend.
VA274. Kersti: 2. Ein ADHSler langweilt sich nicht, wenn er eine "langweilige Routinearbeit" erledigt
VB88.1 Kersti: ADHS: Das einfache ist schwierig und das schwere ist einfach

Kurz zusammengefaßt habe ich dann, wenn ich eine starke ADHS-Symptomatik habe, diverse unangenehme Gefühle und Selbstwahrnehmungen.

 
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1.2 Wie man sich fühlt, wenn man Routineaufgaben vergleichsweise gut hinbekommt

Neben den Zeiten, wo ich mich besonders schlecht gefühlt habe, gab es immer auch Zeiten, in denen ich mich besonders gut gefühlt hatte. Gut heißt, daß in meinen Gedanken verhältnismäßige Ruhe herrschte, ich Störendes automatisch zur Seite geschoben habe und diese innere Ruhe auch genossen habe.

Meine Gefühle sind dann fließend und weich und stellen einen unglaublichen Reichtum dar. Jede Kleinigkeit fühlt sich ein wenig anders an. Es gibt viele unterschiedliche Arten von Freude. Interesse kann sich sehr unterschiedlich anfühlen, je nachdem wodurch es erregt wird und wie ich mich mit dem Gegenstand des Interesses beschäftige. Es gibt tausenderlei Arten von sich befriedigt fühlen.
VA274. Kersti: 1. Gefühle sind viel heftiger und unterschiedlicher als sie beschrieben werden können

In diesem Zustand kann man Routinarbeiten erledigen, ist also konzentrierter als sonst, aber diese Arbeiten sind so monoton strukturiert, daß man dabei nicht in diesem Zustand bleibt. Sie rufen disharmonische Gefühle hervor, sind also nicht im eigentlichen Sinne des Wortes langweilig sondern regelrecht unangenehm, störend. Sie engen das Empfinden auf Bahnen ein, die sich nicht gut anfühlen, man hatt das Gefühl gegen Wände und Hindernisse zu rennen, man fühlt sich eingesperrt.

Umgekehrt kann Meditation, wenn man bestimmte Musik macht oder hört, ein längerer Aufenthalt alleine in der Natur, wenn man sicht träumerisch entspannt in eine komplexe vernetzte Aufgabenstellung vertieft diesen angenehmen Zustand hervorufen. Auch wenn ich bestimmte Bücher lese, kann ich dadurch in diesen Zustand kommen.

Aus diesem entspannten träumerischen Zustand bin ich leicht auch durch geringe Störungen herauszureißen. Ich kann ihn nur beibehalten, wenn ich meine Gefühle sorgfältig lenke.

Die Übergänge zum Hyperfocussieren sind aber fließend, es gibt alle Zwischenstufen.

 
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1.3 Wie man sich beim Hyperfocussieren fühlt

Wenn ein ADHSler sich so sehr auf eine Tätigkeit konzentriert, daß er die ganze Welt nicht mehr wahrnimmt - nennt man das Hyperfocussieren. Von diesem entspannten träumerischen Zustand, wo die Gefühle einen unendlichen, aber subtilen Reichtum darstellen, ist beim Hyperfocussieren die Gefühlsintensität hoch. Entweder steht man unter Druck, etwas schnell fertigbekommen zu müssen, die Arbeit ist extrem interessant und spannend, oder man findet sie sehr wichtig. Es können aber auch mehrere dieser Gründe zusammenkommen. Beim Hyperfocussieren ist man also aus mindestens einem Grund hoch motiviert.

Wenn man hyperfocussiert, ist man so konzentriert, daß man den Rest der Welt kaum noch wahrnimmt.
VA265.1.4 Kersti: Wenn ich lese: "Erde an Kersti ..."
Das worauf man sich konzentriert, wird aber erstaunlich verstärkt, was durchaus negative Konsequenzen haben kann.
VA265.1.4 Kersti: Hyperfocussieren als Ursache der subjektiv empfundenen zu großen Lautstärke

Auch beim Schreiben meiner Internetseite hyperfocussiere ich.

Beispielgeschichte, Kersti:

Ich habe das Internet noch nicht fertiggeschrieben!

Das Hypertextformat - Texte, die im Text Verweise (Links) zu anderen Textstellen enthalten - faszinierte mich, seit ich ihm zum ersten mal in gedruckter Form begegnete. In gedruckter Form deshalb, weil zur damaligen Zeit Computer noch sehr teure Geräte waren, mit denen sich nur besonders technisch interessierte Jungen befaßten.

Ich las aber ein Buch, wo man - wie bei meiner Zauberschloßgeschichte - ein Stück weit lesen konnte und sich dann entscheiden konnte, wo man weiterliest. Mich interessierte das Konzept und ich schrieb verschiedene Geschichten dieser Art, von denen die Größte mein Zauberschloß ist.
10000: Kersti: Das Zauberschloß
Beim Schreiben war mir die gesamte vernetzte Struktur der Internetseite gegenwärtig, um die genaue Nummer der einer bestimmten Textstelle im Buch wiederzufinden, habe ich mir die Internetseite aber mit zehn Graphiken wie der Folgenden notiert.
Kersti: Blatt 1: Silberschlangenreiter
Während ich so arbeitete, hatte ich ein wunderbares fließendes Gefühl, verfolgte geistig normalerweise mehrere verschiedene Wege parallel nach und genoß dieses spielerische in der Geschichte herumdenken.

