8/2008
VB58.
Äußere und innere DisziplinÄußere DisziplinÄußere Disziplin ist eine Disziplin die von Außen durch Druck aufgezwungen wird. Den Sinn der einzelnen Regeln sieht der Betroffene nicht ein und er wird aufhören diszipliniert zu sein, sobald der Aufsichtführende wegschaut oder zu wenig Zwang aufwendet.
So funktioniert Moral auf Niveau eins von Kohlbergs Moralstufen. Verinnerlichte äußere DisziplinWenn ein Mensch die äußeren Regeln, nach denen sich die Disziplin richtet, verinnerlicht und als richtig übernimmt, dann handelt es sich um verinnerlichte äußere Disziplin. Sie funktioniert auch dann, wenn niemand die Regeln kontrolliert.
In der Psychoanalyse, wird eine solche Verinnerlichung der äußeren Disziplin als Über-Ich-Konstruktion bezeichnet. Das Über-Ich vertritt die moralischen Maßstäbe, Werte und Einstellungen in der Persönlichkeit, die aus der Familie und Gesellschaft übernommen wurden. Gegenüber dem Ich hat es die Rolle des Richters, gegenüber dem Es wehrt es wie ein Zensor unpassende Triebregungen ab. Aus Konflikten zwischen dem Über-ich, Ich und Es entstehen Verdrängungen und ihre Folgen.
So funktioniert Moral auf Niveau zwei von Kohlbergs Moralstufen. Autonome innere DisziplinWenn die Person jede einzelne Regel, zuerst anhand grundlegender moralischer Prinzipien überprüft ob sie im konkreten Einzelfall immer noch richtig oder falsch ist, da die ursprünglich zur Aufstellung dieser Regel führenden Gründe hier nicht vorliegen und sich auch eigene Regeln schafft, bevor sie die richtigen und eigenen Regeln befolgt, so handelt es sich um eine autonome innere Disziplin.
So funktioniert Moral auf Niveau drei von Kohlbergs Moralstufen.
Auswirkungen von DisziplinDisziplin ist das Maß, in dem ein bestehendes Regelwerk eingehalten wird. Zu viel Disziplin führt zu Streß, weil die Betroffenen zu sehr unter Druck gesetzt sind, die Regeln einzuhalten. Zu wenig Disziplin führt zu Streß, weil niemand mehr weiß, womit zu rechnen ist, weil das Verhalten der anderen unvorhersehbar und störend ist.Die autonome innere Disziplin unterscheidet sich von äußerer und verinnerlichter äußerer Disziplin insofern, daß die aufgestellten Regeln die eigenen Bedürfnisse auch dann angemessen berücksichtigen können, wenn die eigenen Bedürfnisse sehr stark von den Bedürfnissen der meisten Menschen abweichen. Ebenso kann jeder eigene und fremde private Wunsch bei der Aufstellung der Regeln gleich mit eingebaut werden. Das führt dazu daß eine hohe Disziplin bei der Einhaltung der Regeln möglich wird, ohne Streß hervorzurufen. Menschen mit autonomer innerer Disziplin sind deshalb sehr konsequent bei der Einhaltung ihrer selbst aufgestellten Regeln, ohne dadurch in Streß zu geraten. Andererseits führt autonome innere Disziplin auch dazu, daß die Betroffenen immer wieder konsequent gegen diejenigen Regeln der Außenwelt handeln, die den inneren Regeln eklatant widersprechen. Das führt bei Menschen mit verinnerlichter äußerer Disziplin regelmäßig zu Streß, besonders, weil Druck ausüben dagegen nicht hilft. Derjenige mit autonomer innerer Disziplin muß also lernen, daß Regelsysteme als solche für andere wichtig sind und darauf Rücksicht nehmen, sofern keine wichtigen Gründe dem entgegenstehen.
Wieviel Disziplin ist gut?Wie man sich nach Betrachten der unterschiedlichen Arten der Disziplin denken kann, ist es bei autonomer innerer Disziplin völlig sinnlos gegen den eigenen Kodex zu verstoßen. Je mehr Disziplin desto besser. Andererseits kann die Disziplin eines Menschen mit autonomer innerer Disziplin auf andere völlig undiszipliniert wirken, weil sie beispielsweise im Falle von ADHS Regeln beinhalten kann wie: Wenn ich mich gerade gut genug fühle, um ungeliebte Routinearbeiten zu machen, mache ich das sofort. Wenn die Fehlerquote über ein bestimmtes Maß steigt, breche ich Routinearbeiten ab. Oder dasselbe auch für nächtliche zündende Ideen und bei der Arbeit an einen toten Punkt kommen. Andere Leute mit autonomer innerer Disziplin wirken auch auf andere Menschen sehr diszipliniert, weil sie eine andere Veranlagung haben und ein so unregelmäßiger Arbeitrythmus ihnen nur schaden und nichts bringen würde.Verinnerlichte äußere Disziplin ist auch für Außenstehende leicht als Disziplin zu erkennen, da ja immer von außen vorgegebene Regeln übernommen wurden, die deshalb auch anderen bekannt sind. Sie darf aber nicht vollständig durchgezogen werden, weil der Betroffene damit seine eigenen Bedürfnisse teilweise übergehen und sich letztlich kaputt machen würde. Äußere Disziplin macht nur dann wirklich Sinn, wenn der Betreffende zu den anderen beiden Arten der Disziplin noch nicht fähig ist, weil er in der Moralentwicklung noch nicht weit genug ist. Und es ist extrem wichtig, daß sie nur behutsam und bei wichtigen Dingen angewendet wird. Das Schwergewicht sollte darauf liegen, den Betroffenen im Denken weiterzubringen, damit er nach und nach die anderen beiden Arten der Disziplin erwirbt.
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
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