Nachdem ich Abitur gemacht hatte, machte ich eine Lehre und trat einem Fantasyfanclub zu Darkover bei - ein triftiger Grund, sich mit dem Computer meines Bruders zu befassen, um die Texte in eine ausreichend gute Form zu bringen, daß man sie kopieren kann. Als ich auszog, kaufte ich mir selber einen Computer zum Schreiben und als später mein mann für Idee und Bewegung kurze Zeit die Internetseite machte, sah ich daß das Internet genau das war, was ich machen wollte. Ich begann also im Jahr 2000, indem ich auf einem Computer, der nicht ans Internet angeschlossen war, arbeitete, meine Internetseite zu veröffentlichen und von meinem Mann hochladen zu lassen. Kurz darauf besorgte ich mir einen Computer, mit dem ich ins Internet gehen kann.

Ich überlegte, wie ich vorgehen mußte, um nicht ständig an einen toten Punkt zu kommen oder mich an irgendeiner Stelle selbst zu blockieren und tat folgendes:
Ich beschloß die über hundert angefangenen - und die selteneren fertigen Texte, die ich für Idee und Bewegung geschrieben hatte und in kurze Abschnitte aufzuteilen, die ich einzeln so weit fertigstellte, daß sie nur einen Gedanken oder eine Idee erklärten und begründeten und jeden Abschnitt einzeln auf eine Seite zu setzen. Dann verlinkte ich sie mit diversen Hintergrundinformationen und möglichen Fortsetzungen.

Heute wie damals arbeite ich mit mindestens zwei nebeneinanderliegenden Fenstern. Das eine ist ein Textfenster in dem ich HTML im Urtext schreibe - also für einen Absatz ein in spitze Klammern gefaßtes p in den Text einfüge - und einem Browserfenster, in dem ich das Ergebnis prüfe. Wenn ich dann beim Arbeiten an einen toten Punkt komme, lese ich mir also den Text am Browser durch, denke darüber nach, lande bei einem anderen Aspekt des Themas, klicke den entsprechendn Link im Browserfenster an und übergebe den Text an das Textverarbeitungsprogramm.

Von dem Augenblick an, als ich meine Arbeit so organisiert hatte, hörte ich in meiner Freizeit gar nicht mehr auf an meiner Internetseite zu arbeiten. Es machte alles soo einen Spaß, war unglaublich spannend und faszinierend. Vor meinem inneren Auge hatte ich die vernetzte Struktur meiner Internetseite und schuf die Verknüpfungen so, daß sie mein denken bestmöglich abbildeten. Meine verschiedenen Interessen trieben mich von meiner Internetseite zu immer neuen Internetrecherchen, die mich umgekehrt dazu bewegten, an meiner Internetseite weiterzuarbeiten und wenn ich an einer Stelle nicht weiterkam, war ich innerhalb von Sekunden an einer anderen spannenden Stelle gelandet.

Wenn ich dann mit meinem Mann darüber geredet habe, meinte ich immer scherzhaft: "Ich kann noch nicht aufhören, ich habe das Internet noch nicht fertiggeschrieben!"

Laut den Forschungen, die Autor: Mihaly Csikszentmihalyi in seinem Buch " Buch: Flow" beschreibt, fühlen sich tatsächlich alle Menschen am Besten wenn sie bei ihrer Arbeit voll beschäftigt und im Fluß sind12.. Allerdings gehe ich aus mehreren Gründen davon aus, daß ADHSler, wenn sie im Flow sind und dabei hyperfocussieren noch wesentlich intensivere Gefühle haben als die meisten Menschen und für Außenreize wesentlich weniger ansprechbar sind. Außerdem bin ich der Ansicht, daß ADHSler beim Hyperfocussieren auf Reserven zugreifen, die normale Menschen nur bei Lebensgefahr aktivieren können.

Gründe für diese Ansicht sind:
Ich habe - obwohl ich nur deshalb gearbeitet habe, weil ich es interessant und wichtig fand und ich nicht unter Zeitdruck stand - mich für meinen Heilpraktikerschein so überarbeitet, daß zu psychosomatischen Folgen führte.
VA265.1.1 Kersti: Hyperfocussieren: Mein Heilpraktikerschein
Bei derselben Gelegenheit war ich so schnell, daß andere dieses Tempo schlicht für unmöglich hielten.

Vergleichbares erzählte mir eine andere Person am Telefon, die für ein Projekt, das sie persönlich interessierte, eine komplexe Internetseite in Flash programmiert hatte. Als sie Fachleuten im Rahmen einer Bewerbung davon erzählte, daß sie dafür nur vier Wochen gebraucht hatte, wurde ihr das schlichtweg nicht geglaubt. Es sei völlig unmöglich das in der Zeit zu schaffen, für so etwas würden mehrere Programmierer zusammen Monate brauchen.
Beides, Leistungen die einem unter normalen Umständen unmöglich vorkommen und ein Abschalten der üblichen Überlastungswarnungen des Körpers sind aus Lebensgefahrerfahrungen bekannt.
O7.C4 Kersti: Lebensgefahr-Erfahrungen

Sowohl an meine Lebensgefahrerfahrungen als auch an Zeiten in denen ich hyperfocussiert habe, denke ich gerne zurück, weil ich mich in beiden Fällen sehr strahlend gut gelaunt und vollständiger als sonst gefühlt habe. Bei den Lebensgefahrerfahrungen war das noch intensiver als beim Hyperfocussieren.
VB85. Kersti: In lebensgefährlichen Situationen fühlt man sich wunderbar
Während ich nicht die Absicht habe, eine Lebensgefahrerfahrung bewußt hervorzurufen, achte ich beim Hyperfokussieren nur streng darauf, daß ich ein Mindestmaß an Pausen mache, damit ich nicht davon krank werde, bemühe mich aber so etwas möglichst oft zu erleben.

 
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1.4 Hyperaktivität: Wenn man nicht stillsitzen kann

Die Fachleute unterscheiden zwischen einem Träumeertyp und einem hyperaktiven Typ der ADHS. Ich gehe davon aus, daß alle Kinder mit ADHS die Neigung zu Hyperaktivität haben. Das hat zwei Gründe. Zum zähle ich selber zum Träumertyp, kann aber aus der Innenperspektive durchaus erkennen, daß ich mich bewege, um ein unangenehmes Gefühl abzubauen. Zum zweiten führe ich - wie ich weiter unten schreibe - ADHS auf einen Dauerstreßzustand zurück, die auf Hochsensibilität in Verbindung mit weiteren Stressoren wie Schule zurückgeht. Bewegung trägt bei allem Menschen, nicht nur bei ADHSlern zum gesunden Streßabbau bei11. S.35f.

Beispielgeschichte, Kersti:

Daß ich nicht als hyperaktiv aufgefallen war, lag nicht daran, daß ich nicht hyperaktiv gewesen wäre

Da ich nie dadurch aufgefallen bin, daß ich nicht stillsitzen kann und in der Schule immer gemalt habe, um im Unterricht nicht völlig in Traumwelten abzudriften, zähle ich eindeutig zum Träumertyp. Nichtsdestotrotz konnte ich in der Schule nicht stillsitzen. Wenn ich tatsächlich völlig still gesessen habe, hat es mich im Kniegelenk so gejuckt, daß ich einfach das Bein bewegen mußte. Oder es war da ein inneres Kribbeln, richtig körperlich, daß ich mich einfach bewegen mußte. Wenn ich tatsächlich stillgehalten habe, wurde das innere Kribbeln oder Jucken schließlich so schlimm, daß ich es nicht mehr ausgehalten habe und mich doch bewegt habe.

Daß ich nicht als hyperaktiv aufgefallen war, lag also nicht daran, daß mir die Neigung dazu gefehlt hätte. Es lag daran, wie ich damit umgegangen bin. Wenn ein Schüler ständig mit den Fuß wippt, mit einem Stift auf dem Tisch klopft, mit den Beinen wackelt und Ähnliches, wirkt das sozial, als wolle er den Lehrer - oder die Mitschüler - damit antreiben. Entsprechend macht das den Lehrer selbst dann nervös, wenn er weiß, daß der Schüler es einfach nicht aushält stillzusitzen. Wenn ich mich bewegt habe, um die innere Spannung abzubauen, habe ich darauf geachtet, daß das sozial wie eine Beschäftigung mit mir selbst wirkt und keinen Krach macht. Ich habe mir kleine Zöpfe in Haarstränen geflochten und sie wieder aufgemacht, ich habe gemalt, ich habe mit meinen Fingern gespielt und Ähnliches. Bei all diesen Sachen bewegt man sich durchaus und baut damit dieses störende Kribbeln ab. Die Mitmenschen fühlen sich dadurch nur nicht ständig unterschwellig unfreundlich angesprochen.

 
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1.5 Heftige Überreaktionen auf mittelstarke plötzliche Reize und Gefühlsschwankungen

Gelegentlich kommen mir Geräusche vor, als lägen sie weit oberhalb der Schmerzgrenze, wenn sie tatsächlich eher mittelmäßig laut sind.
VB86. Kersti: Autofahren ...
VA265.1.3 Kersti: Zahlenkaiser: Die Stimme des Lehrers hat mir buchstäblich wehgetan
Diese Phänomen ist weder rein körperlich bedingt noch rein psychisch, sondern es interagieren körperliche und psychischen Faktoren miteinander. Das heißt aber nicht, daß sich der Betreffende anstellt oder im üblichen Sinne des Wortes in etwas hineinsteigert. Es ist eher so, daß das Nervensystem auf eine Beeinflussung durch die Psyche des Betroffenen stärker reagiert als normal und daß man dadurch zu leicht in einen Bereich gerät, in dem sich das Nervensystem sozusagen selbst überfordert. Es ist als sollte man ein Auto mit einem Lenkrad lenken, das wenn man das Lenkrad einen Millimeter bewegt die Räder gleich heftig zur Seite lenkt: Man kann die Hände gar nicht so still halten daß das Auto keine wilden Schlenker fährt. Wenn dann noch - sagen wir mal aus Erschöpfung - die Hände zittern hat man ein echtes Problem!
VA265.1.4 Kersti: Hyperfocussieren als Ursache der subjektiv empfundenen zu großen Lautstärke
VA265.3.3 Kersti: Wenn mich jemand mitten in einem Lied unterbricht, zerreißt mir das das Herz und sie behauptete ernsthaft, solche Empfindungen gäbe es nicht

Wenn sich ein nicht besonders lauter Befehlston anhört, als würde es sich um Lärm oberhalb der Schmerzgrenze handeln oder jedes Wort so schrill klingt, daß man davon Kopfschmerzen bekommt, dann reagiert man mit Schockstarre oder Wutausbrüchen, als wäre das Geräusch tatsächlich so laut, wie es einem subjektiv erscheint. Heftige Gefühlsschwankungen treten aus diesem Grund oft bei geringen Anlässen auf, und können kaum bewältigt werden, ohne daß man ihnen Ausdruck verleiht.
VA274. Kersti: 1. Gefühle sind viel heftiger und unterschiedlicher als sie beschrieben werden können

 
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1.6 Wahrnehmungen, wo andere nichts wahrnehmen und Schmerzen und Erschöpfung durch schwache Dauerreize

Beispielgeschichte, Kersti:

"Wenn eine Mücke auf der Haut landet, spürt man nichts." - "Wie bitte?!?"

In einer Zoologievorlesung an der Uni erfuhr ich etwas erstaunliches. Der Professort sagte nämlich:
"Eine Mücke hat so dünne Beine. Wenn sie auf der Haut landet, merkt man davon nichts, bis sie zusticht und der Stich zu jucken beginnt."
"Wie bitte? Aber das stimmt doch gar nicht! Klar, wenn eine Fliege landet, spürt man jedes der sechs Beine einzeln. Aber eine Mücke bemerkt man doch auch!" dachte ich.

Auf der nächsten mehrwöchigen Wanderung beobachtete ich mich wegen der Mücken besonders aufmerksam. Da es durch die Mecklenburgische Seenplatte ging, wo es viele Mücken gibt, ging das auch besonders gut, schließlich war ich bei jeder Pause erst einmal damit beschäftigt eine ganze Weile Mücken zu jagen, ehe ich schließlich genug erwischt hatte, um halbwegs in Ruhe essen zu können.

Ja, tatsächlich. Ich spüre die Mücken beim landen und zwar zuerst, wie der leichte Luftzug entweder die Haut leicht kühlt oder eines der Härchen auf dem Arm bewegt und wenn sie landet, spüre ich zwar nicht jedes Bein einzeln wie bei einer Fliege, aber ein leichtes Kitzeln, weil eines von den sechs Beinen doch einen Nerv erwischt hat, spüre ich schon jedes mal. Häufig ist es auch so, daß ich das zuerst spüre und erst dann hinschaue und sehe, daß da eine Mücke ist, die mich stechen will.

Wenn der Professor ernsthaft behauptet, daß Menschen so etwas nicht spüren, ist das wohl zumindest bei ihm so. Und wenn er übezeugt ist, daß andere es auch nicht spüren, hat er wohl noch zwei drei andere gefragt.

Schwache Reize, die den meisten Menschen wie fast nichts erscheinen, nimmt der ADHSler oft als entnervende Störung wahr. So reicht das Lüftergeräusch meines Computer aus, damit ich mich nicht mehr in dem Raum ausruhen kann, in dem der Computer läuft.
VA267. Kersti: Beispielgeschichte, Kersti: Vollkommene Erschöpfung durch Nichtstun
Störende Wahrnehmungen können auch in Schmerz umschlagen.

Beispielgeschichte, Kersti:

Kaum lag die Bettwäsche nicht mehr auf der nackten Haut, waren die Schmerzen weg

Ich schlafe, wenn ich zuhause bin, nackt in meinem Bett.

Ich zog neu gekaufte Bettwäsche auf mein Bett, deren Stoff nicht glatt war sondern Millimetergroße Wellen hatte. Dann legte ich mich hin und zog die Bettwäsche über mich. Innerhalb von Sekunden begann die gesamte Haut wie Feuer zu brennen. Zunächst war ich einfach nur sauer, weil mich dieses blöde Ding am schlafen hinderte, wo ich doch so müde war und wollte nicht noch einmal die Bettwäsche wechseln, aber es war so unerträglich, daß mir gar nichts anderes übrig blieb. Also suchte ich andere Bettwäsche raus und bezog das Bett neu.

Kaum lag die Bettwäsche nicht mehr auf der nackten Haut, waren die Schmerzen weg.

Ich habe, so weit ich das weiß keine Allergien auf Stoffe oder Chemikalien, mit denen sie behandelt worden sein könnten. Dazu ging auch das verschwinden der Schmerzen zu schnell, denn Chemikalien wären ja nach dem Abziehen der Bettwäsche immer noch in Spuren auf der Haut gewesen. Wegen der Geschwindigkeit der Reaktion war ich mir sicher, daß die Reaktion nicht chemisch sondern über ein Auswertungsproblem, das mein Nervensystem hatte, vermittelt worden war. Das Nervensystem hatte nicht entscheiden können, ob da nun Stoff auf der Haut liegt, wie stelle A sagt oder nicht, wie die Stelle B direkt daneben sagt, also geriet es in Panik und begann laut zu schreien - wenn man Schmerzen als Schreien bezeichnen kann.

Doch war nicht die einzige Gelegenheit wo mir Dinge wehgetan haben, die anderen nicht wehtun. Morgens nach dem Aufstehen oder wenn es mir aus anderen Gründen besonders schlecht geht, tut mir künstliches Licht buchstäblich weh.

In meiner gesamten Schulzeit habe ich mich immer dann, wenn ich aus der Schule nach Hause kam, so zu Tode erschöpft gefühlt, daß ich mich zu nichts mehr aufraffen konnte, was irgendwie anstrengend war. Da die chronische Überreizung durch den allgegenwärtigen Lärm in der Schule nicht als Ursache dafür erkannt wurde, wurde mir deshalb Faulheit unterstellt.
VA274. Kersti: 3. Erschöpfung wird als Faulheit deklariert
Daß tatsächlich geringfügige Störungen zu völliger Erschöpfung führen können, zeigte sich besonders in folgenden Beispiel.
VA267. Kersti: Beispielgeschichte, Kersti: Vollkommene Erschöpfung durch Nichtstun
Außerdem kann dadurch der Körper erheblich überfordert werden, was zu einem Krankheitsgefühl oder langanhaltenden Erschöpfungszuständen führt.
VA274. Kersti: Beispielgeschichte, fremd: Wenn ich Ritalin nehme, bin ich Abends nicht so furchtbar erschöpft

 
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2. Hochsensibilität kann zu auf mißlungener Anpassung beruhenden Krankheitsbildern wie ADHS, Autismus und Helfersyndrom führen, ist aber auch mit körperlicher und geistiger Gesundheit vereinbar

Im ersten Abschnitt habe ich beschrieben, daß der ADHSler hoch sensibel auf diverse teilweise sehr schwache Reize reagiert. Er zählt also zu der Gruppe der hochsensiblen Menschen.
VB202. Kersti: Hochsensibilität
ADHS ist aber nur eine von mehreren Möglichkeiten, wie sich Hochsensibilität im Alltag eines Menschen zeigen kann.

 
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2.1 ADHS und die genetische Veranlagung dazu

ADHS hat eine starke genetische Komponente. In einer Zwillingsstudie mit 127 eineiigen und 111 zweieiigen Zwillingen kam heraus: Wenn ein eineiiger Zwilling ADHS hat, hat der andere in 51% der Fälle auch ADHS. Wenn ein zweieiger Zwilling ADHS hat, hat der andere in 33% der Fälle auch ADHS. Dagegen ist die Prävalenz von ADHS in der Gesamtbevölkerung je nach Autor 3-10%. Wie bei den meisten erbbedingten psychischen Störungen liegt die Prävalenz von ADHS bei denen mit der entsprechenden Veranlagung nur bei etwa 50% - das heißt die Umwelt spielt bei der Entstehung des Krankheitsbildes ebenso eine Rolle wie die Veranlagung.13. S.407ff

Konsequenterweise lassen sich bei ADHSlern diverse Unterschiede im Stoffwechsel zu normal veranlagten Personen nachweisen, die sich auch auf die Gehirnentwicklung auswirken.9. S.32-35, 13. S.407ff

Im Ultrakurzzeitgedächtnis werden 97% der aufgenommenen Daten gelöscht, im Kurzzeitgedächtnis werden hiervon wiederum 90% geläscht, es bleiben also nur 0,3% der aufgenommenen Daten übrig9. S. 33. Die wesentliche Folge der Unterschiede zwischen ADHSlern und durchschnittlicher veranlagten Menschen ist, daß bei ADHs ein geringerer Anteil der Daten ausgefiltert werden. Deshalb kann das Nervensystem überreizt werden oder unwichtiges wichtiges überlagern, Folgen: Vergeßlichkeit, Erschöpfung, Konzentrationsmangel.9. S.32-35

 
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2.2 ADHS als Dauerstreßfolge

Autor: Sarina J. Grosswald belegt, daß die Folgen von Dauerstreß, den Symptomen von ADHS nahezu vollständig entsprechen. Außerdem belegt sie, daß diverse denkbare Streßursachen für Kinder das Risiko, ADHS-Symptome zu entwickeln erhöhen10.. Wenn man das mit der bekannten Tatsache zusammenbringt9. S.32-35, daß das Nervensystem von ADHSlern weniger Daten ausfiltert, ist neben den großen Streßursachen wie Scheidung, Streit zwischen den Eltern und Ähnliches, Dauerstreß durch Überlastung mit unbedeutenden Reizen eine zweite Teilursache. Das entspricht ziemlich genau meiner Beobachtung, warum nach einer Phase wo diese Symptome fast nicht mehr vorhanden waren, in meinem Studium sämtliche ADHS-Symptome wieder aufgetaucht sind.
VA152.3 Kersti: ADHS: Studieren macht mich krank und ich hatte guten Grund, die Schule so zu hassen

Autor: Doris Ryffel-Rawak schreibt in ihrem Buch über Erwachsene mit ADHS daß ADHSler immer hochsensibel sind, daß aber nicht alle hochsensiblen Menschen ADHS entwickeln1.2 S.23f. Hochsensible Menschen reagieren auf Einzelreize, die normal veranlagten Menschen noch harmlos erscheinen, manchmal extrem und werden von Dauerberieselung mit Geräuschen oder anderen Sinneszreizen schneller in einen Dauerstreßzustand gebracht. Dafür wie oft ADHSler Reize, die andere kaum registrieren, als überwältigend stark wahrnehmen können, bringt Ryffel-Rawak in ihren Büchern viele Beispiele1., ein selbst erlebtes Beispiel ist meine Reaktion auf einen Befehlston in einem Spiel, der mich Sekundenlang buchstäblich erstarren ließ:
VA265.1.3 Kersti: Zahlenkaiser: Die Stimme des Lehrers hat mir buchstäblich wehgetan

Ebenso verheerend wirkt sich die Forderung aus, daß sich die persönliche Veranlagung gefälligst nicht darauf auswirken solle, was einem ADHSler gut gelingt und was schlecht.
VA265.2.1 Kersti: Erlernte Hilflosigkeit wegen Fehlanforderungen
Genauso wenig wie der Hochbegabte auf Befehl dumm sein kann und deshalb Probleme bekommt, wenn von ihm verlangt wird, er solle gefälligst normale Leistungen bringen oder umgekehrt minderbegabte Menschen plötzlich die Leistungen bringen können, die für ein Abitur erforderlich sind, kann der ADHSler an seinen persönlichen Schwachpunkten überragende Leistungen erbringen.
O6: Kersti: Hochbegabung als Verständigungshindernis, OI6.

 
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2.3 Autismus: Hochsensible auf dem Rückzug

Daneben kann Hochsensibilität auch zu einem zweiten Bild der Anpassungsstörung führen, nämlich Autismus oder dem Asperger-Syndrom. In den beiden Erfahrungsberichten, bei denen ein zunächst schwer autistisch gestörtes Kind letztlich zu einem gesunden Erwachsenen heranwächst, spielt die Notwendigkeit das Kind vor Reizüberflutung zu schützen und auf seine vom Durchschnitt abweichenden Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen dann auch eine erhebliche Rolle bei der Planung der Therapie durch die Eltern7., 8.. Während bei ADHS Konzentrationsstörungen durch erzwungene oder durch die Umstände (z.B. Schule) aufgezwungene Reizüberflutung im Vordergrund steht, stehen bei Autismus und Asperger zwischenmenschliche Probleme, weil der Betroffene aus seiner Hypersensibilität heraus die Welt so anders wahrnimmt, daß er einerseits nicht versteht, warum seine Mitmenschen erwarten, daß man seine Gefühle ausspricht, statt sie zu spüren. Andererseits führt die Überflutung mit Sinneswahrnehmungen und Gefühlen aber häufig zu einem unterschiedlich stark ausgeprägen sozialen Rückzug. In seiner Extremform verdrängt der Autist alle Gefühle und versucht weder Gefühle von anderen wahrzunehmen noch selber welche zu fühlen. Mit diversen ritualisierten Trickes, versucht er seinen Körper auf einen Zustand einzuschwingen, der keine massive Überforderung darstellt. Das ist der Autist der sozial nicht erreichbar ist, der nicht sprechen kann und extrem auf Ordnung besteht und Musik und das drehen von Gegenständen verwendet, um sich in einen entspannten Zustand zu bringen. Auf Reizüberflutung reagiert er mit langanhaltendem schrillen Geschrei. Wenn ihm die Anpassung besser gelingt, zeigt sich vor allem, daß Reizüberflutung zu vermeiden sucht, indem er Leute nicht ansieht und soziale Kontakte auf ein geringeres Maß als üblich beschränkt. Viele soziale Konventionen sind ihm unverständlich, weil der zu deutlich sieht, was beim anderen los ist. Waum muß ich andere grüßen, wenn man doch auch so merkt, ob er einen mag? Warum muß ich Gefühle mitteilen, wenn man das doch spürt? Warum leugnen die Leute Gefühle und Gedanken, die sie doch offensichtlich haben und man muß auf etwas ganz anderes reagieren, das völlig unklar ist. (Klar, wenn man das Gesicht nicht anschaut, sieht man den Gesichtsausdruck auch nicht.)
VB189. Kersti: Autismus - Gedanken zu einem rätselhaften Phänomen

Viele Menschen weisen sowohl einige ADHS-Symptome als auch einige Symptome von Autismus auf und die beiden Diagnosen treten gehäuft in denselben Familien auf14. S.146f.

 
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2.4 Helfersyndrom: Hochsensible, die in der Kindheit als Therapeuten mißbraucht wurden

In der Kindheit birgt die mit Hochsensibilität verbundene therapeutische Begabung das Risiko, von Erwachsenen gegen den eigenen Willen und ohne daß die Grenzen des Kindes beachtet werden, als Therapeut mißbraucht zu werden, wie das Autor: Alice Miller in ihrem Buch " Buch: Das Drama des begabten Kindes" allgemein für Kinder mit therapeutischer Begabung beschreibt2.; 5. S.55. Dieser emotionale Mißbrauch kann dann im Erwachsenenalter zum Helfersyndrom führen, das Autor: Wolfgang Schmidbauer in " Buch: Die hilflosen Helfer. beschreibt2.; 3..
O11.3.3.1 Kersti: Das zum Familientherapeuten erzogene Kind

 
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2.5 Gesunde Hochsensible: Es geht auch anders!

Neben Hochsensiblen, die erkennbare Probleme mit der Anpassung haben, gibt es andere Hochsensible, die gut in die Gesellschaft integriert sind und keine erkennbaren Krankheitssymptome aufweisen. Hochsensibilität muß nicht zur Krankheit führen.

Wie jeder andere Mensch werden Hochsensible krank, wenn an sie Anforderungen gestellt werden oder ihnen Belastungen zugemutet werden, die sie mit ihrer Veranlagung nicht erfüllen oder vertragen können. Da sie Hochsensibel sind, können sie einerseits aufgrund ihrer Feinfühligkeit Leistungen bringen, die andere so nicht bringen können, andererseits reagieren sie aber auf eine Überflutung mit Sinneswahrnehmungen und soziale Probleme heftiger als andere Menschen und sind dadurch wesentlich schneller überfordert.

Bestimmte Anforderungen und Umstände, die der normal veranlage Mensch problemlos bewältigt, überfordern den Hochsensiblen schnell oder auf lange Sicht, andere Anforderungen, die der normal veranlagte nicht bewältigen kann, sind für den Hochsensiblen manchmal durchaus leicht zu erfüllen. Wenn man an ihn die Anforderung stellt, er hätte gefälligst normal zu sein und sich wie jeder Normale zu verhalten wird der Hochsensible krank, weil er andere Bedürfnisse und andere Fähigkeiten hat, als die Mehrheit der Menschen. Wenn man ihm erlaubt, nach seinen eigenen Bedürfnissen zu handeln und in Bereichen zu arbeiten, wo er seine Stärken hat, ist er gesund und eine Bereicherung für die Gesellschaft.

Christa und Dirk Lüling behaupten in ihrem Buch es gäbe Unterschiede zwischen Hochsensiblen und ADHSlern4. S.48f. Tatsächlich sind aber ausnahmslos alle Eigenarten von denen sie meinen, sie würden auf Hochsensible aber nicht auf ADHSler zutreffen, typische Eigenarten von ADHSlern.

 
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3. Der gesellschaftliche Nutzen von ADHS

3.1 Evolutionsstabile Genhäufigkeiten: ADHS ist zu häufig, als daß es nutzlos sein könnte

5-10% der Menschen in unserer Gesellschaft haben ADHS, auch ADS genannt. ADHS ist genetisch bedingt, aber nur bei einem Teil der Menschen mit dieser Veranlagung wird ADHS diagnostiziert. Bei einem so hohen Prozentsatz, ist die Annahme daß es sich dabei um eine Veranlagung handeln würde, die überwiegend oder ausschließlich schädlich ist, nicht realistisch. Etwas, was nur Nachteile hat, hält sich nicht so lange in einer Häufigkeit von über 5% in einer so großen Population, wie es die Menschheit ist.

Also muß die Veranlagung zu ADHS auch positive Seiten haben, die in der Häufigkeit von 5-10% den Menschen mit ADHS genausogute Chancen im Leben ermöglichen, wie den 90-95% Normalbegabten.

 
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3.2 Vorteile von ADHS: Kreativität, Intuition, Synthetisches und vernetztes Denken

ADHS hat aber nicht nur Nachteile.

Daß das Gehirn weniger Daten aussortiert hat zufolge daß sie sich oft mit mehreren Themen gleichzeitig befassen:
VA274. Kersti: 3.1 ADHSler sind Multitaskingfähig

ADHSler viele interessante Assoziationen und Ideen zu allem was ihnen begegnet haben und deshalb oft der Ideenlieferant für eine ganze Arbeitsgruppe sind.
VA267. Kersti: Die Spanne zwischen Dogmatismus, Kreativität und Chaos - oder - Ist Ritalin bei ADHS Doping?

ADHSler sich bei allem was sie hören oder lesen an mehr Details aus anderen Lebensbereichen erinnern und deshalb sehr gut darin sind, Wissen auf andere Forschungs- und Arbeitsbereiche zu übertragen.

ADHSler sind bei allen kreativen Berufen im Vorteil gegenüber allen nicht-ADHSler die ansonsten eine ähnliche Begabungsstruktur aufweisen.

ADHSler können komplexe Probleme mit mehreren logischen Pfaden besser durchschauen als nicht ADHSler (vernetztes Denken). Vernetztes Denken wird auf meiner Internetseite in den Gedankenkristallartikeln behandelt.
V237. Kersti: Der Gedankenkristall

Sie sind besser darin, scheinbar zusammenhanglose Einzelheiten zu einem logischen Gesamtbild zusammenzufügen (Synthese). Das ist darauf zurückzuführen, daß sie zu jeder Einzelheit mehr Assoziationen haben.

Sie haben mehr Intuition. Auch das ist darauf zurückzuführen, daß weniger Daten ausgefiltert werden.
V240. Kersti: Intuition

Tatsächlich gibt es einige Klischees die offensichtlich durch ADHSler angeregt wurden

 
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3.3 Der zerstreute Professor

Bei dem zerstreuten Professor handelt es sich offensichtlich um Personen, bei denen ADHS mit Hochbegabung zusammentrifft. Die ADHS-typische Kreativität versorgt ihn mit Ideen, die er als Erfinder umsetzen kann. Ein Professor mit ADHS ist in der glücklichen Lage, daß er die Aufgaben, die ihm nicht liegen, an Hilfskräfte wie die Sekretärin oder Studenten delegieren kann.

Wenn ADHS und Hochbegabung zusammenkommen, ist es besonders wichtig, darauf zu achten, daß der Betroffene nicht untergeht, denn die Kreativität wird in der Schule eher als unbequem wahrgenommen, während man Leuten mit einer hohen Flüchtigkeitsfehlerrate oft Dummheit unterstellt.
VA231.3 Kersti: Die unpraktischen Teile der Intelligenz
Gleichzeitig wirkt sich bei ADHS Unterforderung und Langeweile besonders verheerend aus.
VA274. Kersti: 2. Ein ADHSler langweilt sich nicht, wenn er eine "langweilige Routinearbeit" erledigt
VA254. Kersti: ADHS: Du kannst ja, wenn Du willst!

 
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3.4 Der überdrehte Künstler

 
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3.5 Der feinfühlige Psychologe

Daß ADHSler ihre eigenen Gefühle stark wahrnehmen und stark auf andere reagieren hat bei der Arbeit als Psychologe oder Lebensberater den Vorteil daß sie Gefühle und psychologische Zusammenhänge differenzierter betrachten können als andere Menschen und ihren Patienten dabei helfen können das für sich selber ebenso differenzier auseinanderzudifferenzieren. Bücher die sich mit diesem Zusammenhang beschäftigen, benutzen meist nicht den Ausdruck ADHS, sondern Hochsensibilität4., 5.. Da Menschen die zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Leben die ADHS-Symptomatik ausprägen, immer hochsensibel sindKurzfassung: 1.2 S.23f, Beispiele: 1. alle drei Bücher, treffen die allgemeinen Aussagen zu Hochsensibilität auf sie zu, auch wenn nicht jeder Hochsensible die ADHS-Symptomatik ausprägt4. S.48ff. Die Aussage, daß man entweder hochsensibel wäre, oder ADHS hätte ist also falsch, da ADHSler immer auch hochsensibel sind.

 
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3.6 Der Hellsichtige

ADHS ist nicht die einzige Möglichkeit, wie ein Mensch zu mehr feinstofflichen Wahrnehmungen kommen kann und nicht jeder, der ADHS hat hat feinstoffliche Wahrnehmungen. Daß das Gehirn des ADHSlers weniger Daten ausfiltert, bedeutet jedoch auch, daß sie sich feinstoffliche Wahrnehmungen leichter bewußt machen können, daher ist ADHS unter spirituell arbeitenden Menschen häufig und Kinder mit ADHS haben öfter spirituelle Fähigkeiten.6.
VA256. Kersti: Werden Indigokinder irrtümlicherweise auf ADHS behandelt?

 
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4. Sinnvoller Umgang mit ADHS

VA265.1.5 Kersti: Wann arbeitet ein ADHSler gut, wann schlecht?
VA265.3.2 Kersti: Wutanfälle können helfen Streß auf ein handhabbares Maß abzubauen
VA265.3.3 Kersti: Wenn mich jemand mitten in einem Lied unterbricht, zerreißt mir das das Herz und sie behauptete ernsthaft, solche Empfindungen gäbe es nicht

 
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4.1 Das Krankheitgefühl bei ADHS und was man dagegen tun kann

Um dieses Krankheitsgefühl nicht spüren zu müssen, gibt es mehrere Strategien:

 
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4.2 Sinnvoller Umgang mit Stimmungsschwankungen

Die Neigung zu Stimmungsschwankungen hat die Wirkung, daß Kritik sorgfältig formuliert werden muß, weil der Mensch mit ADHS sofort in ein Loch fällt, wenn er das Gefühl bekommt, daß man ihn nicht so akzeptiert, wie er ist. Wichtig ist, daß Kritik die diesen Ansprüchen nicht genügt, führt dazu, daß das Verhalten des Betroffenen sich nicht verbessert sondern verschlechtert, weil der Betroffene jedesmal, wenn er versucht, das richtig zu machen, für das er kritisiert wurde, wieder an die Kritik denken, muß und dadurch so negativ gestimmt werden kann, daß er buchstäblich unfähig wird, diese Arbeit zu tun.

Ein ADHSler der sagt, daß er nicht einsieht, warum Menschen bestimmte Dinge von ihm wollen, tut das weil er anders ist als die meisten und deshalb andere Wünsche ihm logisch erscheinen. Eine solche Aussage beantwortet man, indem man ihm erklärt, warum es für einen selbst oder die meisten Menschen wichtig ist, daß der ADHSler sich so verhält.

 
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4.3 Sinnvoller Umgang mit Ablenkbarkeit

Um erreichen, daß die Ablenkbarkeit nicht zu große negative Auswirkungen hat, gibt es diverse Strategien, die der Betroffene selbst anwenden kann:

 
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Quellen

Dieser Artikel beruht auf meinen eigenen Erfahrungen als Betroffene und Therapeutin.
VA248. Kersti: Wie funktioniert Psychotherapie?
Wenn ich therapeutisch arbeiten greife ich oft auf das Wissen meiner feinstofflichen Anteile zurück und integriere geistheilerische Methoden in meine Arbeit.
VA299. Kersti: Fragen beantworten: Das Wissen der eigenen feinstofflichen Anteile
VA131. Kersti: Heilung durch Arbeit an den feinstofflichen Körpern

Weitere Quellen waren:

Kersti


Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.